Neuartige Forstraupe entwickelt

Wendiges Kraftpaket im Wald, kompakt auf dem Hänger: Die Forstraupe aus Aschaffenburg kann überzeugen. Fotos: Stefan Gregor

Wenn Maschinenbau-Doktor Bernward Welschof über das Forstgerät der Firma Suffel spricht, muss man ihn mitunter bremsen. Der promovierte Ingenieur schnappt sich einen Block, beginnt zu zeichnen, erklärt, erklärt, erklärt und sprüht vor Energie.

Region – Auf Basis der Idee des 60-Jährigen Ingenieurs hat Suffel eine Forstraupe entwickelt und gebaut. Das erste Forstgerät des Aschaffenburger Unternehmens überhaupt.

„Klein und wendig“ sei die Suffel-Maschine, die auf Ketten läuft, so Welschof. Bei der Forstraupe, die auf den Namen „SmartSkidder“ hört und per Fernsteuerung bedient wird, geht es nicht um zig Tonnen schwere Riesen-Forstfahrzeuge wie Harvester oder Forwarder, die im Spessart Fichten fällen, entasten, aus dem Wald herausholen und an den Forstwegen stapeln. Bei der Suffelschen Forstraupe geht es filigraner zu. Es dreht sich um die Kategorie der „leichten Forstmaschinen“ – das Gefährt wiegt 1650 Kilogramm.

Bisherige Fahrzeuge in diesem Segment kenne man als Mulcher im Gemeindefuhrpark, als Mähfahrzeug für Hänge, die nur bedingt im Wald einsetzbar seien. Die Forstraupe made in Aschaffenburg sei für den Forst gebaut, so Welschof. Herkömmliche Raupenfahrzeuge seien eine Art Minitraktor auf Gummiketten mit der Möglichkeit, Geräte anzuhängen. Bei der Suffel-Raupe sei das anders. So ist die Seilwinde (70 Meter) als fester Bestandteil in die Raupe eingebaut. Und vor allem: Sie lässt sich stufenlos steuern, das Seil kann mittels Hydraulik mit jedem Tempo ein- und ausgefahren, die Zugkraft (vier Tonnen) dosiert werden. Die Winde arbeitet nicht ruckartig mit voller Geschwindigkeit, sondern der Situation angemessen. Das mache sich vor allem beim Baumfällen mithilfe der Seilwinde positiv bemerkbar, so Welschof.

Zudem sei der Grundaufbau der Forstraupe anders als bei den meisten der rund 20 (Konkurrenz)hersteller. Beim Suffel-Skidder ist der Motor nicht längs, sondern quer eingebaut.

Folge: Dadurch spare man auf der Raupe Platz, habe eine Ladefläche von zwei Quadratmetern und die Möglichkeit, einen Baumstamm zum Teil auf das Gerät aufzulegen (anders als bei Modellen, bei denen der Stamm hinterhergezogen wird).

Durch das Auflegen erreiche man eine „mittige Belastung des Kettenfahrzeugs“. Folge: Die Raupe kippele nicht, bocke nicht auf, wenn man einen Stamm per Seilwinde aus dem Wald zieht.

Reinhold Körner präsentiert die Raupe beim Praxistest im Wald. Der 57-Jährige war früher selbstständiger Forstunternehmer im Spessart und ist jetzt bei Suffel zuständig für Präsentation und Verkauf des neuen Geräts.

Per Seilwinde hat Körner zwei 20 Meter lange Kiefernstämme am Gerät aufgelegt, 800 und 400 Kilo. Mit der Funkfernbedienung steuert Körner die Stämme problemlos heraus aus dem Wald an den Forstweg.

Durch den quer eingebauten Motor plus Platzgewinn wird die Raupe zum Transportmittel. Auf ihr lassen sich Gewichte bis zu 1,2 Tonnen bewegen. Das, so Ingenieur Welschof, entlaste den Waldarbeiter bei seinem körperlich anstrengenden Tun, wenn er Wasser zu Baumpflanzen bringen oder Werkzeug transportieren oder Zaunrollen bewegen muss.

Und weil Smartphone und Laptop mit ihren Daten zum Wald Einzug in die Forstwirtschaft gehalten haben, ist die Raupe mit USB-Anschluss ausgestattet. Außerdem kann der Waldarbeiter seine Handschuhe in einem „Warmfach“ lagern – und darin sein Mittagessen warm halten.

Mechatronik-Ingenieur Michael Willenbücher (35), bei Suffel zuständig für „Sonderbau und Konstruktion“ sowie Forstraupen-Projektleiter, sagt, man habe das Gerät zur Serienreife gebracht. Es stelle den neuesten Stand der Technik dar und setze Standards bei der Sicherheit von Forstgeräten. Die zwei Meter lange, 1,20 breite und 1,60 hohe Raupe mit 23 PS und einem Dieselverbrauch von 1,8 Litern/Arbeitsstunde koste 55 000 Euro netto.

Welschof und Willenbücher sind beide Privatwaldbesitzer. Welschof sagt, es sei ein Bedürfnis gewesen, für die Arbeit im eigenen Forst ein agiles, leichtes (bodenschonendes) und schnell einsetzbares Fahrzeug zu haben, das quasi in jede Ecke des Walds kommt, viele Funktionen vereint und unkompliziert zu transportieren ist. Das Gerät lässt sich mit jedem Auto mit einer Anhängelast von 2,5 Tonnen bewegen. Welschof spricht von „sanfter und naturnaher Waldbewirtschaftung“, was gerade in Zeiten des Klimawandels mit von Dürre, Hitze und Schädlingen gebeutelten Wäldern ein wichtiges Thema ist.

Gerade bei Käfer-Fichten, die schnell raus müssen aus dem Wald, um dem Schädling Einhalt zu gebieten, sei die Raupe sinnvoll: Sie sei rasch einsetzbar, man müsse nicht auf Forstunternehmer warten.

Im Dezember 2016 kam die Idee für die Suffel-Raupe auf. Im Sommer 2021 stand der Verkaufsstart an. Bisher, so Willenbücher, habe Suffel sechs Exemplare gebaut. Drei seien verkauft, drei vermietet. Im Einsatz seien die Geräte in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Derzeit sei man dabei, 27 weitere Raupen zu produzieren.
» suffel.com

VON MATTHIAS SCHWIND (ME)

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