Bericht: Altenpfleger sind häufiger krank

Die Personalknappheit in der stationären Altenpflege wird offenbar zu einem immer größeren Problem – und das nicht nur wegen der Coronavirus-Pandemie. Zu diesem Schluss kommt jetzt auch die Barmer Ersatzkasse.

Region – Ihr neuester Gesundheitsreport für das vergangene Jahr zeigt in Hessen einen weit überdurchschnittlich hohen Krankenstand unter Altenpflegekräften. Auch in vielen Pflegeeinrichtungen im Main-Kinzig-Kreis wird über einen hohen Krankenstand geklagt.

Statistisch betrachtet lag der Krankenstand unter Hessens Altenpflegekräften im Jahr 2020 mit rund 8,2 Prozent weit über Hessendurchschnitt aller Berufe, wo ein Anteil von 5,1 Prozent unter allen erwerbstätigen Mitgliedern der Kasse errechnet wurde. Experten gehen da-von aus, dass es ähnliche Tendenzen auch bei den anderen großen Krankenkassen gibt. Bemerkenswert ist den Statistikern auch dies: Rückenbeschwerden sowie psychische Erkrankungen rangieren unter den Krankschreibungsdiagnosen bei Altenpflegekräften auf den vorderen Plätzen. Der Landeschef der Barmer, Martin Till, sagte: „Das aktuell eingesetzte Personal ist nicht ausreichend, um gesunde Arbeitsbedingungen in der Altenpflege zu gewährleisten.“

Das bestätigt aktuell auch der Geschäftsführer der Alten- und Pflegezentren im Main-Kinzig-Kreis, Reinhold Walz, gegenüber unserer Zeitung: „Nicht erst seit der pandemischen Lage zeichnet sich ein deutlicher Mangel an Fach- und Hilfskräften in der Altenpflege ab. Hiervon sind auch die Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises betroffen.“ Der Landkreis zählt zu den großen Einrichtungsträgern in der Altenpflege. Dort werden rund 1000 Bewohnerinnen und Bewohner in zwölf Häusern betreut. Walz legt allerdings Wert darauf, dass in seinem Bereich „dennoch eine qualitativ gute Pflege und Betreuung gewährleistet werden kann“.

Der aktuell sehr hohe Krankenstand in den kreiseigenen Einrichtungen wird vor allem durch saisonal bedingte Erkrankungen oder angeordnete Quarantäne, aber auch aufgrund von Erschöpfung verursacht. Die Lücken müssten dann vielfach durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgefangen werden, die dafür Mehrarbeit leisten müssen sowie durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Leiharbeitsunternehmen.“ Barmer-Landeschef Till sieht darin zusätzliche Herausforderungen: „Die Arbeit in krankheitsbedingt verkleinerten Teams kann die Belastung für die verbleibenden Beschäftigten zusätzlich erhöhen. So entsteht ein Teufelskreis, der zu immer höheren Krankenständen führen kann.“

VON REINHOLD SCHLITT