Es sind stürmische Zeiten / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Das Jahr 2020 ist gerade mal 67 Tage alt und ganz schön turbulent. Wir durchleben stürmische Zeiten. Ob Gesundheit, Wetter, Politik oder Gesellschaft. Jetzt hat es auch den Sport, ich meine den Fußball, erwischt. Das Virus Corona erreicht Deutschland, am 28.01. wurde der erste Fall bestätigt. Dann kam es zum politischen Dammbruch, ein FDP-Politiker ließ sich mit den Stimmen von CDU und AfD am 5. Februar zum Ministerpräsidenten von Thüringen wählen. In der Folge trat die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer zurück und die CDU stürzte in ihre größte Krise seit ihrem 70-jährigen Bestehen.

Danach fegte der Orkan Sabine am 9. und 10. Februar über Deutschland. In Hanau brachte ein Rechtsradikaler am 19. Februar zehn Menschen und dann sich selber um. In Volkmarsen fuhr am 24. Februar ein Mann ungebremst in die Zuschauermenge eines Karnevalsumzuges und verletzte über 80 Menschen, darunter viele Kinder. Tatmotiv noch nicht geklärt. Das Coronavirus hat am 28. Februar Hessen erreicht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan öffnete wegen der Kämpfe um die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens die Grenzen seines Landes zur EU. „Wir haben die Tore geöffnet“, sagte Erdogan am 29. Februar in Istanbul. Sein Land könne „eine neue Flüchtlingswelle nicht bewältigen“. Die EU müsse jetzt ihre „Versprechen halten“ und ihren „Teil der Last“ übernehmen. Folgen ebenfalls noch ungewiss. Und nun noch die nicht hinzunehmenden Vorkommnisse in Deutschlands Fußballstadien, die ebenfalls am 29. Februar beim Spiel in Hoffenheim beim Spiel gegen Bayern München eskalierten und ihren derzeitigen Höhepunkt fanden. Ultras haben seit Jahren den Mäzen der TSG Hoffenheim, Dietmar Hopp, im wahrsten Sinne des Wortes im Visier. Ausgerechnet die Bayernfans brachten das Fass zum überlaufen. Es muss dabei als Synonym herhalten. Gemeint ist die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballes. Am 3. März wurde der erste Corona-Fall im Main-Kinzig-Kreis bestätigt. Da kann man getrost von stürmischen Zeiten sprechen. Die Stürme, oder besser gesagt Konflikte, könnten alle positiv enden. Wir müssten nur wollen. Und da fängt es an! Ruhe bewahren. Hass und Gewalt dürfen unser Leben nicht bestimmen. Die Verrohung der Sprache muss gestoppt werden. Respekt und Wertschätzung müssen wieder gelebt werden. Wir brauchen eine Streitkultur, die lösungsorientiert ist und niemanden ausschließt. Streitkultur zu besitzen bedeutet, mit Worten und Medien den eigenen Standpunkt vertreten zu können, ohne dem Anderen abzusprechen, dass auch er einen abweichenden Standpunkt besitzt und besitzen darf. Streitkultur schließt ferner die Überzeugung ein, dass der Streit grundsätzlich Positives bzw. Bedeutendes hervorbringen kann, da er alte Normen und Fakten infrage stellt und nach der Möglichkeit von Alternativen Ausschau hält, unabhängig davon, wie nützlich, überholt oder angemessen das Bewährte auch ist. Ich jedenfalls will Teil der Lösung sein und nicht Teil des Problems. Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes sagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Ei Gude, wie!