Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Kennen sie die Maslowsche Bedürfnishierarchie? Bekannt auch als Bedürfnispyramide. Das ist eine sozialpsychologische Theorie des US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow (1908–1970). Sie beschreibt menschliche Bedürfnisse und Motivationen in einer hierarchischen Struktur und versucht, diese in fünf Stufen zu erklären. Die Stufen sind von unten Physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung.

Auf der ersten Stufe von unten, also auf der größten Fläche, stehen die Grundbedürfnisse, die zum Erhalt des menschlichen Lebens erforderlich sind, wie Atmung, Wasser, Nahrung, Schlaf. Wir atmen ein, wir atmen aus, dieser Vorgang wiederholt sich bei einem erwachsenen Menschen etwa 20.000 Mal am Tag. Was uns ganz selbstverständlich erscheint, ist in Wahrheit ein hochkomplexer Vorgang. Und nur so nebenbei; wir verpesten unsere Luft, täglich immerfort. Ja, wir müssen Trinken und Essen. Und was wir so täglich in uns hinein schütten und stopfen. Über Qualität lässt sich streiten. Weniger ist manchmal mehr.

Sind die physiologischen Bedürfnisse relativ gut befriedigt, taucht eine neue Reihe von Bedürfnissen auf. Sicherheitsbedürfnisse wie körperliche und seelische Sicherheit, materielle Grundsicherung, Arbeit, Wohnung, Familie und Gesundheit. Ja, Sicherheit im alles umfassenden Rahmen ist uns immens wichtig. Und da steckt auch Zunder drin. Wie sagte der deutsche Schriftsteller Joachim Ringelnatz: „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht!“ Ja, da hat er meiner Meinung nach recht. Man nennt das auch allgemeines Lebensrisiko. Achtung: Das beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Also ich möchte mit dem Risiko sehr lange Leben. Über dieses Sicherheitsbedürfnis lässt sich auch der Argwohn allem Fremden gegenüber erklären. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht, sagt eine alte Redensart. Die materielle Grundsicherung ist in Gefahr. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst, die Schere geht langsam und unaufhörlich auseinander. Die gesellschaftliche Geborgenheit geht verloren. Der sichere Arbeitsplatz, die Sicherheit in der Öffentlichkeit, die sichere Wohnung, sind Bedürfnisse die uns alltäglich beschäftigen.

Sind die ersten beiden Kategorien weitgehend befriedigt, erlebt der Mensch einen starken Drang nach sozialen Beziehungen. Dazu gezählt werden Familie, Freundschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Zugehörigkeitsgefühl, Kommunikation, sozialer Austausch, Gemeinschaft, gegenseitige Unterstützung, Beziehung, Zuneigung und Liebe. Zu den Individualbedürfnissen, Stufe 4, rechnet Maslow u. a. Vertrauen, Wertschätzung, Selbstbestätigung, Erfolg, Freiheit und Unabhängigkeit.

Wenn bis auf diese Stufe alle Bedürfnisse befriedigt sind, wird nach Maslow eine neue Unruhe und Unzufriedenheit im Menschen erwachen: Er will seine Talente, Potenziale und Kreativität entfalten, sich in seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten weiterentwickeln und sein Leben gestalten und ihm einen Sinn geben. Ich wünsche viel Spaß beim Entfalten!

Ei Gude, wie!