250 Jobs stehen vor dem Aus

Das Ende naht: Der Betonpumpenspezialist Putzmeister will am Standort Gründau-Rothenbergen 250 Stellen streichen. Foto: Andreas Ziegert

Von Andreas Ziegert

Putzmeister-Schließung: Politik und Gewerkschaft reagieren geschockt.

Gründau – Der Schock nach der Ankündigung des Unternehmens Putzmeister, den Standort in Gründau-Rothenbergen zu schließen und damit 250 Arbeitsplätze abzuschaffen, sitzt tief: „Mich hat das völlig überrascht“, sagte Hans Kroth (SPD), Erster Beigeordneter der Gemeinde Gründau, zu den Plänen. Der Betonpumpenspezialist will die 250 Arbeitsplätze in Gründau in die Türkei verlagern und den Standort nach über drei Jahrzehnten komplett aufgeben. Gewerkschaft und Politik reagieren empört auf die Pläne.

Der Betonpumpenspezialist Putzmeister verlagert die Produktion von Stahlkomponenten in die Türkei und streicht dafür 250 Stellen am Standort in Gründau-Rothenbergen. Das hat das Unternehmen, das einem chinesischen Investor gehört, mitgeteilt. Begründet wird die Entscheidung mit einem steigenden Kostendruck.

Vor fünf Jahren hatte Putzmeister mit den bundesweit insgesamt 3200 Beschäftigten des Unternehmens noch eine Standortsicherungsvereinbarung getroffen, die eigentlich bis 2028 Gültigkeit besitzt. Die Produktion von Stahlkomponenten in Rothenbergen soll bereits Ende 2024 auslaufen. „Absatzmärkte verändern sich und die Preisgestaltung ist in vielen Märkten zunehmend der entscheidende Wettbewerbsfaktor. Mit diesem Schritt begegnen wir den wachsenden Herausforderungen im Markt nachhaltig“, so Christoph Kaml, Geschäftsführer der Putzmeister Gruppe. Die Maßgaben der Standortsicherungsvereinbarung sollen bei den Gesprächen mit den Arbeitnehmern berücksichtigt werden, dabei sollen „sozial-verträgliche Lösungen“ gefunden werden. Was das genau heißt, ist noch unklar.

Zuletzt gab Putzmeister an, 270 Mitarbeiter in Gründau zu beschäftigten. Die Stahlkomponenten sollen zukünftig in Çerkezköy in der Türkei gefertigt werden – dort hat das Unternehmen bereits einen Standort. Neben Gründau will Putzmeister auch die Fertigung von Fahrmischern aus Heimertingen bei Memmingen nach Kocevje in Slowenien verlagern, wo das Unternehmen ebenfalls bereits einen Sitz hat. Betroffen sind in Heimertingen 30 Beschäftigte.

Kräftig investiert werden soll dagegen in den Stammsitz in Aichtal (Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg). Dort hat das Unternehmen rund 1100 Beschäftigte. Geplant sind laut Unternehmensangaben Investitionen zur Steigerung der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Im Jahr 2012 hat der chinesische Baumaschinenhersteller Sany Putzmeister übernommen, der Kaufpreis lag bei 525 Millionen Euro.

Der Deal galt damals als eine der ersten großen Investitionen eines chinesischen Unternehmens in der Bundesrepublik. Der Umsatz der Putzmeister Gruppe wird aktuell auf eine runde Milliarde Euro geschätzt.

Der Gründauer Beigeordnete Hans Kroth denkt zunächst an die Arbeitnehmer: „Viele hoch qualifizierte Kräfte, für die ist das natürlich besonders schlimm“, geht er dennoch davon aus, dass die meisten schnell eine neue Beschäftigung finden.

Die Betriebsräte der betroffenen Werke in Gründau und Aichtal/Heimertingen äußerten sich bestürzt über die Entscheidung des Managements. Insbesondere verwiesen sie auf den im Jahr 2019 vereinbarten umfangreichen Standortsicherungstarifvertrag.

Der Betriebsratsvorsitzende des Werks Gründau, Alexander Müller, sagte: „Die Beschäftigten stehen jetzt vor ihrem existenziellen Ruin.“ Kevin Eckert von der IG Metall Hanau-Fulda äußerte sich ebenfalls erschüttert und kündigte an, das weitere Vorgehen intensiv zu prüfen und sich gemeinsam mit den Beschäftigten für den Erhalt der Arbeitsplätze einzusetzen.

Jörg Löffler, Gesamtbetriebsratsvorsitzender, kommentierte die Entscheidung als „unternehmerisch völlig sinnfrei“, da sie den Erfolg der gesamten Gruppe gefährde. „Besonders verwerflich in diesem Zusammenhang ist, dass den Beschäftigten in Gründau in der vergangenen Betriebsversammlung im Dezember von der Geschäftsführung noch erklärt wurde, Gründau ist und bleibt das Leitwerk für Stahlbau in der Putzmeister-Gruppe.“

„Wir stehen voll und ganz hinter den Beschäftigten bei Putzmeister“, sagt auch Jakob Mähler, der Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. „Hier wird deutlich, dass es dem Unternehmen in chinesischer Hand nicht um eine Unternehmenssicherung, sondern um eine Gewinnmaximierung geht, ohne Rücksicht auf heimische Produktion“, kritisiert Mähler.