Ausstellung zur Gebietsreform

Vor 50 Jahren stieß die Gebietsreform teils auf erbitterten Widerstand. Flugblätter dokumentieren die Auseinandersetzung rund um den geplanten Großkreis. Foto: pm

Die Entstehung des Main-Kinzig-Kreises liegt mehr als 50 Jahre zurück. Ein Ereignis, das nicht bei jedem Bürger damals gut ankam.

Main-Kinzig-Kreis – Die seinerzeit in Hessen regierende sozialliberale Koalition hatte sich bereits 1970 das Ziel gesetzt, „größere Verwaltungseinheiten sowie leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise“ zu schaffen. Diese Zusammenschlüsse sollten ursprünglich freiwillig erfolgen. Doch es gab zum Teil erbitterten Widerstand aus der Bevölkerung.

Das Zentrum für Regionalgeschichte hat diese Entwicklung in einer Ausstellung zusammengefasst. Die interessante Präsentation auf 15 Tafeln wurde nun von Landrat Thorsten Stolz (SPD) offiziell eröffnet. Im September soll die Ausstellung dann in der Gemeinde Freigericht zu sehen sein.

„In den damaligen Landkreisen Schlüchtern, Gelnhausen und Hanau haben viele Orte den Weg der freiwilligen Fusion gewählt“, blickte der Landrat in seiner kurzen Ansprache zurück. So entstand bereits im Januar 1970 aus den fünf Gemeinden Altenmittlau, Bernbach, Horbach, Neuses und Somborn die neue Kommune Freigericht. Auch Erlensee und Hammersbach gehörten zu den ersten neuen Gemeinden. Die für das vergangene Jahr vorgesehenen Feierlichkeiten mussten jedoch aufgrund von Corona erst einmal verschoben werden.

Auf höherer Verwaltungsebene gab es deutlich weniger Zustimmung für die Schaffung des künftigen Großkreises.

„Schließlich war es das Landesgesetz, das zum 1. Juli 1974 aus den ehemaligen Landkreisen Hanau, Gelnhausen, Schlüchtern sowie der kreisfreien Stadt Hanau den Main-Kinzig-Kreis entstehen ließ“, zitierte Stolz die Chronik. Bis zur Kreistagswahl am 27. Oktober 1974 führten dann die ehemaligen Landräte Martin Woythal (Hanau), Hans Rüger (Gelnhausen), Dr. Eckard Momberger (Schlüchtern) sowie Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin als Staatsbeauftragte vorübergehend den neuen Großkreis.

„Die Auseinandersetzungen waren zum Teil sehr emotional, insbesondere im politischen Raum“, schilderte der Landrat. Schließlich ging es um die langjährige Selbstbestimmung, um persönliche Befindlichkeiten und konkrete Zuständigkeiten. Doch 50 Jahre später sei dieser umstrittene Reformprozess für den Kreis durchaus als eine Erfolgsgeschichte zu bewerten, wie die gute Entwicklung und die heutigen Wirtschaftsdaten zeigten. Die komplexen Umstände und Hintergründe der Gebietsreform im Main-Kinzig-Kreis hat unter anderem Magister Hans-Wolfgang Bindrim in einem grundlegenden Artikel für das aktuelle Mitteilungsblatt des Zentrums für Regionalgeschichte verfasst. Das Heft kann dort erworben werden.

Für die Ausstellung wurde dieser Veränderungsprozess, der erst 1977 mit dem Übergang von Bergen-Enkheim zur Stadt Frankfurt endete, in sinnvolle Themenblöcke gegliedert. Unter dem Titel „Aus Alt mach Neu“ geht es vorrangig um die statistischen Rahmendaten. Auf weiteren Tafeln werden die Inhalte und Ziele der Gebietsreform beschrieben sowie die gesetzlichen Grundlagen. Breiten Raum erhalten die unterschiedlichen Argumente und der organisierte Widerstand rund um dieses „zeitgeschichtliche Ereignis ersten Ranges“.

Für Landrat Stolz ist diese Reise zu den Anfängen des Kreises „ein spannendes und lohnendes Erlebnis“. Schließlich wirken die Veränderungen bis heute nach und die alten Gliederungen haben teilweise immer noch Bestand. Bezeichnend sei auch, dass es bis 2005 gedauert habe, bis schließlich auch die Verwaltung mit ihrem zentralen Sitz in Gelnhausen diese Entwicklung nachvollzogen habe.

Wie Landrat Stolz mitteilt, sind die Tafeln als Wanderausstellung zu verstehen. Die ersten Stationen sind bereits organisiert. Zudem dankte er der Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte, Christine Raedler, für die gelungene Umsetzung dieses Themas. Unterstützt wurde sie dabei von den Studienpraktikanten Joselyn Grimm, Dominik Rot und Jan Leske. thb