Realistische Einsatz-Szenarien

Zahlreiche Einsatzkräfte des DLRG Main-Kinzig haben sich an der Wochenendübung im gesamten Kreisgebiet beteiligt. Foto: PM

Für den Wasserrettungszug, die Katastrophenschutzeinheit des DLRG-Bezirks Main-Kinzig hat die größte Übung des Jahres auf dem Dienstplan gestanden. Simuliert wurde in mehreren Übungsszenarien ein Hochwassereinsatz, ähnlich den Realeinsätzen der vergangenen Jahre.

Region – Nach der Vorab-Alarmierung trafen sich alle Einsatzkräfte bereits am Abend zuvor im Gefahrenabwehrzentrum in Hanau, um Fahrzeuge und Boote nochmals einer technischen Kontrolle zu unterziehen und mit zusätzlicher Ausrüstung zu beladen. Die Zugführung erarbeitete währenddessen die bestmögliche Besetzung der Fahrzeuge und die Marschreihenfolge.

Am nächsten Morgen um 6.45 Uhr war das Ziel aller Fahrzeuge, die aus den Standorten Hanau, Maintal, Bruchköbel und Bad Soden-Salmünster anreisten, der Bereitstellungsraum in Hammersbach. Dort erhielt die Zugführung von Sedat Müftahi (Technischer Leiter Einsatz der DLRG Main-Kinzig und Organisator der Übung) genauere Einsatzinfos für den ersten Übungsteil: eine längere Fahrt im Marschverband auf der Autobahn und über Landstraßen im Raum Gelnhausen-Freigericht.

Ziel war das Hilfeleistungszentrum des Main-Kinzig-Kreises in Somborn, wo die Einsatzkräfte gemeinsam frühstückten.

Es folgte eine Einweisung durch Mitarbeiter der Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises auf den „AB-Hochwasser 1“, den Abrollbehälter mit großer Sandsackfüllmaschine, der bei Bedarf mit einem Wechsellader-LKW an den Einsatzort gebracht wird. Hier können vier Personen gleichzeitig Sandsäcke abfüllen, die von vier weiteren Personen maschinell zugenäht werden – was alle Einsatzkräfte gern ausprobierten. Die so befüllten Säcke wurden auf Paletten gestapelt und auf zwei Transportfahrzeuge verladen.

Nach dem Mittagessen mit den Teilnehmern eines parallel stattfindenden Feuerwehrlehrgangs folgte der nächste Einsatzauftrag: Am Langenselbolder Kinzigsee sollte wasserseitig ein Deich mit Plane und Sandsäcken verstärkt werden, um nach einer Beschädigung durch Treibgut das Ausspülen des Deiches zu verhindern.

Ab jetzt wurde auch das Wetter einsatzrealistisch, denn es gab bei windigen knapp zehn Grad immer wieder Regenschauer. Einsatztaucher der DLRG brachten unter Wasser eine vier mal acht Meter große Plane aus, die dann je nach Wassertiefe von Einsatzkräften in Neopren oder Einsatztauchern mit Sandsäcken beschwert wurde. Diese Arbeit ist sehr personalintensiv, da jede Person, die im Wasser arbeitet, von einer weiteren Person an Land mittels einer Leine gesichert werden muss. Im Gegensatz zum flachen Uferbereich des Kinzigsees ist eine Deichflanke viel steiler und die Strömung im Hochwasser viel stärker, was besonders für die Taucher eine enorme Kraftanstrengung bedeutet. Zusätzlich abgesichert wurde dieser Übungsteil von zwei Bootsbesatzungen auf Motorrettungsbooten.

Mit Einbruch der Dunkelheit begannen Einsatzkräfte aus dem technischen Bereich, die Übungsstelle mithilfe von Lichtmasten auszuleuchten. Nach dem erfolgreichen Ausbringen der Deichfolie unter Wasser musste die Deichverstärkung wieder zurückgebaut werden, bevor der Wasserrettungszug geschlossen nach Somborn zurückkehrte. Im Hilfeleistungszentrum wurden vor dem Abendessen noch die eingesetzte Tauch- und Strömungsretterausrüstung sowie alle Leinen gespült und vom Sand befreit, die Fahrzeuge wieder einsatzklar gemacht, alle nassen Kleidungsstücke und viele Paar Arbeitshandschuhe zum Trocknen aufgehängt sowie der Seminarraum mit Feldbetten zum Übernachten eingerichtet. Ab ca. 22 Uhr gab es für alle etwas Zeit zur freien Verfügung und es wurden noch ein Geburtstag und eine bestandene Lehrtaucherprüfung gefeiert. Am nächsten Morgen ging es mit allen Fahrzeugen im Marschverband nach Großkrotzenburg, wo die DLRG bereits von der Feuerwehr Großkrotzenburg erwartet wurde. Da die Feuerwehr im Hochwasser oft nicht alle Einsatzorte mit Löschfahrzeugen erreichen kann, sollte eine Tragkraftspritze auf einem Motorrettungsboot der DLRG verladen und auf dem Main betrieben werden.

Während diese Aktion noch in vollem Gange war und es schon wieder regnete, kamen weitere Einsatzaufträge dazu: Im Hafen des Hanauer Wasser- und Schifffahrtsamts wartete eine gehbehinderte Person darauf, aus dem ersten Stock eines Hauses evakuiert und an den Rettungsdienst übergeben zu werden. Dazu wurden zwei Hochwasserboote mit mehreren Einsatzkräften, Schleifkorbtrage und Leitern losgeschickt, die auf dem Weg zu ihrem Einsatz noch die Krotzenburger Schleuse passieren mussten. Ein weiteres Mehrzweckrettungsboot machte sich kurze Zeit später in die gleiche Richtung auf den Weg, um eine Rollstuhlfahrerin und ihre Begleiterin aus dem angenommenen Hochwasser zu transportieren und in Sicherheit zu bringen. Solche Transportaufträge sind in einem Hochwassergebiet auch übliche Einsatzszenarien für die DLRG.

Alle Übungsteile wurden erfolgreich abgearbeitet. Anschließend traf sich der komplette Wasserrettungszug der DLRG Bezirk Main-Kinzig an der Großauheimer Nato-Rampe zum Trailern der Boote und zu einem späten Mittagessen. Danach ging es zurück zum Gefahrenabwehrzentrum Hanau zum erneuten Säubern und Sortieren der Ausrüstung.

Dort endete die Einsatzübung gegen 18 Uhr nach einer Feedbackrunde und mit Dank an alle Einsatzkräfte und die Übungsleitung. Teilgenommen haben 31 Einsatzkräfte aus den Ortsgruppen Bad Soden-Salmünster, Biebergemünd, Bruchköbel, Freigericht, Großauheim, Langenselbold, Hanau und Maintal. Unterstützt wurde die Übung durch das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises, Hanau Infrastruktur Service (Abteilung Hochwasserschutz), die Stadt Langenselbold, die Feuerwehr Großkrotzenburg sowie die DLRG Ortsgruppen Gelnhausen, Großkrotzenburg und Hanau.
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