Kunstkalender hilft Frauen

Mitglieder von aristanet und vom Verein Frauen helfen Frauen in Wächtersbach, einige der Künstlerinnen, die ihre Arbeiten kostenlos zur Verfügung gestellt haben, sowie Horst Wanik (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Gelnhausen), Wido Wagner (Geschäftsführer Stadtwerke Gelnhausen) und Oliver Habekost (Geschäftsführer Kreiswerke) freuen sich über den finanziellen Erfolg der Kalenderaktion. Foto: PM

Region – „Das Frauennetzwerk aristanet hat mit seinem farbenfrohen und kreativen Kunstkalender erneut ein großartiges Ergebnis erzielt. Es ist nicht nur gelungen, einen sehr ansprechenden Tischkalender zu schaffen, der Arbeiten von Künstlerinnen aus der Region zeigt. Durch den Verkauf des Kalenders kommt darüber hinaus eine größere Summe zusammen, die direkt dem Frauenhaus in Wächtersbach zugutekommt“, erklärte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler bei der Spendenübergabe im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen.

„Es ist ein Projekt von Frauen für Frauen und hilft jenen Frauen, die häusliche Gewalt erlebt haben und denen durch diese Unterstützung dabei geholfen wird, ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen“, sagte Susanne Simmler, die auch Schirmherrin der Aktion ist.

Der zweite Kalender stand unter dem Motto „Kunst von Frauen für Frauen“. 32 Geschäfte zwischen Hanau und Wächtersbach bis nach Alzenau beteiligten sich am Verkauf. „Neben den Einnahmen durch den Verkauf, die für die Arbeit des Frauenhauses in Wächtersbach bestimmt sind, ist es unser Ziel, mit den Menschen ins Gespräch über häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu kommen. Deshalb sind unsere Verkaufsaktionen bei Märkten und Veranstaltungen unverzichtbar“, erklärte die aristanet-Vorsitzende Friederike Ley.

Der Main-Kinzig-Kreis unterstützt das Projekt und hat die durch den Verkauf erzielte Summe von etwas mehr als 10 400 Euro auf 11 000 Euro aufgerundet. Neben Susanne Simmler und den Frauen von aristanet nahmen noch die Sponsoren Horst Wanik (Vorstandsvorsitzender Kreissparkasse Gelnhausen), Wido Wagner (Geschäftsführer Stadtwerke Gelnhausen) und Oliver Habekost (Geschäftsführer Kreiswerke Main-Kinzig) teil. Zudem waren einige der Künstlerinnen anwesend, die ihre Bilder kostenfrei für den Kalender zur Verfügung gestellt hatten.

Den symbolischen Scheck nahmen Brigitte Machnitzke und Lea Kircher vom Verein Frauen helfen Frauen in Wächtersbach entgegen, der das dortige Frauenhaus betreibt. Beide freuten sich sehr über dieses gelungene Projekt, das überdies dabei helfe, dieses schwierige und dabei so wichtige Thema ins Bewusstsein der Menschen im Main-Kinzig-Kreis zu rücken. In der Zeit seit der Eröffnung im Jahr 1992 bis Dezember 2022 seien im Frauenhaus in Wächtersbach insgesamt 1344 Frauen und 1433 Kinder aufgenommen worden. Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt seien weltweit leider erschreckende Realität, auch in Deutschland.

Menschen, die Partnerschaftsgewalt erleben, seien zu mehr als 80 Prozent weiblich. Bundesweit seien es pro Stunde im Schnitt 13 Frauen, die Gewalt durch den Partner ausgesetzt seien. Für 113 Frauen endete im Jahr 2021 die Gewalt durch den Partner oder Ex-Partner tödlich.

