Kleine Kunststoff-Kunstwerke

Liebe fürs Detail: Bohdan Semeniuk, Vize-Vorsitzender des Plastikmodellbauclubs Main-Kinzig, an seinem Arbeitsplatz mit einem US-Kampfjet F-15, dem noch das farbliche Finish verpasst werden muss. Fotos: Thomas Seifert

Einen ehemaligen Heuboden hat Bohdan Semeniuk, Vize-Vorsitzender des Plastikmodellbauclubs Main-Kinzig, zum Clubraum und zur Werkstatt umgebaut, wo sich ein Teil der über 20 Vereinsmitglieder regelmäßig trifft, um gemeinsam an ihren Modellen zu arbeiten. Dort sind auch viele der Exponate entstanden, die heute und morgen bei der Ausstellung des Vereins in Meerholz gezeigt werden.

Gelnhausen – „Die Pandemie hatte eine schlechte und eine gute Seite. Einerseits gab es keine Zusammenkünfte, und auch unsere jährliche Ausstellung musste zwei Jahre hintereinander ausfallen. Andererseits haben doch einige Menschen während des Lockdowns den Plastikmodellbau für sich entdeckt oder wiederentdeckt“, stellte der Vereinsvize beim Besuch unserer Zeitung fest. Bei den Bauabenden immer freitags ab 19 Uhr, die Interessierte jederzeit besuchen können, sind inzwischen wieder regelmäßig bis zu 15 Mitglieder präsent. Und die kommen zum Beispiel auch ziemlich regelmäßig aus Limburg oder Gießen. „Da wird es dann ein wenig eng, aber nicht alle bauen auch an den Abenden, sondern tauschen sich über neue Modelle, Zubehör, Farben, Lacke oder Techniken aus“, betont Semeniuk.

Die Ursprünge des Vereins gehen in das Jahr 1989 zurück, wo in Gelnhausen ein Händler den Club ins Leben rief. Es folgte eine Station in Somborn, ehe der Vereinssitz 2007 nach Erlensee verlegt wurde. Nach einem Intermezzo in Neuses werden die Ausstellungen seit 1995 in der Halle in Meerholz organisiert, und „wir sind gespannt, ob der Zuspruch wie in Vor-Corona-Zeiten wieder groß sein wird“, blickte der zweite Vorsitzende voraus.

Denn die Spannbreite der gezeigten Modelle reicht von Autos, Flugzeugen, Schiffen, Gebäuden, Figuren und Dioramen bis hin zu Science- Fiction, „da ist für jeden Interessierten etwas dabei, zumal man auch Schnäppchen machen kann, weil Modellbauer die Gelegenheit nutzen, überschüssige Modelle günstig zu verkaufen“, kündigte Semeniuk an.

Er selbst hat sich auf Militärflugzeuge spezialisiert und ist vor Jahren schon vom Maßstab von 1:72 zu den größeren 1:48-Modellen gewechselt. „Die alten Hersteller haben etwas den Trend der Zeit verschlafen, und neue Anbieter sind auf den Markt gekommen, die inzwischen exzellente Modelle produzieren. Spachteln ist da nicht mehr, die Teile passen exakt, was natürlich die Bauzeit reduziert.“ Trotzdem dauert es mit dem komplizierten und fotorealistischen Anstrich und der Ausstattung mit winzigen Aufklebern ein bis zwei Wochen, bis ein Modell fertig ist.

„Wir arbeiten meistens an mehreren Modellen gleichzeitig, denn dann kann schon mal der Kleber oder die Farbe trocken, in der Zwischenzeit bekommt ein anderes Modell einen Anstrich. Wobei die Modelle fast komplett mit der Airbrush-Technik und verschiedensten Farben, Tinkturen und Lacken in vielen Arbeitsschritten so realitätsgetreu wie möglich gestaltet werden“, beschreibt der Vereinsvize das Vorgehen. Er selbst ist ein anerkannter Experte auf dem Gebiet des Plastikmodellbaus, hat früher viele Artikel für Fachzeitschriften geschrieben und verfasst heute noch Rezensionen im Internet über Neuheiten der diversen Hersteller und Anbieter. Kein Wunder, denn bereits mit zwölf Jahren hat Bohdan Semeniuk sein erstes Modell gebaut und tut das bis heute mit 58 Jahren – mit kleinen Pausen – immer noch. Da er in der Szene bekannt ist, kommt es auch vor, dass ihn nicht so erfahrene Gleichgesinnte bitten, ein Modell zu bauen, an das sie sich wegen der Komplexität oder der schwierigen Farbgebung nicht herantrauen. „Meine letzte Arbeit für einen Kollegen war ein Marder-Panzer der Bundeswehr.“

Eine seiner Auftragsarbeiten war das bislang einzig von ihm gebaute Modellauto, ein Vorserienmodell eines Golf Cabrio für die Firma Revell. Elf seiner Modelle sind derzeit im Schloss Philippsruhe in Hanau in der Ausstellung „Hanau im Krieg“ zu bewundern. Und um Modelle mit den Originalen zu vergleichen, machen die Vereinsmitglieder Ausflüge zu Flugschauen, Ausstellungen von Militärfahrzeugen oder zu Technikmuseen.

Fehlt noch die Frage nach den Kosten: „Es gibt einfache Modelle für 30 Euro, mit denen man testen kann, ob einem das Hobby gefällt. Wenn man dann aber richtig einsteigt, kann so ein Modell inklusive Farben und Lacke auch auf 250 bis 300 Euro kommen. Das sind dann allerdings Spitzenexemplare für Könner, da sollte man vorher schon ein paar anspruchsvolle Modelle gebaut haben“, rät der Experte.

» pmc-mainkinzig.de

VON THOMAS SEIFERT

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