Bedarf aktuell nicht gedeckt

Trotz eines neuen Rekordbestands mit über 201 000 Wohnungen im Main-Kinzig-Kreis zum Jahresende 2021 und einem Plus von 0,9 Prozent gegenüber dem Jahr davor ist der Bedarf höher. Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa

Reichen 201 810 Wohnungen aller Art und Größe für 423 465 Menschen? Ersteres ist der Bestand an Wohnungen, der im Main-Kinzig-Kreis zum 31. Dezember 2021 gezählt wurde, Letzteres ist die Zahl der Menschen aller Altersklassen, die zum gleichen Zeitpunkt hier ihren Wohnsitz hatten.

Region – Das war ein Wohnungsplus gegenüber dem Vorjahr um 1748 beziehungsweise 0,9 Prozent und damit neuer Rekordbestand. Das geht aus einer Mitteilung des Zeitungsdiensts Südwest (ZDS) zum Wohnungsbestand im Main-Kinzig-Kreis hervor.

Die Zahlen seien demnach die jüngsten, die in die regionale Wohnungsbestandsstatistik der Regionaldatenbank Genesis eingestellt wurden. Ob die Wohnungszahl reicht, sagt die Datenbank nicht. Aber das Wohnungsbedarfsmodell des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sei ebenfalls aktualisiert worden und aus diesem lasse sich ableiten, dass der Wohnungsbestand im Main-Kinzig-Kreis um 2042 Wohnungen hätte wachsen müssen: Der Bedarf an zusätzlichen Wohnungen sei durch den Wohnungsbestand so gesehen derzeit nicht gedeckt. Insgesamt gab es im Main-Kinzig-Kreis zum Stichtag 102 257 Gebäude mit Wohnungen. Im Vorjahr lag die Zahl bei 101 594.

Was der Mensch sich wünscht, wenn er wohnen könnte, wie er wollte, lässt sich laut ZDS aus Umfragen ablesen: vor allem Platz. „Am häufigsten wünschen sich die Menschen eine Wohnfläche zwischen 100 und 150 Quadratmetern“, berichtet beispielsweise der Wohnungsfinanzierer Interhyp. Gute Lage, Balkon oder Garten, Arbeitsplatznähe und gute Infrastruktur stünden auf den weiteren Plätzen der Wunschlisten. Welche der 201 810 vorhandenen Wohnungen im Main-Kinzig-Kreis diesen Idealen nahekommen, werde statistisch allerdings nicht erfasst.

Bei der Frage, ob der Mensch lieber verdichtet oder auf Abstand wohnt, lasse sich die Antwort hingegen daraus ableiten, für was Bauherren ihr Geld ausgeben: Der größte Traum der Menschen ist und bleibt das eigene Haus für die Familie. 64 063 Einfamilienhäuser gibt es laut Statistik mittlerweile allein im Main-Kinzig-Kreis (Vorjahr: 63 553).

Aber nicht für jeden ist dieser Traum bezahlbar. Im erfassten Zeitraum waren die Zinsen niedrig. Inzwischen steigen sie an. Da bleibt die Eigentumswohnung oder das Wohnen zur Miete in einem der 14 815 Mehrfamilienhäuser (Vorjahr: 14 689) als einkommensbasierte Alternative (wobei der Staat ja bei Bedarf mit Wohngeld hilft). Als Mehrfamilienhäuser gelten alle Wohngebäude mit drei und mehr Wohnungen. Dazu kommen Häuser mit zwei Wohnungen, bei denen oft der Vermieter mit im Haus wohnt. Von diesem Haustyp gibt es laut ZDS im Main-Kinzig-Kreis 23 232 (Vorjahr: 23 205). Große Wohnungen mit fünf Räumen (einschließlich Küche) und mehr waren im Main-Kinzig-Kreis zuletzt inklusive der Einfamilienhäuser insgesamt 94 753 erfasst, heißt es in dem Bestandsbericht. Das seien rund 47 Prozent des Bestandes. 51 543 Wohnungen (25,5 Prozent) verfügten über vier Räume, 36 997 Wohnungen (18,3 Prozent) waren Dreizimmerwohnungen, 14 814 (7,3 Prozent) hatten zwei Räume und 3703 ein Zimmer (1,8 Prozent).

Die durchschnittliche Wohnungsgröße Deutschlands im erfassten Zeitraum „betrug rund 92 Quadratmeter, aufgeteilt auf 4,4 Wohnräume“, sagt das Statistische Bundesamt. Da sei die Korrelation aber mit Vorsicht zu genießen, auch mit Blick auf den demografischen Wandel, sprich die Altersstruktur der Bevölkerung und die Haushaltsgröße.

Am wachsenden Wohnungsbedarf ändere das aber nichts, solange Zuzug den Bevölkerungsschwund mehr als ausgleicht. Die IW-Wissenschaftler hätten das in ihrer Prognose des Wohnungsbedarfs berücksichtigt und bis einschließlich 2025 vorausberechnet, wie viele Wohnungen im Main-Kinzig-Kreis jährlich zusätzlich angeboten werden müssen, um mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt zu halten. das