Superschnelles Internet

Griffen zum Spaten: Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann (von links), Freigerichts Bürgermeister Dr. Albrecht Eitz, Hasselroths Bürgermeister Matthias Pfeifer, Breitband-Chefin Simone Roth, Ministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus, Michael Jungwirth (Vodafone), Tim Brauckmüller (Geschäftsführer atene) und Landrat Thorsten Stolz. Foto: Holger Weber

Vertreter aus Politik und Wirtschaft waren sich einig: Der symbolische Spatenstich zum Gigabitausbau gestern auf dem Festplatz von Gondsroth war mit Blick auf die Digitalisierung ein historischer Augenblick für den Main-Kinzig-Kreis.

Main-Kinzig-Kreis – In den kommenden fünf Jahren sollen bis zu 80 000 private Haushalte und Unternehmen eine Glasfaserinfrastruktur mit gigabit-schnellem Internet bekommen – und das kostenlos, wie die hessische Ministerin für Digitale Strategie, Prof. Dr. Kristina Sinemus, Landrat Thorsten Stolz sowie die Geschäftsführerin der kreiseigenen Breitband GmbH, Simone Roth, betonten.

Die Bürger und Unternehmen bekommen das Glasfaserkabel bis in Haus gelegt. Die Finanzierung des laut Kreis größten Infrastrukturprojekts in der Geschichte der Region übernehmen der Bund mit 100 Millionen Euro, das Land Hessen mit 80 Millionen Euro sowie der Main-Kinzig-Kreis, der 20 Millionen Euro aus dem eigenen Haushalt beisteuert.

Und so geht’s: Der Kreis übernimmt über seine hundertprozentige Tochtergesellschaft Breitband Main-Kinzig den Ausbau des passiven Netzes. Der Dienstleister Vodafone errichtet die aktive Netztechnik. Das Unternehmen bindet den Kreis nach eigenen Angaben an sein Backbone-Netz an, betreibt und vermarktet die Anschlüsse und liefert Dienste wie Internet, TV und Telefonie. Dafür investiert Vodafone nach eigenen Angaben 7,5 Millionen Euro in die Technik vor Ort. Über sein bereits bestehendes Glasfaser-Kabelnetz kann Vodafone heute schon mehr als 10 000 Haushalte und Unternehmen im Main-Kinzig-Kreis mit Gigabit versorgen. Zusammen mit den Ausbaumaßnahmen der Breitband Main-Kinzig GmbH werde Vodafone somit insgesamt rund 180 000 Haushalte und Unternehmen mit Gigabit-Geschwindigkeit versorgen – das entspreche nahezu einer Vollversorgung im Kreis, sagte Michael Jungwirth, Mitglied der Vodafone-Geschäftsführung Deutschland.

Allerdings bleibt die Tür auch für andere Anbieter geöffnet, weil es sich um einen öffentlich geförderten Ausbau handelt. Theoretisch können also auch Konkurrenzunternehmen ihre Verträge offerieren.

Landrat Thorsten Stolz warf noch einmal einen Blick auf die kurze Historie der Digitalisierung des Kreises und lobte ausdrücklich den Pioniergeist des kürzlich verstorbenen ehemaligen Landrats Erich Pipa, der wesentlichen Anteil an der Gründung der Breitband GmbH gehabt hatte. Ein Meilenstein sei die Verlegung des Glasfasernetzes an die Verteilerkästen gewesen, dafür habe der Kreis in den Jahren 2013 bis 2015 43 Millionen Euro investiert.

Ein zweiter Schritt war laut Stolz der Anschluss von 100 Schulen, Seniorenheimen, Krankenhäusern und Rathäusern. Mit dem Ausbau des Netzes bis in die Privathäuser beginne jetzt die letzte Phase des Projekts. Damit liege die Investitionssumme des Kreises bei 60 Millionen Euro. Rund 850 Kilometer Glasfaserkabel seien bisher verlegt worden. Lob erntete das Projekt auch von Dr. Gunther Quidde, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Der Ausbau des Glasfasernetzes sei neben Investitionen in Image und Stromversorgung ein wesentlicher Faktor für den Wirtschaftsstandort Main-Kinzig-Kreis, sagte er am Rande der Veranstaltung.

Alle Redner des Abends appellierten an die Bürger, das kostenlose Angebot anzunehmen und die sogenannte Grundstückseigentümererklärung (GEE) schnell zu unterschreiben. Denn immer noch ziere sich so manch ein Hausbesitzer. Dabei gebe es mittlerweile Verfahren, die die Anschlüsse sehr schonend zu den Häusern brächten, berichtete Breitband-Geschäftsführerin Roth. Gerade die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig es sei, die Digitalisierung auch daheim voranzutreiben.

Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann griff ein Zitat von Ministerin Sinemus auf: „Der ländliche Raum ist der Raum der Zukunft.“

Auch die Bürgerliste/Freie Wählergemeinschaft in Lützelhausen freut sich über den baldigen Glasfaserausbau im Ort.

„Wir freuen uns, dass es jetzt bald losgeht und hoffen, dass alle Hauseigentümer sich einen Anschluss legen lassen“, so die beiden Lützelhäuser Gemeindevertreter der Bürgerliste, Ruben Hundhausen und Klaus Balzer.

„Der kostenlose Glasfaseranschluss kann seit einigen Tagen auf der Seite der Breitband Main-Kinzig GmbH beantragt werden. Wer erst nach Abschluss der Verlegung des Glasfaserkabels in seiner Straße den Anschluss beantragt, muss nach Auskunft der Breitband Main-Kinzig GmbH dann mit Anschlusskosten zwischen drei- und fünftausend Euro rechnen. Profitieren von diesem Angebot werden alle Lützelhäuser Mitbürgerinnen und Mitbürger“, so der Fraktionsvorsitzende der Bürgerliste/FWG Linsengericht, Heinz Breitenbach. Ausgebaut werde überall dort, wo bislang noch kein gigabitfähiger Anschluss möglich gewesen sei, also wo aktuell weder Glasfaser noch Kabelanschluss liegen.

Breitenbach: „Ein bundesweit einzigartiges Projekt in unserem Landkreis Main-Kinzig. Da der Main-Kinzig-Kreis und die Breitband Main-Kinzig ausbauen, werden die Menschen in Lützelhausen mehrere Vorteile nutzen können: Dank der Fördergelder von Land und Bund ist der Ausbau kostenlos. Das gibt es bei den privaten Anbietern nicht. 2. Außerdem müssen die Lützelhäuserinnen und Lützelhäuser auch keinen Internetvertrag abschließen, um das Glasfaserkabel gelegt zu bekommen. Die Gemeinde Linsengericht profitiert ebenfalls, wenn Breitband Main-Kinzig ausbaut, denn das Netz gehört dann keinem Privatanbieter, sondern dem Landkreis. Und deshalb können die Bürgerinnen und Bürger später auch frei entscheiden, welchen Internetanbieter sie nutzen wollen.“

Die Bestellung des Anschlusses gehe ganz einfach auf der Homepage breitband-mkk.de/gee – dort müssten die Eigentümer und Eigentümerinnen die sogenannte Grundstückseigentümererklärung (GEE) ausfüllen. Diese sei nichts anderes als die Erlaubnis, dass die Tiefbauunternehmen das Kabel bis ins Haus ziehen dürfen.

VON HOLGER WEBER