Lichter sind aus bei Emerson

Die Jobs wandern nach Schottland ab. Ende März wird das Gebäude an den neuen Eigentümer übergeben. Die Konzernspitze lehnte den von der IG Metall und der Belegschaft vorgelegten Alternativplan ab. Foto: Andreas Ziegert

Seit Mitte 2021 wurde versucht, den Standort der Emerson Process Management GmbH in Hasselroth zu retten, jetzt gehen endgültig die Lichter aus.

Hasselroth – Jüngst wurden alle Arbeitsprozesse an der Industriestraße in Neuenhaßlau beendet, bis Ende März wird das Gebäude an den Eigentümer übergeben. 69 Arbeitsplätze gehen in der Gemeinde damit verloren. Das amerikanische Unternehmen stellt Automatisierungslösungen für Mess-, Analyse und Stellgeräte her.

„Letztlich konnten wir eine Schließung des Standortes leider nicht verhindern“, sagt Kevin Eckert, Gewerkschaftssekretär der IG Metall, rückblickend auf die Protestaktionen und Verhandlungen in den vergangenen Monaten bei dem Unternehmen für Energie- und Umwelttechnik.

Den von Belegschaft und Gewerkschaft vorgelegten Alternativplan habe die Konzernspitze in den USA zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen, aber letztlich abgelehnt. Vorgesehen war, den Standort zu erhalten, Prozesse zu optimieren und dadurch Personal einzusparen. Stattdessen wandern die Jobs jetzt nach Schottland ab, so wie von Beginn an vom Konzern geplant.

Nichts geholfen haben auch die Ankündigungen von politischer Seite, alles für den Erhalt des Standortes zu tun. „Am Ende haben wir in solchen Situationen schlichtweg keine wirtschaftliche Mitbestimmung“, wurden laut Eckert alle gewerkschaftlichen Mittel ausgeschöpft. Der Druck, der mit mehreren Protestaktionen ausgelöst werden sollte, prallte aber offenbar an der Konzernspitze spätestens dann ab, wenn der Standort in Hasselroth wieder verlassen wurde. IG Metall änderte dann schließlich die Taktik: „Unser Ziel war es, die Entscheidung für Emerson so teuer wie möglich zu machen.“ Zu dem vereinbarten Sozialplan und Interessenausgleich gehören laut Eckert großzügige Abfindungsregelungen, eine Sprinterprämie für rasches Ausscheiden und eine Transfergesellschaft, in der laut Eckert ungefähr 35 der bisherigen 69 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen maximal zwölf Monate zirka 80 Prozent ihres bisherigen Gehaltes inklusive staatlicher Zuschüsse erhalten sollen.

Wie in solchen Fällen üblich, haben sich einige selbstständig vorzeitig aus dem Unternehmen verabschiedet und eine neue Herausforderung gefunden. Zirka zehn Mitarbeiter aus Hasselroth will Emerson behalten, sie sollen laut Eckert im Homeoffice arbeiten und bei Bedarf ein Büro im Raum Frankfurt anmieten.

Der Kahlschlag von Emerson betrifft übrigens nicht nur Hasselroth, sondern auch den Standort in Weßling. Der amerikanische Mutterkonzern lagert die Fertigung aus Kostengründen von dort nach Rumänien aus. Im Juli 2022 wurde auf einer Betriebsversammlung die Schließung des Werkes nahe München für 2023 final kommuniziert. Betroffen sind hier 360 Mitarbeiter.

VON ANDREAS ZIEGERT