Unterstützung und Beistand

Pfarrerin Christine Kleppe ist die Ansprechpartnerin für die Telefonseelsorge im Main-Kinzig-Kreis. Foto: PM

Sie gehört seit Jahrzehnten bundesweit zu den bekanntesten Rufnummern. Unter z
0800 1110111 bietet die Telefonseelsorge für Ratsuchende kostenfrei Unterstützung und Beistand an.

Region – In fast jeder Diskussion zum Thema „Psychische Störungen“ wird auf die Telefonseelsorge verwiesen und so ist die ökumenische Telefonseelsorge (kurz TS) für viele Menschen die erste Nummer, die sie wählen. Das können sie Tag und Nacht, rund um die Uhr, an Werktagen wie an Sonn- und Feiertagen.

Was aber nur wenige Menschen wissen: Der 24-Stunden-Dienst in der Krisenintervention und Suizidprävention wird überwiegend von Ehrenamtlichen getragen. Die Telefonseelsorge ist eine Einrichtung der Kirchen, die Dienst für Menschen in Not leistet.

„Die fundierte Qualifizierung, die Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen ist das Markenzeichen und Aushängeschild der Telefonseelsorge“, berichtet Pfarrerin Christine Kleppe. Sie ist hauptamtlich für die Telefonseelsorge in der Region verantwortlich. Gemeinsam mit Pfarrer und Supervisor Hansjörg Haag wird sie auch die nächste Ausbildungsgruppe leiten, die im April starten soll. Zwischen zwölf und 15 Frauen und Männer werden dann rund ein Jahr lang zum Telefonseelsorger ausgebildet. Die Gruppenkurse, die einmal pro Woche in Langenselbold stattfinden, beinhalten Themen wie „Gesprächsführung“ und „Selbsterfahrung“.

„Wie wir in Kontakt kommen und ein Gespräch führen üben wir beispielsweise mit Rollenspielen. Wir sprechen darüber, in welche ‘Fallen’ man nicht tappen soll, zum Beispiel im Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen. Auch Religion und Glaube sowie die Sprachfähigkeit darüber spielen eine Rolle in der Ausbildung“, informiert Kleppe. Die Ausbildung und verpflichtende begleitende Supervision böten durchaus Vorteile auch im Privaten und für das Berufsleben. Pfarrerin Kleppe erhält häufig positive Rückmeldungen von den Mitarbeitern.

„Ich habe in all der Zeit mehr bekommen, als ich gegeben habe: durch die Gespräche mit den Anrufenden, durch die Ausbildung und Supervision, durch das gute Miteinander der Ehrenamtlichen!“, berichtet beispielsweise eine 49-jährige Frau im Rückblick auf ihren Dienst als Telefonseelsorgerin. Ein 55-jähriger Mann bekundet derweil: „Die Ausbildung bei der Telefonseelsorge hat mir ganz neue Einblicke in mein eigenes ‘Ich als Mann’ gegeben. Gerade als Vater von Teenagern profitiere ich von meinen Erfahrungen bei der Telefonseelsorge. Oft sehe ich nach Gesprächen mit den Anrufern meine eigenen Sorgen aus einer anderen Perspektive. Das ist für mich ein Gewinn.“ Im evangelischen Katharina-von-Bora-Haus in Langenselbold, wo die Ausbildung stattfindet, ist Pfarrerin Kleppe in ihrem Büro nur zu Verwaltungsaufgaben anzutreffen. Denn die Gespräche der Telefonseelsorge finden an einem anderen Ort statt.

Die Anonymität des Ortes ist für die Ehrenamtlichen und für die Anrufenden von Bedeutung. Anrufende werden automatisch mit dem nächsten freien Telefonseelsorger verbunden. Zur Sprache kommen quer durch die Gesellschaft alle Notlagen. „Bei uns landet alles. Zum Beispiel rufen früh morgens Menschen an, die in depressiver Stimmung sind und einen Impuls in den Tag brauchen. Es melden sich immer mehr, die alleine leben und unter Einsamkeit leiden und auch Menschen mit Suizidgedanken sind unter den Anrufenden“, so Pfarrerin Kleppe.

Allein die Telefonseelsorge Main-Kinzig nahm 2022 etwa 11 500 Anrufe entgegen. Etwa ein Drittel der Ratsuchenden haben eine bekannte und ärztlich festgestellte psychische Erkrankung. Der große Anteil der Menschen (etwa 80 Prozent), die sich melden, leben alleine. Etwa ein Drittel der Anrufer sind Männer. Das ist auch eines der Motive für einen 61-Jährigen, sich ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge zu engagieren: „Männer sind Teil der Gesellschaft. Deshalb finde ich es wichtig, wenn auf der Seite der Telefonseelsorge die männliche Sichtweise präsent ist.“

Die Zusammensetzung der Ehrenamtlichen ist überaus vielfältig mit ganz verschiedenen Lebensläufen und Ausbildungen. In diesen Gruppen miteinander zu lernen ist für alle, auch für mich, eine große Bereicherung“, berichtet Kleppe. Die Bereitschaft zur Gruppenarbeit sollte mitbringen, wer sich für dieses Ehrenamt interessiert. Außerdem ein wenig Lebenserfahrung, Belastbarkeit, Toleranz, Einfühlungsvermögen, die Bereitschaft zur Selbstreflexion und Verschwiegenheit.
 leg

Anmeldung noch möglich

Wer Interesse an der Ausbildung zur Telefonseelsorge oder weitere Fragen zu dem Thema hat, kann sich an die Verwaltung der ökumenischen Telefonseelsorge Main-Kinzig per E-Mail an buero[at]telefonseelsorge-main-kinzig[dot] de oder z 06184 9379960 wenden. Bewerbungsschluss ist der 15. Februar.