Als Schirmherrin dieser Aktion und umso mehr als verantwortliche Kommunalpolitikerin fordert Susanne Simmler bei der so wichtigen Aufgabe mehr öffentliche Unterstützung bei Land und Bund ein. Dass es einen wesentlichen Teil der Finanzierung ausmache, Spenden einzuwerben, sei einer Gesellschaft wie der unsrigen nicht würdig. „Frauen und Kinder in solchen Situationen im Unklaren zu lassen, ob und welche Hilfe gegebenenfalls gerade finanziert ist, das ist kein guter Zustand. Und auch, dass die Kollegen und Kolleginnen in den Frauenhäusern, in den Beratungsstellen und Anlaufstellen oft genug als Bittsteller für den letzten Cent da stehen müssen, ist unwürdig im 21. Jahrhundert“, sagte Simmler und fordert auch das Bekenntnis und das Engagement aller nicht nur in Einzelaktionen ein.

Umso wichtiger sei es jedoch, vor Ort zuverlässige und krisenfeste Frauenhäuser und damit Zufluchtsstätten zu haben. Finanziert werden Frauenhäuser wie in Hanau und auch das Frauenhaus in Wächtersbach aus Mitteln des Landes sowie Zuschüssen des Kreises und der Kommunen, sind jedoch weiterhin auf Spenden angewiesen. „Nicht zuletzt aufgrund der großen Spendenbereitschaft können wir besondere pädagogische Angebote für die Kinder im Frauenhaus verwirklichen“, erläuterte Lea Kircher. Brigitte Machnitzke dankte im Namen des gesamten Frauenhaus-Teams für das Engagement und die Unterstützung aller am Projekt Beteiligten.

„Immer wieder gelingt es, über den Kunstkalender ins Gespräch zu kommen über ein Thema, das in unserer Gesellschaft längst nicht den Stellenwert hat, den es faktisch schon hat“, betonte Simmler. Die Unversehrtheit, der Schutz und die Gleichbehandlung – das alles seien Grundrechte. Diese gelte es von staatlicher Seite auch zu garantieren.

Bis dies ausreichend der Fall sei, sei es gut, dass so ein Projekt durch Akteure der kommunalen Familie – Kreiswerke, Sparkasse und Stadtwerke – gefördert wird. Horst Wanik, Oliver Habekost und Wido Wagner sagten spontan zu, auch für einen dritten Kalender Zuschüsse zur Verfügung zu stellen. Denn: Der kleine Tischkalender in der Schachtel hat auch mit seiner zweiten Auflage viele neue Fans gefunden. „Wir waren bereits vor Weihnachten ausverkauft und erhalten schon jetzt Nachfragen nach einer weiteren Auflage. Der Kalender wird also sehr gut angenommen“, freuen sich die aristanet-Frauen.

Die Bilder für den Benefiz-Kalender 2023 wurden von den Künstlerinnen Juliane Deichmann, Regina Gaul, Karin Heutger, Ellen Hug, Julie Knappe, Gabriele Lacroix, „Rina“ (Katharina Neumann), Sabine Räbiger, Yan Rechtmann, Elena Schad, Gudrun Utschig und Ingrid Zeller kostenfrei zum Abdruck zur Verfügung gestellt. Die Originale waren im Dezember im Foyer der Kreissparkasse Gelnhausen zu sehen. Insgesamt hatten sich 48 Künstlerinnen mit ihren Arbeiten für den Benefiz-Kunstkalender beworben, sodass eine Jury die Auswahl traf.

Arbeiten aller Künstlerinnen, die Bilder für den Benefiz-Kalender eingereicht hatten, werden im März im Main-Kinzig-Forum ausgestellt. Die Eröffnung der Ausstellung ist für den 8. März, dem Internationalen Frauentag, geplant. „Gerade auch an diesem Abend – dem Internationalen Frauentag – wollen wir erneut auch auf dieses Thema aufmerksam machen. Denn Gewalt an Frauen ist leider ein großes Thema. Deswegen freuen wir uns über viele Besucher und Besucherinnen, die nicht nur zu diesem Thema den Weg zu der gemeinsamen Veranstaltung finden“, so Simmler abschließend.

Frauen, die von Gewalt betroffen sind, haben die Möglichkeit, sich an das bundesweit geschaltete Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ zu wenden. Dieses ist erreichbar unter Telefon z 08000 116016 und via Online-Beratung über https://www.hilfetelefon.de/.
upn