Wichtige Projekte unterstützt

Profitierte vom Spendenmarathon der Sauer-Schmidt-Stiftung: das Frauenhaus in Wächtersbach. Das Foto zeigt (von links) Benjamin Peter, Peter Bierwerth, Lea Kircher, Krista Wurche sowie Brigitte Machnitzke. Foto: pm

Die Frauenhäuser in Wächtersbach und Hanau, die Vereine Wildwasser in Frankfurt und Lawine in Hanau sowie die Hanauer H!lfe freuen sich über eine großzügige Spende der Sauer-Schmidt-Stiftung.

Wächtersbach – Stiftungsgründer Peter Bierwerth, Vorstandsmitglied Krista Wurche und Pressereferentin Gudrun Benzing machten sich auf den Weg, um wie jedes Jahr die Spenden persönlich an die jeweiligen Einrichtungen zu übergeben.

Neu an Bord ist Benjamin Peter, IT-Beauftragter der Stiftung und Vertreter der jüngeren Generation, die dankenswerterweise bereit ist, sich ehrenamtlich zu engagieren. Erfreulich ist, dass trotz der gesamtgesellschaftlich eher deprimierenden Situation und trotz Corona die Zuwendungen nicht gekürzt werden mussten. „Das ist“, so Bierwerth, „vor allem auf die Zuverlässigkeit unserer privaten Spender zurückzuführen“.

Die Spenden ermöglichen den Einrichtungen Sonderausgaben, für die die Finanzierung durch staatliche Institutionen nicht ausreicht, zum Teil gar nicht möglich oder bürokratisch nicht vorgesehen ist. Alle genannten Einrichtungen haben bisher die Corona-Pandemie gut überstanden, obwohl es teilweise zu ganz drastischen Engpässen durch die Erkrankung von MitarbeiterInnen kam, die dann von wenigen KollegInnen aufgefangen werden mussten.

Wie immer geht es nach Wächtersbach zur Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen. Das Frauenhaus bietet Schutz und Zuflucht für Frauen mit ihren Kindern, die vor häuslicher Gewalt flüchten mussten. Lea Kircher und Brigitte Machnitzke freuen sich schon auf ein ganz besonderes Projekt, nämlich eine kleine viertägige Ferienfreizeit, die nun endlich wieder stattfinden kann, und die zusätzlich von der Stiftung finanziert wird. Dieses Mal geht es ins fränkische Seenland; zwei Mitarbeiterinnen machen sich gemeinsam mit 14 Frauen und Kinder auf die Reise. Brigitte Machnitzke ist die Freude anzumerken: „Eine Teilnehmerin war noch nie in ihrem Leben im Urlaub und freut sich seit Wochen darauf.“

Gefahren wird mit zwei Bussen, wobei eines der eingeplanten Fahrzeuge kaputt ging und nach großem Bangen die Stadt Wächtersbach dankenswerterweise ein Auto zur Verfügung gestellt hat. Durch die Lockerungen bezüglich Corona konnten die Quarantäne-Wohnungen, die für die Erstaufnahme genutzt wurden, Ende Mai aufgegeben werden. Das erspart viel Hin- und Herfahrerei und den Neuankömmlingen die komplette Isolierung, in ihrer ohnehin schwierigen Situation.

2021 beherbergte das Frauenhaus 25 Frauen und 27 Kinder, in diesem Jahr sind es bis jetzt schon 18 Frauen und 24 Kinder. Im Schnitt wohnen zehn bis zwölf Kinder in der Einrichtung mit einem Altersdurchschnitt von einem bis 17 Jahren. „Die Kinder sind bei der Ankunft oft gesundheitlich stark unterversorgt und weisen erhebliche sprachliche Defizite auf, vom seelischen Zustand ganz zu schweigen. Ständige Arztbesuche müssen organisiert und dafür natürlich auch der Fahrdienst übernommen werden. Ganz zu schweigen von den Problemen, zum Beispiel bei Logopäden und Fachärzten einen Termin zu bekommen“ erzählt Lea Kircher – das Problem kennt leider jeder. Wartezeiten auf Kindergartenplätze sind eine weitere Herausforderung. So gibt es zwar Plätze für Kinder des Frauenhauses, jedoch in einem Ortsteil von Wächtersbach, der für die Frauen und Kinder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwierig zu erreichen ist, wodurch auch wieder ständig hin und hergefahren werden muss. Es wäre schön, wenn sich die Stadt Wächtersbach dazu entschließen würde, Plätze in erreichbarer Nähe des Frauenhauses bereitzustellen. Auch der Ukrainekrieg macht sich bemerkbar: Erstmals beherbergt das Frauenhaus eine Frau aus der Ukraine mit ihren Kindern, die aufgrund von häuslicher Gewalt durch ihren Ehemann in das Frauenhaus fliehen musste.

Jetzt können vom Frauenhaus auch wieder Angebote für die Frauen und Kinder gemacht werden. So gibt es wieder die Hausversammlung mit einem gemeinsamen Frühstück, wo man zusammenkommt und auch über Themen im Zusammenleben berät. Größere Ausflüge in den Sommerferien finden einmal pro Woche statt, wie zum Beispiel einen Ausflug zur Feuerwehr oder an den See zum Baden fahren. Seit Kurzem hat das Frauenhaus zudem dank vieler Spenden auch einen eigenen kleinen Spielplatz im Garten, der gerade jetzt im Sommer viel genutzt wird.

Weiterhin bietet die Malerin Sabine Räbiger in ihrem Atelier in Altenhaßlau einmal im Monat eine kreative Aus-Zeit für die Frauen an, die sehr gerne genutzt wird.

Auch die nachgehende Beratung ist ein Bestandteil des Frauenhaus-Konzepts, hier werden „Ehemalige“ in Amtsangelegenheiten und Qualifizierung unterstützt, aber auch regelmäßige Gruppentreffen zum Austausch angeboten. Durch die Unterstützung des Jobcenters und der AQA konnten bereits viele ehemalige Bewohnerinnen des Frauenhauses sich ein neues Leben aufbauen, in dem Ausbildungen, Praktika, Sprachkurse oder auch der Erwerb eines Führerscheines gefördert wurden.

Die umfangreiche Betreuung wird mit insgesamt 3,5 Stellen gestemmt, die sich aus Teilzeitverträgen zusammensetzen. „Es verwundert uns jedes Jahr aufs Neue, mit wie viel Enthusiasmus und Engagement die Mitarbeiterinnen bei der Sache sind, wie wenig geklagt wird. Aber ein Punkt ist – um es gelinde auszudrücken – zum Davonlaufen: die Bürokratie. Es ist unfassbar, wie es geschafft wird, den Verwaltungsaufwand immer weiter nach oben zu schrauben, und leider bleiben auch solche Einrichtungen nicht davon verschont“, kritisiert die Stiftung.
upn