Task-Force in der Kreisverwaltung wurde eingerichtet Erster Coronavirus-Fall

Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (Mitte), Dr. Siegfried Giernat (links) und Dr. Wolfgang Lenz informierten in Gelnhausen über den ersten Coronavirus-Fall im Main-Kinzig-Kreis. Foto: az

Im Main-Kinzig-Kreis wurde am Dienstag der erste Coronavirus-Fall bestätigt. Erkrankt ist eine 1967 geborene Frau aus Hanau, die sich inzwischen in häuslicher Quarantäne befindet.

Main-Kinzig – Unklar ist allerdings noch, wo sich die Frau angesteckt hat. Nach Bekanntwerden des positiven Labortests lud Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler (SPD) am Dienstagnachmittag kurzfristig zu einer Pressekonferenz ein. „Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis wir im bevölkerungsreichsten Landkreis in Hessen den ersten Fall haben würden“, verwies sie darauf, dass sich das Gesundheitsamt sowie alle Mediziner und Krankenhäuser im Kreisgebiet seit Wochen auf diese Situation vorbereitet hätten.

Neun Personen waren in den vergangenen Tagen im Main-Kinzig-Kreis bereits auf eine mögliche Infektion mit dem Virus getestet worden, das Ergebnis war in diesen Fällen jeweils negativ. Die positive Meldung von Nummer zehn kam dann am Dienstagvormittag. Bislang wurden zwölf Personen identifiziert, die mit der Frau in Kontakt standen und die nun ebenfalls vorsorglich zu Hause bleiben müssen. Darunter befinden sich neben Familienmitgliedern und Freunden auch Kollegen und weitere Personen. Das heiße noch nichts hinsichtlich der Diagnostik der einzelnen Personen, sondern sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, um eine Weiterverbreitung zu verhindern, wurde auf der Pressekonferenz erklärt. Was die infizierte Frau beruflich macht, wurde nicht bekannt gegeben. Unklar ist bislang, wo sie sich angesteckt hat. Eine erste Befragung hätte keine Hinweise ergeben, auch habe sie sich nicht in den bisher bekannten Risikogebieten aufgehalten und demnach wohl auch keinen Kontakt zu den bis Dienstag fast 190 weiteren Fällen in Deutschland gehabt.

Die angeordnete Quarantäne bezeichnete der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Siegfried Giernat, als „wichtigste und wirksamste Schutzmaßnahme“, um größtmöglichen Abstand zu gesunden Menschen zu halten. „Das Abstandhalten ist grundsätzlich vergleichbar mit den Empfehlungen für einen Grippeerkrankten. Auch dieser braucht vor allem Ruhe zur eigenen Genesung, womit er nicht nur sich, sondern auch andere schützt. Im Falle des Coronavirus sind die Maßnahmen aber noch einmal strikter, gerade was auch das medizinische Monitoring betrifft“, so Giernat. Neben der Anordnung häuslicher Quarantäne habe das Gesundheitsamt die erkrankte Person umfassend darüber informiert, welche weiteren Vorschriften ab sofort für sie gelten. Das Gesundheitsamt werde seinerseits rund um die Uhr für die Frau erreichbar sein und ihren gesundheitlichen Zustand engmaschig überwachen. Zudem seien Unterstützungsmöglichkeiten für die Grundversorgung der Betroffenen besprochen worden. Mindestens bis in die nächste Woche hinein dürfe die Erkrankte ihre Wohnräume nicht mehr verlassen.

Während in Hanau bereits das für Samstag geplante Konzert „Rock gegen rechts“ abgesagt wurde, sieht Simmler nach Bekanntwerden des ersten Falles noch keinen Anlass, Großveranstaltungen im weiteren Kreisgebiet zu streichen. Ob dies allerdings in Zukunft notwendig sein werde, wollte sie nicht ausschließen. Dass sich unterdessen immer mehr Bürger direkt ans Gesundheitsamt oder ihre Hausärzte wenden, wird beim Kreis ausdrücklich begrüßt. „Wir haben uns seit den ersten Meldungen aus China auch für unsere Region auf eine solche Situation vorbereitet. Jetzt im konkreten Fall dürften die Bürgerinnen und Bürger zusätzlich verunsichert sein, was ich absolut nachvollziehen kann. Deshalb wollen wir auch für Fragen und Hinweise direkt ansprechbar sein“, sagte Simmler. Und weiter: „Alle auftauchenden Fragen waren und sind für uns täglicher Bestandteil in einer extra für den Coronavirus eingerichteten Task-Force in der Kreisverwaltung. Im Gesundheitsamt laufen alle aktuellen Nachrichten zusammen, die Kolleginnen und Kollegen sind quasi rund um die Uhr im Einsatz und erreichbar und daher natürlich auch die erste Adresse für Rückfragen.“

Zur Task-Force in Sachen Corona gehört auch Dr. Wolfgang Lenz, Ärztlicher Leiter für den Rettungsdienst im Main-Kinzig-Kreis. Aus seiner Sicht ändert der erste bestätigte Fall für die Menschen im Kreisgebiet wie auch für den medizinischen Bereich wenig. „Wir sind vorbereitet, sowohl auf den ersten Fall wie auch für mögliche weitere Fälle. Die Abläufe sind innerhalb des Rettungswesens klar. Wichtig ist aus Sicht der Mediziner, dass jeder einzelne Bürger, jede einzelne Bürgerin selbst sorgsam mit dem Thema umgeht“, so Lenz.

Da die Zahl der Anruferinnen und Anrufer in den kommenden Tagen höher ausfallen könnte als bisher, hat der Main-Kinzig-Kreis ab Mittwoch ein Bürgertelefon eingerichtet unter Z  06051/85-10000. Im Zeitraum von 9 bis 18 Uhr stehen am Mittwoch und Donnerstag sowie am Freitag von 9 bis 15 Uhr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises zusätzlich zur Verfügung, um die Anfragen zu beantworten oder weiterzuleiten. Die Erreichbarkeit gilt zunächst auch für die kommende Woche: montags bis donnerstags 9 bis 18 Uhr und am Freitag von 9 bis 15 Uhr. Für das Wochenende wird das Angebot bedarfsabhängig fortgesetzt.

Der Main-Kinzig-Kreis empfiehlt seinen Bürgerinnen und Bürgern mit Erkältungssymptomen, diese ernst zu nehmen und in Ruhe zu Hause auszukurieren. Wer unsicher ist, ob es sich bei Symptomen wie Husten, Fieber oder Halsschmerzen um eine ganz normale Erkältung oder doch etwas anderes handeln könnte, sollte zunächst telefonisch Kontakt zu einem Arzt oder zum Gesundheitsamt aufnehmen. Das gilt insbesondere für jene Personen, die Kontakt zu einer am Coronavirus erkrankten Person hatten oder aus einem der Risikogebiete kommen. Das Gesundheitsamt ist für diese Fälle ebenfalls über Z 06051/85-10000 erreichbar.

Von Andreas Ziegert