Gesundheitsversorgung ist eine Herausforderung

Der Main-Kinzig-Kreis hat die Hürden für Geflüchtete aus der Ukraine weiter gesenkt, medizinische Hilfen in Anspruch nehmen zu können.

Region – Die meisten Menschen, die ins Kreisgebiet kommen, erhalten bei ihrer Ankunft einen Krankenschein, womit die Abrechnung in einer Arztpraxis geklärt ist. Damit begegnet der Kreis einem vielfach seitens der Ärzteschaft geäußerten Vorbehalt, sie blieben auf ihren Behandlungskosten sitzen, heißt es in einer Pressemitteilung des Main-Kinzig-Kreises.

„Die Menschen brauchen mitunter sehr schnelle medizinische Hilfe – vom Chirurgen über den Zahnarzt bis zum Hausarzt“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. „Da brauchen wir die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte.“ Noch immer sucht der Kreis interessierte Arztpraxen, die sich unter mediziner-hilfe[at]mkk[dot]de melden und ihre Bereitschaft dokumentieren können, Menschen aus den größeren Unterkünften zu helfen.

Der Kreis selbst bietet in den Unterkünften medizinische Sprechstunden an, in denen verpflichtende Erstaufnahmegespräche und eine gesundheitliche Abklärung stattfinden. Ebenso können sich die Menschen impfen lassen. Mehrere hundert dieser Sprechstundentermine haben laut Kreis in den vergangenen Tagen stattgefunden. Für dringende Fälle und für das Verschreiben von Medikamenten ist das Angebot allerdings nicht ausgelegt.

„Das trifft naturgemäß nicht auf vollstes Verständnis bei jenen, die dringend eine Handlung benötigen“, so Simmler. Landrat Thorsten Stolz fordert daher eine „Brücke ins System der Kassenärzte und der Kassenärztlichen Vereinigung“. Beim Einbinden an der Geflüchteten ins medizinische Netz brauche es „die offenen Zugänge, die es aus den Hallen und Großunterkünften heraus leider nicht immer gibt.

Im Main-Kinzig-Kreis sind derzeit rund 3500 Geflüchtete aus der Ukraine registriert, etwa 800 davon sind aktuell in Hallen und großen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht darunter in Bruchköbel, Hanau und Langenselbold.

Wöchentlich teilt das Regierungspräsidium dem Kreis 200 bis 250 weitere Personen zu. „Waren es zunächst in weit überwiegender Zahl allein reisende Mütter mit ihren Kindern, erreichen mittlerweile immer mehr große Familienverbände sowie Personen in hohem Alter und mit schwereren körperlichen Gebrechen das Kreisgebiet“, heißt es in der Mitteilung.

Susanne Simmler, unter anderem zuständig für den Bereich Gesundheit, berichtet von einem gestiegenen Bedarf nach ärztlicher oder gar pflegerischer Hilfe. „In unseren Notunterkünften bieten wir auch ein erstes Gesundheitsscreening. Mehr ist an Ort und Stelle aber nicht möglich, denn die zu uns geflüchteten Menschen haben vollen Zugang zum ganz normalen Gesundheitssystem.“

Dort, wo bei den neu Ankommenden eine Akutversorgung oder eine Unterbringung in einer pflegerischen Einrichtung nötig sei, leite man das „in den ersten Stunden nach der Ankunft in die Wege.“

Aus den ersten Sprechstunden, die in den umgewidmeten Schulturnhallen in Birstein, Bruchköbel und Langenselbold stattgefunden haben, berichtet das Team Gesundheit des Kreises von etwa einem Drittel der Flüchtlinge, die gegen das Coronavirus geimpft sind. Der Main-Kinzig-Kreis macht eigenständige Impfangebote in den Hallen. In Kürze soll es auch die Möglichkeit geben, sich in der Unterkunft gegen Masern impfen zu lassen, was insbesondere für das Betreten von Kitas und Schulen wichtig ist. Ebenso bereitet der Kreis ein Tuberkulose-Screening vor, das eigentlich zur medizinischen Abklärung in den Hessischen Erstaufnahmeeinrichtungen gehöre, dort aber derzeit nicht durchgeführt werde.

Neben den Krankenscheinen überreicht der Main-Kinzig-Kreis den Geflüchteten auch Bescheinigungen, die Dinge des Alltags erleichtern, etwa das Eröffnen eines Girokontos. Hinzu kommen wichtige Erstinfos zur Orientierung im Alltag.   cs.