Corona und die Wirtschaft

Ralf-Rainer Piesold (FDP), Ehrenamtlicher

Das ifo-institut in München hat nun für den wirtschaftlichen Schaden durch die Corona Pandemie konkrete Zahlen genannt. Danach schrumpft das BIP in Deutschland im ersten Halbjahr um 16 Prozent, was bei circa 3,5 Billionen Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das gesamte Jahr eine Minderung von insgesamt 560 Milliarden entsprechen würde. Auch wenn man von einer Erholung im zweiten Halbjahr ausgeht, sind die Rückgänge der wirtschaftlichen Leistung enorm. Man wird 2020 mindestens 300 Milliarden weniger erwirtschaften. Erst Ende 2021 könnte die „Vor-Corona-Zeit“ wieder hergestellt sein.

Den größten Einbruch der Geschäfte im April meldeten laut ifo-institut Reisebüros und -veranstalter mit einem Minus von 84 Prozent, die Luftfahrtbranche folgt ihr mit minus 76 Prozent, das Gastgewerbe meldet minus 68 Prozent, das Gesundheitswesen minus 45 Prozent, Kunst, Unterhaltung und Erholung minus 43 Prozent sowie der Fahrzeugbau minus 41 Prozent. Andere Bereiche melden auch drastische Einbrüche. Einziger Gewinner der Coronakrise war nach dem ifo-institut die Pharmaindustrie mit einem Anstieg der Auslastung um 7 Prozent. Wer nun hofft, dass diese Entwicklung am Main-Kinzig-Kreis spurlos vorbeigeht, irrt sich. Deswegen werden Maßnahmen zur Aufnahme der wirtschaftlichen Tätigkeit auch für den Kreis immens wichtig sein, da sonst der Schaden nicht mehr zu verkraften ist.

Im Gegensatz zu Südkorea, Hongkong und anderen asiatische Staaten sind Deutschland und Europa in Hinblick auf eine Pandemie nicht gut aufgestellt. Dass die USA ebenso schlecht vorbereitet sind, hilft da wenig. Positiv ist anzumerken, dass das Gesundheitssystem seine Aufgaben bisher sehr gut bewältigt hat, aber in anderen Bereichen sind Mängel deutlich sichtbar geworden. Symptomatisch ist beispielsweise die Entwicklung einer Corona-App, die zur Vermeidung weiterer Infektionen nützlich sein könnte und damit weitere Lockerungen ermöglichen könnte. Da man auf bewährte Konzepte mit zentraler Speicherung aufgrund interner Diskussionen verzichtet hat, muss man befürchten, dass die Version im Juni diese Lücke nicht schließen kann.

Der durch Corona verursachte „Lockdown“ mit seinen wirtschaftlichen Folgen wird unsere Gesellschaft aber weiter erheblich belasten und auch verändern. Für die Bürgerinnen und Bürger des Main-Kinzig-Kreises bedeuten die wirtschaftlichen Folgen insbesondere private Einkommensrückgänge und damit Wohlstandsverluste. Der Staat erhält weniger Einnahmen und wird damit auch weniger staatliche Leistungen erbringen können. Es ist absehbar, dass die Haushalte des Kreises, der Städte und Gemeinden nicht mehr ausgeglichen werden können, sodass eine gigantische Neuverschuldung die Folge sein wird. Der eine oder andere Kämmerer wird versuchen, seine Pläne durch eine Grundsteuererhöhung zu retten, aber insgesamt wird man sich der Frage stellen müssen, wer trägt die Folgen der Coronakrise und was können wir uns noch leisten. Haushaltsdisziplin wird wieder erheblich wichtiger werden, denn man kann die Kosten nicht auf die nächste Generation verschieben.