Kritik an der Ausbreitung des Wolfs

Wölfe breiten sich langsam wieder aus. Das sieht der Kreisverband der Bauern kritisch. Foto: PM

Der Kreisbauernverband Main-Kinzig äußert sich kritisch zur Rückkehr des Wolfes, die von Regierungsseite und aus Sicht von Naturschutzverbänden als durchweg positiv angesehen wird.

Main-Kinzig-Kreis – „Es ist per se nicht zu verteufeln, dass der Wolf sich wieder in Deutschland ansiedelt, äußerst fraglich jedoch, wie mit Bedenken, Sorgen und Auswirkungen auf die Weidetierhaltung umgegangen wird“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes.

Da bei Nutztieren ein natürliches Fluchtverhalten oft nicht möglich sei, komme es bei Übergriffen von Wölfen auf Schaf- und Ziegenherden häufig zu Mehrfachtötungen. Laut Bundesamt für Naturschutz habe es in Deutschland 2021/2022 161 Rudel gegeben, das seien geschätzt 1175 Tiere. „Der Deutsche Jagdverband geht davon aus, dass der Bestand jedes Jahr um ein Drittel zulegt.“ Zwar werde vom Einsatz und der Förderung von Herdenschutzmaßnahmen gesprochen, in Form von Zäunen oder Herdenschutzhunden, das sei aber in der Praxis nicht leicht umsetzbar.

„Anscheinend springen Wölfe ungern über Zäune, graben jedoch umso lieber unter Zäunen durch. Aus diesem Grund müssten die Zäune höher und engmaschiger sowie auch noch in den Boden eingegraben werden.“ Dies sei für Pferdehalter oder für Schaf- und Ziegenhalter mit wechselnder Weidefläche nicht umsetzbar, schreibt der Verband. Eine kleinparzellierte Einzäunung aller Weideflächen wäre weder naturschutzfachlich zu verantworten noch wirtschaftlich darstellbar. Der Verband nennt die meterhohen Schutzzäune des Wolfsgeheges in der Alten Fasanerie als Beispiel: „Nun stellen Sie sich das mal bildlich vor, Sie gehen spazieren oder wandern und wo das Auge hinreicht, sind jetzt überall solche Zäune aufgestellt.“

Zudem gebe es Flächen, die nur schwer oder gar nicht wolfssicher eingezäunt werden könnten. Anschaffung, Ausbildung und Unterhalt von Herdenschutzhunden sei teuer und aufgrund drohender der Konflikte (Herdenschutzhunde schützten die Herde auch laut bellend vor Spaziergängern) keine flächendeckende Lösung. Alle Lösungen seien teuer, die Förderungen kein echter Anreiz. „In der letzten Konsequenz wird sich ein Weidetier- oder Nutztierhalter eher dafür entscheiden, die Tiere im Sommer in ihren Ställen und Boxen zu lassen, als die Tiere dem Risiko auszusetzen.“

Der Verband stellt in den Raum, über eine „regulierte Koexistenz“ nachzudenken. Das heißt, die Tiere in einem reglementierten Ausmaß zu bejagen, die Scheu vor Menschen zu erhalten und sie in für sie geeigneten Gebieten einzugrenzen. Vorreiter seien Schweden und Norwegen. Diese Staaten hätten sich auf 300 Wölfe als „kleinste überlebensfähige Population“ geeinigt. In Norwegen seien fünf Prozent der Landesfläche als Wolfsgebiet eingestuft. „Nun liegt es an uns, Konsequenzen daraus zu ziehen und sich darüber Gedanken zu machen, in welcher Form solch ein Referenzwert in unserem Land umzusetzen ist, damit sowohl Wolf als auch Weidetiere und der Mensch koexistieren können“, heißt es abschließend.  sem