Brennholz besser als sein Ruf

Aufgearbeitete Abschnitte von umgestürzten oder geschädigten Bäumen liefern laut Förster Markus Betz eine nachhaltige Heizvariante. Fotos: Roland Adrian

Wie umweltfreundlich ist das Heizen mit Holz? Dieser Frage ist unsere Zeitung im Freigerichter Gemeindewald nachgegangen.

Freigericht – Mit Holz heizen ist nicht umweltfreundlich. Das stellte zumindest das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz zur Klimabilanz von Brennholz fest. Im vergangenen Jahr hieß es vom Bundesumweltministerium, dass neben hohem Feinstaub-Ausstoß unter anderem auch CO2, Methan und Lachgas bei der Verbrennung von Holz emittiert wird, teilweise sogar mehr als bei Kohle oder Gas.

Markus Betz sieht die Sache anders. Für ihn ist Brennholz „die beste Heizvariante für das Klima“. Betz ist 64 Jahre alt, seit 30 Jahren als Förster für den Gemeindewald in Freigericht tätig und weiß, wovon er redet.

Der Wald ist ein fester und noch dazu großer Bestandteil seines Lebens. Jede Stelle, die wir im Auto oder zu Fuß passieren, ist von Bedeutung, zu jeder kann er etwas erzählen oder erklären. Schnell haben wir unser Ziel erreicht.

Wir halten am Wegrand, direkt neben mehreren Stapeln aufgearbeiteter Abschnitte aus von Stürmen, Hitze oder Schadorganismen beschädigten Bäumen. Wenn die Holzqualität stimmt, sei die Brennholzgewinnung aus diesem sogenannten Schwachholz die nachhaltigste, umweltfreundlichste und damit vernünftigste Option, erklärt der 64-Jährige.

Brennholz sei immer ein Koppelprodukt, welches bei der Holzernte von starken Bäumen anfalle, fährt er fort. Es gebe auch schwächere Stammabschnitte und stärkere Äste, die anders als dicke Stämme in der Produktion nicht zu Balken und Brettern verarbeitet werden können. Aus ihnen werde stattdessen Brennholz gewonnen. Auch Sägereste, welche zu Holzpellets gepresst werden, stellen einen sinnvollen heimischen Energieträger dar, betont Betz.

So werden zum Heizen laut dem Revierleiter nur die schlechteren Sortimente aus der Holzernte oder Waldpflege verwendet. Aber auch schwache Bäume, welche dem Wald bei der Pflege entnommen werden, um andere sogenannte „Zukunftsbäume“ beim Wachsen zu unterstützen, gehören dazu.

Zukunftsbäume sind Bäume mit den besten Wachstumschancen und können später für die Holzindustrie, Säge- und Furnierwerke genutzt werden. Sie können aber auch Baumarten sein, die besonders klimatolerant sind. Wenn ein anderer Baum einen solchen Zukunftsbaum bedrängt, wird er vom zuständigen Förster entfernt. Sollte der entnommene Baum in einem solchen Fall nicht die notwendigen Ansprüche für die Produktion erfüllen, wird dieser zu Brennholz gemacht.

„Wir gehen nicht in den Wald und gucken, welchen Baum wir jetzt umsägen“, erklärt Betz, „Wälder werden nicht für Brennholz bewirtschaftet. Es werden keine gesunden Bäume dafür gefällt.“ Stattdessen sei das Brennholz ein natürlich nachwachsendes Produkt, welches permanent anfällt. Dabei bleiben Äste, Blätter und Wurzeln im Bestand zurück. Nur ein Drittel der Biomasse, die der Baum produziert, werde am Ende zu Säge- und Brennholz gemacht.

Entgegen der Befürchtungen, sagt Betz, entsteht bei der Verbrennung von Brennholz nur so viel CO², als das Holz vorher während des Wachstums aufgenommen und gespeichert hat. Derselbe Prozess passiert auch mit Holz, welches sich im Wald zersetzt, fährt er fort. Auch die Feinstaub-Emissionen seien mit modernen Öfen kein Thema. In Holzöfen angebrachte Filter sorgten für einen verminderten Ausstoß. Öfen, die die hohen Ansprüche nicht mehr erfüllen, würden still gelegt, erklärt Betz. Das Brennholz habe im Vergleich zu Erdöl oder Gas kaum Auswirkungen auf die Umwelt, auch mit Hinblick auf Produktion und Transport.

„Ich mache das hier seit 30 Jahren. Damals habe ich angefangen, dieses Restholz an einen Käuferkreis in der Gegend zu verkaufen. Seitdem habe ich eine lokale Käuferschaft. Ihr Brennholz wächst vor der Haustür und muss keine weiten Transportwege zurücklegen“, erklärt der Förster die Vorteile. Noch dazu sei die Verwendung von Holz effizient. „Allein der Gemeindewald Freigericht stellt umgerechnet jährlich zwischen 550 und 600 Tausend Liter Heizöl-Äquivalente als Brennholz-Energie bereit“, berichtet er.

Seine erste Priorität sei die Waldpflege. Durch sie sorge Betz auch für Artenvielfalt in seinem Wald.

Nicht jeder geschädigte, schlechtwüchsige oder tote Baum werde zu Brennholz verarbeitet, sagt er. Wenn solche Bäume Lebensräume bieten, bleiben sie als sogenannte Biotop- oder Habitatsbäume stehen. Betz zeigt auf einen Baum leicht abseits des Weges. Er ist nur noch ein dicker Stumpf, der keine Baumkrone und keine Äste mehr trägt und scheinbar tot ist. Doch eine kleine Spechthöhle am oberen Ende deutet auf Leben hin. „Dieser Baum kann stehen, bis er zusammenbricht“, sagt Betz lachend. Bei diesem Baum handele es sich um einen solchen Biotopbaum.

„Für viele ist das ein Widerspruch: Naturschutz, Holznutzung und Brennholz“, erklärt der Förster. „Aber in unserem Wald sind Naturwald-Strukturen fest eingebunden.“ Tote, umgestürzte und gesunde Bäume in unterschiedlichem Alter, berichtet Betz, stehen alle in direkter Nachbarschaft im Wald. Im Rahmen der ökologischen Waldwirtschaft sei das kein Widerspruch. Auch Naturverjüngung gehört zu seinen Aufgabenfeldern. Dabei werde, erklärt Betz, der Wald mit Samen der vorkommenden Bäume verjüngt, zusätzlich werden auch klimastabile Arten gepflanzt. „Durch diese Maßnahmen haben wir eine riesige Strukturvielfalt bekommen“, betont der 64-Jährige.

Und die Nutzung finde im Einklang mit der Natur statt. „Wir schaffen auf natürliche Art und Weise einen tollen Lebensraum und ernten einen einzigartigen Rohstoff: Holz.“

VON KRISTINA GELDT

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