Für zahngesunde Beißerchen

Vorschulkind Maria bekommt von der Zahnmedizinischen Fachassistentin Alexandra Bergmann (links) und der Zahnärztin Dr. Britta Keim eine Urkunde für ihre Teilnahme an der Zahnputzschule während der vergangenen Kindergartenjahre. Foto: pm

Der Arbeitskreis Jugendzahnpflege des Main-Kinzig-Kreises unterstützt Kindergärten und Schulen mit Veranstaltungen und Wissen zum Thema gesunde Zähne.

Main-Kinzig-Kreis – „Durch die Pandemie gab es zwar nur wenige persönliche Treffen, jedoch wurde mit den Kindern weiterhin das Zähneputzen geübt und es fanden Aktionen rund um die Mundgesundheit statt. Das ist ein wichtiges Thema, denn Kinder sollten frühzeitig lernen, wie wichtig gute Mundhygiene ist“, erklärt die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler in einer Pressemitteilung.

Sie bedankt sich insbesondere beim Arbeitskreis Jugendzahnpflege für sein Engagement in den zurückliegenden, schwierigen Pandemie-Monaten.

Ein Besuch mit Kindern beim Zahnarzt kann anstrengend und mit Geschrei verbunden sein. Es geht aber auch anders: Ohne Zahnschmerzen und nur mal so zum Kennenlernen die Praxis zu betreten kann den Kindern ohne Stress vermitteln, was sie bei einem Besuch erwartet. Dr. Beate Münch ist Patenschaftszahnärztin. Das bedeutet, dass sie sich an Aktionen des Arbeitskreises Jugendzahnpflege (AKJ) beteiligt und damit Kindern und Eltern der von ihr betreuten Kitas das richtige Verhalten zum Thema gesunde Zähne vermittelt. „Das Highlight ist immer der Besuch in der Praxis“, sagt die Hanauer Kinderzahnärztin. Spätestens beim zweiten Besuch verlieren auch die Zweijährigen ihre Scheu, klettern auf den Praxisstuhl und orientieren sich am Verhalten der Älteren. In kleinen Rollspielen dürfen die Kinder Zahnarzt spielen, bekommen Handschuhe und Mundschutz, erproben den Speichelsauger und zählen die Zähne ihrer „Patienten“.

Die Praxisbesuche durften vor allem in kommunalen Einrichtungen lange nicht stattfinden, sollen aber bald aufgrund der des niedrigen Infektionsgeschehens wieder möglich sein.

Die Patenschaftszahnärztin und Vorsitzende des AKJs, Dr. Britta Keim aus Freigericht-Altenmittlau, durfte im vergangenen Herbst sogar alle Kinder der von ihr betreuten katholischen Kindertagesstätte in der eigenen Praxis begrüßen. In enger Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen und unter Einhaltung des Praxis-Hygienekonzepts erlebten die Kinder den Praxisbesuch mit viel Freude: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, die Kontinuität in der patenschaftzahnärzlichen Betreuung der Kinder auch während der Pandemie aufrechtzuerhalten“, sagte Keim. Beim Besuch der Kita wich Keim im vergangenen Herbst auf das Außengelände der Einrichtung aus. Die Kinder übten das Zähneputzen, machten Kauübungen und gemeinsam wurde das Zahnputzzauberlied gesungen. Die Kollegin Dr. Beate Münch besuchte kürzlich seit langer Zeit wieder einen Kindergarten in freier Trägerschaft. „Es macht großen Spaß, wenn die Kinder einen wiedererkennen und sich freuen. Es gibt sogar einige Kinder, die nach einem längeren Kontakt mit mir aktiv ihre Eltern auffordern, mit ihnen in meine Praxis zu kommen“, erklärte Münch. Eine befreundete Zahnärztin hatte ihr empfohlen, sich beim Arbeitskreis Jugendzahnpflege als Patenschaftszahnärztin vorzustellen.

Der Arbeitskreis Jugendzahnpflege (AKJ) setzt sich zusammen aus Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen, der zahnärztlichen Teams der Gesundheitsämter, den Zahnärzten und Zahnärztinnen in freier Praxis (Patenschaftszahnärzte) und den Gruppenprophylaxe-Multiplikatoren. Die Gruppenprophylaxe-Teams kommen in die Kindertagespflege, Krippen, Kindertagesstätten und Schulen im Main-Kinzig-Kreis. Bei ihrem Besuch in der katholischen Kindertagesstätte brachte Münch ihre Haferflockenquetsche mit und bereitete gemeinsam mit den Kindern ein gesundes Frühstück mit Obst und Müsli zu. Denn auch eine gesunde und kauaktive Ernährung spielt für gesunde Zähne eine wichtige Rolle.

Grundlage der Arbeit des Arbeitskreises Jugendzahnpflege ist das hessische Konzept der Gruppenprophylaxe „Fünf Sterne für gesunde Zähne“: Dazu gehört das Zähneputzen mithilfe der Eltern nach dem Frühstück und nach dem Abendessen. Vormittags wird nur zuckerfrei gegessen und bei Süßigkeiten nachmittags Maß gehalten. In der Kita üben alle Kinder täglich das Zähneputzen und zweimal jährlich sollte eine zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung stattfinden.

Für die Kitas besteht die Möglichkeit, sich als „mundgesunder“ Kindergarten zertifizieren zu lassen; im Main-Kinzig-Kreis gibt es derzeit 47 zertifizierte Einrichtungen. Dazu zählt beispielsweise die katholische Kindertagesstätte St. Markus in Freigericht-Altenmittlau, die von Dr. Britta Keim betreut wird. Dort stehen den Kindern als Getränke Wasser oder ungesüßte Tees zur Verfügung. Der Vormittag wird zuckerfrei gestaltet und die ErzieherInnen helfen den Kindern beim Üben des Zähneputzens. Diese Putzübungen wurden hier ebenso wie regelmäßige Ernährungstage auch während der schwierigsten Monate der Pandemie kontinuierlich praktiziert. „Sogar Geburtstagsfeiern werden bei uns zuckerfrei gestaltet. Die Eltern holen sich Anregungen aus dem Prospekt ‚Snacks und Ideen für Kinderfeste’. Als Geschenk zum Mitgeben kann beispielsweise ein kleines Puzzle dienen. Genascht werden darf dann mal am Nachmittag“, berichtet die Kita-Leitung Michaela Gehring.

„Die Eltern werden regelmäßig zur Mundgesundheit informiert, denn sie sind und bleiben die Hauptverantwortlichen für die Zahngesundheit ihrer Kinder“, betont Dr. Gunda Adolphi vom Zahnärztlichen Dienst des Main-Kinzig-Kreises. Da Elternabende nicht möglich waren, wurden Prospekte verteilt oder E-Mails zu digitalen Lernspielen zur Zahngesundheit verschickt, die auch auf der Homepage der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) zu finden sind (www.lagh.de). Alle gruppenprophylaktischen Inhalte basieren auf dem Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan (BEP), zu dem auch die Gesundheitsförderung gehört. „Wir hoffen, dass die Inzidenzen weiter niedrig bleiben und wir im neuen Kindergartenjahr die üblichen Besuche mit Untersuchungen wiederaufnehmen können“, erklärt Adolphi.
upn