Aryam muss um ihr Leben kämpfen

Der Rodenbacher Yemane Woldeselassie bittet um Spenden für seine schwer erkrankte Nichte.

Rodenbach – Yemane Woldeselassie hat große Sorgen um seine schwerkranke Nichte Aryam aus Eritrea. „Aryam ist die Tochter der jüngeren Schwester meiner Frau“, erzählt der 61-jährige Rodenbacher im Telefonat mit unserer Zeitung. Per E-Mail hat er sich zusammen mit dem Verein „Aktion Eine Welt“ und dem Münsteraner Journalisten und Musiker Ulrich Coppel an unsere Redaktion gewandt und von der tragischen Situation seiner Familie erzählt. Denn die elfjährige Nichte Aryam hat die Diagnose Hodgkin Lymphom erhalten – eine Form von Blutkrebs, die unbehandelt immer tödlich endet. „Mit einer Chemotherapie und eventuell noch weiteren zusätzlichen onkologischen Behandlungsformen haben jedoch die allermeisten der erkrankten Kinder Aussicht, wieder vollständig geheilt zu werden“, heißt es in der E-Mail.

Doch die sehr guten Heilungschancen gelten nur, wenn spezialisierte Ärzte vorhanden sind. Und genau hier beginnt die Odyssee von Aryam. „Im Frühjahr letzten Jahres haben wir erfahren, dass die Lymphknoten meiner Nichte in der Leistengegend angeschwollen waren“, blickt Woldeselassie auf die ersten Anzeichen der schweren Erkrankung zurück.

„Dort, wo sie wohnt, wurde sie lokal behandelt. Als die Behandlungen nicht ansprachen, wurde Aryam in ein Krankenhaus in die Hauptstadt überwiesen.“ Am 31. Mai 2022 stellten ihr Ärzte des „Medical Board“ im großen Orotta Hospital der eritreischen Hauptstadt Asmara die Verdachtsdiagnose „Hodgkin Lymphom“.

Doch statt mit weiterer Diagnostik oder einer lebensrettenden Chemotherapie zu beginnen, vermerkte das „Medical Board“ im Befundbericht, dass für Aryam in Eritrea keine Behandlung möglich sei. Sie empfahlen deshalb, ins Ausland zu gehen.

„Erst wollten wir sie nach Deutschland holen, da hier die Krankheit leicht bekämpft werden kann. Ich habe versucht, mögliche Kandidaten für die Behandlung zu finden. Doch die Kosten waren mit 200 000 bis 300 000 Euro zu hoch und der bürokratische Weg zu lang, um ein Visum zu erhalten. Die Zeit hat sie nicht“, sagt Woldeselassie, der seit 2005 in Niederrodenbach lebt. Nach einer bangen Zeit des Wartens bis im September alle erforderlichen Dokumente vorlagen, traten Aryam und ihre Mutter die Reise in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba an. In ihrem Heimatort Keren in Eritrea blieb Aryams Vater zurück, der sich seitdem um ihre fünf Geschwister kümmert, die zwischen zwei und 16 Jahre alt sind. Aber auch in Äthiopien stellte sich bald Ernüchterung ein. Die Suche nach Ärzten, die auf die Behandlung von Krebserkrankungen bei Kindern spezialisiert sind, gestaltete sich sehr schwierig. Zudem erschwerte die Sprachbarriere die Kommunikation. Erst Anfang November bestätigte eine vorgenommene Gewebeentnahme den schlimmen Verdacht der Ärzte aus Asmara: Klassisches Hodgkin Lymphom. Doch selbst jetzt begann man dort nicht mit einer Behandlung. Zudem reichte das Geld nicht, um für Aryams Lebensunterhalt in Addis Abeba und die bis dahin stattgefundenen Untersuchungen aufzukommen.

Sie baten Woldeselassie um Hilfe, der sich an den gemeinnützigen Verein „Aktion Eine Welt“ wandte. „Ich kannte den Verein, da er bereits ein Kind aus dem gleichen Ort, in dem meine Nichte lebt, für eine Krankenhausbehandlung nach Deutschland geholt hatte. Also habe ich ihn angeschrieben.“ Dorothea Graf von „Aktion Eine Welt“ wandte sich wiederum an den Journalisten und Musiker Ulrich Coppel, weil sie wusste, dass er in der Vergangenheit mehrfach schon eritreischen Menschen lebensrettende medizinische Behandlungen in Deutschland vermittelt hatte.

Coppels erste Recherchen in großen medizinischen Datenbanken zeigten, dass eine Behandlung für Aryam in Äthiopien sehr wohl möglich sei. Er kontaktierte unter anderem die stellvertretende Chefärztin der pädiatrischen Onkologie im Universitätsklinikum in Essen, Prof. Dr. Uta Dirksen, „Mit ihr und anderen Ärzten der Organisation ‘Archemed’, mit der sie sich in Eritrea engagiert, stehe ich im Fall von Aryam auch in Kontakt“, schreibt Coppel unserer Zeitung in einer E-Mail-Korrespondenz.

„Unter anderem hat sie meine MedLine-Recherche genau bestätigt.“ Zudem riet sie, die Therapie in Addis Abeba durchzuführen und bestätigte, dass eine Behandlung in Deutschland zu teuer und mit einem zu hohen bürokratischen Aufwand verbunden wäre.

Doch Aryam und ihre Mutter fanden trotz intensiver Bemühungen in verschiedenen Krankenhäusern in Addis Abeba keinen Arzt, der ihnen weiterhelfen konnte. Coppel vermittelte dank weiterer Kontakte die Eritreerin Ghennet Bokretzion Ghedde an die Familie, die für zwei Wochen nach Addis Abeba reiste, um dort der völlig verzweifelten Mutter bei der Organisation der Heilbehandlung ihrer Tochter Hilfe zu leisten. So gelang es, dass drei Tage vor Weihnachten Aryams Chemotherapie im Lancet Hospital in Addis Abeba endlich beginnen konnte. Trotz fortgeschrittener Zeit zeigten die Untersuchungen, dass Aryams Hodgkin Lymphom nach wie vor noch in einem frühen Stadium war.

„Meine Nichte und ihre Familie haben wieder Hoffnung geschöpft“, berichtet Woldeselassie, der regelmäßig mit Aryam, ihrer Mutter und auch mit dem Verein und Coppel in Kontakt steht. „Nach der ersten Chemo war sie sehr schwach. In dieser Woche beginnt die zweite Chemo. Es ist schwer für sie, und wir sind gerade dabei, eine saubere Wohnung zu finden, denn jede Infektion kann lebensgefährlich sein. Sie muss sich isolieren.“

Das alles kostet Geld, das die Familie nicht hat. Basierend auf den Angaben des Lancet Hospitals werden die Kosten für die komplette Behandlung und den Lebensunterhalt auf etwa 25 000 Euro kalkuliert, die je nach Behandlungserfolg sich verringern oder erhöhen können. Bisher ist der Verein mit 3500 Euro in Vorleistung gegangen. Allerdings verfügen weder der Verein noch Woldeselassie über ausreichende eigene Mittel zur Finanzierung der anfallenden Kosten. Mit Spenden an den Verein zur Finanzierung der Behandlung kann Aryam mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit wieder ganz gesund werden.

Spendenkonto: Aktion Eine Welt e. V./Eritrea; Verwendungszweck: Aryam, IBAN: DE 88 5206 0410 0100 4186 41, Ev. Kreditgenossenschaft EG Kassel. Spendenquittungen können ausgestellt werden.

Von Patricia Reich

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