Kreis setzt in der Pandemie aktiv auf Digitalisierung

Geeta Chetterjee vom Projektteam im Gesundheitsamt bespricht mit den Entwicklern von 2mt Software Solutions, Sebastian Heuser und Jan Schwarz, die notwendigen Änderungen der Software. Foto: Main-Kinzig-Kreis

Wenn täglich hunderte Kontaktpersonen von Corona-Infizierten ermittelt werden müssen, ist der Zeitaufwand für alle Seiten groß. Passende Software und Apps können Prozesse verkürzen und vereinfachen, „und deshalb setzen wir sie nicht nur gezielt ein, sondern arbeiten auch aktiv an der Weiterentwicklung mit“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler.

Main-Kinzig – Ganz aktuell erarbeitet das Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises mit einem Softwareunternehmen Verbesserungen an „Sormas“, dem Programm, das Bund und Länder für das bundesweite Corona-Management ausgewählt haben. Dabei kommt mit „Cluster-Diary“ zusätzlich eine eigens entwickelte App zum Einsatz.

Hintergrund: Bis Ende Februar soll in allen Gesundheitsämtern in Deutschland das Programm „Sormas“ („Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System“) eingesetzt werden. Das geht aus einem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz und dem daraus entstandenen „Pakt für die Nachverfolgung“ zwischen dem Land Hessen und der kommunalen Ebene hervor. Das Programm wurde ursprünglich für die Ebola-Epidemie entwickelt und später so erweitert, dass es dem öffentlichen Gesundheitsdienst die Kontaktnachverfolgung bei Covid-19-Fällen erleichtert. Der Main-Kinzig-Kreis hatte die Software früh in die Arbeit des Gesundheitsamts integriert, aber an vielen Stellen Verbesserungspotenziale festgestellt.

Das Pilotprojekt wurde Anfang Februar von einem Projektteam im Gesundheitsamt entworfen und wird in diesen Tagen mit dem Unternehmen „2mt Software Solutions“ aus Fronhausen (Landkreis Marburg Biedenkopf) abgestimmt. Dabei geht es darum, neben der normalen Fallbearbeitung mehrere reale Fälle in „Sormas“ einzugeben, die Programme zu vergleichen und die Vor- und Nachteile festzustellen. Bislang hat das Gesundheitsamt die Software „Survnet“ des Robert-Koch-Instituts verwendet. „Einfach erklärt geht es darum, dass wir derzeit Personendaten eingeben und dort auch alle Informationen hinterlegen können. Bei ‚Sormas’ hingegen kann ein und dieselbe Person an verschiedenen Stellen auftauchen, zum Beispiel mal als Infizierte, mal als Kontaktperson, ohne dass man alle Informationen über diese Person gleichzeitig aufrufen könnte. Das ist einer der Nachteile“, erläutert Geeta Chatterjee aus dem Projektteam. Dafür biete die neue digitale Plattform bessere statistische und grafische Auswertungen, die für Epidemien geeignet sind.

Für Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler sind die Erkenntnisse wegweisend für die weitere Arbeit nicht nur in der aktuellen Pandemie. Besonders wichtig im Corona-Management sind Informationen zur Kontaktnachverfolgung. Es gibt inzwischen mehrere Apps, auf denen sich Kontakte eintragen lassen. So bietet mittlerweile auch die Corona-Warn-App ein sogenanntes Kontakt-Tagebuch an. Darin notiert man, an welchen Tagen man wen getroffen hat und kann diese Personen im Falle einer Infektion informieren. Die Ausdifferenzierung dieser App-Angebote ist aber sehr unterschiedlich. „Mit den meisten Apps können wir nicht arbeiten, weil wir genaue Beschreibungen dieser Kontakte benötigen“, erläutert Dr. Siegfried Giernat, Leiter des Gesundheitsamts. Das Gesundheitsamt setzt daher seit etwa drei Monaten die kostenlose App „Cluster Diary“ ein, die gemeinsam mit dem Main-Kinzig-Kreis entwickelt worden ist und als einziges Programm die direkte Übermittlung der Daten zum Gesundheitsamt ermöglicht.

Susanne Simmler erklärt den Vorteil für das Gesundheitsamt wie auch für Betroffene. „Für uns alle ist es wichtig aus den Erkenntnissen des letzten Jahres zu lernen und im Sinne der Verbesserung ein zu setzen. So können wir für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt, aber auch für die Betroffenen eine bessere und noch schnellere Kontaktverfolgung angehen“, so Simmler. Informationen zur App „Cluster Diary“ finden sich im Internet auf der Seite www.clustertagebuch.info sowie auf der Internetseite des Main-Kinzig-Kreises, www.mkk.de (CoroNetz/Kontakt zu Infizierten) gn