Faszinierende Wissenschaft

Der Astrologische Arbeitskreises Freigericht bietet wieder öffentliche Vorträge an. Bei der zweiten Veranstaltung seit der pandemiebedingten Pause erzählte der zweite Vorsitzende Siegfried Langstrom vor allem von den Größenordnungen im All. Foto: Vincent Büssow

An einem sternenlosen Freitagabend trifft sich die kleine Gruppe aus Hobby-Astronomen und interessierten Gästen. Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause hat der Astronomische Arbeitskreis Freigericht (AAK) wieder zum öffentlichen Abend in die Kopernikusschule eingeladen.

Freigericht – Thema des Vortrags: Sensationstourismus. Auf einer Reise durch die Tiefen des Alls sollen die Schauplätze kosmischer Katastrophen besucht werden. Referent Siegfried Langstrof geht es aber vor allem darum, eine Vorstellung der gewaltigen Größenordnungen zu vermitteln, die im Universum herrschen. In der schuleigenen Sternwarte können die Besucher dann auch selbst durchs Teleskop schauen.

Knapp 30 Zuschauer sind dem Aufruf in die Kopernikusschule gefolgt. Viel mehr hätten auch nicht in den Klassenraum gepasst, der ganz im Zeichen der Astronomie eingerichtet ist: Teleskope reihen sich auf Schultischen aneinander, Pappplakate mit Weltraumfotos säumen die Wände. Die Kombination aus Hobby-Methodik und echter Fachkompetenz findet sich auch in dem Vortrag selbst wieder: Im besten Power-Point-Stil dotzen Bilder und Texte über die Projektionsfläche, fast jeder Folienübergang ist animiert. Gleichzeitig ist die pure Faszination des Weltalls nicht zu verneinen. Hört man Siegfried Langstrof an diesem Abend zu, bekommt man ein Gefühl dafür, dass das Universum brechend voll und gleichzeitig gähnend leer ist – Unendlichkeit eben. Die Welt der Astronomie ist eine, in der Temperaturen von 100 Millionen Grad herrschen, in der Objekte von der Größe eines Teelöffels tausende Tonnen wiegen, in der man 4,2 Jahre bei 1,08 Milliarden Kilometer pro Stunde (Lichtgeschwindigkeit) durch absolutes Nichts reisen kann. Regelmäßig ist allgemeines Geraune von den Schülerbänken zu hören, wenn der Referent einen neuen unvorstellbaren Größenvergleich auspackt.

Für Langstrof selbst ist die Begeisterung für den Weltraum allerdings eine intimere Angelegenheit. „Ich kenne nichts, was mich so ruhig macht, wie an einem Teleskop die Ringe vom Saturn oder die Oberflächenstrukturen auf dem Jupiter zu beobachten“, sagt der zweite Vorsitzende des AAK. „Sie sind draußen, es ist kalt, es ist dunkel, und Sie fühlen sich als Teil von etwas Großem.“ Für dieses Gefühl ist er sogar bis nach Namibia gereist, wo der Sternenhimmel noch ein ganz anderer ist als hierzulande. „Die Sterne werfen dort so viel Licht, dass Sie Ihren eigenen Schatten sehen können“, beschreibt Langstrof. „Da müssen Sie sich erst mal setzen.“

Geplant war eigentlich, auch den Besuchern des Vortrags die Möglichkeit zu geben, einen eigenen Blick in das Universum zu werfen. Von der Sternwarte der Kopernikusschule gibt es an diesem Abend jedoch wetterbedingt nur die Lichter umliegender Berge zu beobachten. Trotzdem wollen alle einmal durch das Teleskop schauen. Enttäuscht geht niemand nach Hause.

Für diejenigen, denen das als astronomische Erfahrung nicht reicht, hat Siegfried Langstrof noch einen besonderen Tipp: Die Hohe Geba im Sternenpark Rhön. „Der ist geschaffen worden als Naturschutzgebiet und auch als lichtverschmutzungsarme Zone“, erzählt er. Ortschaften nutzen hier spezielle Lampen, um abzudunkeln, wodurch ein unverfälschtes Bild der Nacht entsteht, das sonst in Europa nur selten zu finden ist. Schon bald soll es zudem einen gebührenden Anlass geben, um die etwa eineinhalb Stunden lange Fahrt von Freigericht auf sich zu nehmen. Aktuell wird nämlich der sogenannte Neandertaler-Komet, für seine ungewöhnlich grüne Farbe bekannt, zu sehen sein. Ein Ereignis, das selbst die erfahrenen Astronomen vom AKK noch nicht erlebt haben dürften – zuletzt war der Komet der Erde vor 50 000 Jahren so nah.

Die nächsten Vorträge, 24. März, 20 Uhr; 28. April, 20 Uhr; 23. Juni, 20 Uhr; 22. September, 20 Uhr; 28. Oktober (Tag der Astronomie), 20 Uhr; 17. November, 20 Uhr. Adresse: Kopernikusschule Freigericht, Konrad-Adenauer-Ring 25, Zugang zur Sternwarte von der Südseite, Eintritt frei, keine Anmeldung notwendig.

VON VINCENT BÜSSOW