Spessart beliebt bei Kurgästen

Der Spessart bleibt als Region gefragt. Allerdings liegt dies allen voran an den Übernachtungsgästen in den Kurstädten Bad Orb und Bad Soden-Salmünster. Foto: PM

Mehr Übernachtungen im Kreis, aber noch nicht so viele wie vor Corona.

Main-Kinzig-Kreis – Die Zahl der Übernachtungsgäste in der Region ist auch im vergangenen Jahr wieder kräftig gestiegen. Das geht aus den Zahlen des Statistischen Landesamtes für das Jahr 2023 hervor, die auch für Hessen insgesamt einen Zuwachs zeigten. Auch wenn diese als Tourismuszahlen bezeichnet werden: Um Touristen auf Kurzurlaub handelt es sich häufig nicht: Rund 40 Prozent der Übernachtungen in der Region wurden in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen gezählt, stammen also von Kurgästen in Bad Orb und Bad Soden-Salmünster, erläutert das Statistische Landesamt auf Nachfrage unserer Zeitung.

Die Spessart Tourismus und Marketing GmbH zeigte sich in einer Mitteilung erfreut über die Zahlen. Diese weisen eine Zunahme von 13,7 Prozent bei den Gästen auf 340 480 und um 10,2 Prozent bei den Übernachtungen (gemessen in Nächten) auf über 1,33 Millionen aus.

Die meisten Gäste wurden laut Statistik wieder in Hanau gezählt mit über 81 000, gefolgt von Bad Orb mit etwa 66 000 und Bad Soden-Salmünster mit etwa 42 000. Auf den weiteren Plätzen: Gelnhausen mit 13 000, Gründau mit mehr als 11 100, Bruchköbel mit mehr als 9100, Nidderau mit 6800, Rodenbach mit mehr als 4700 Gästen und Birstein mit rund 3250 Gästen. Bei den Übernachtungen zeigt sich eine andere Rangfolge. Dort sind wie erwähnt die Kurstädte Spitzenreiter mit fast 425 000 in Bad Orb sowie knapp 344 000 in Bad Soden-Salmünster.

Denn während Gäste in Hanau im Schnitt nur 2,4 Tage verweilten, blieben sie in den Kurstädten deutlich länger: in Bad Soden-Salmünster etwa 8,1 Tage, in Bad Orb 6,4 Tage. Die Aufenthaltsdauer im Main-Kinzig-Kreis insgesamt liegt im Gesamtschnitt bei 3,9 Tagen. 2019 betrug die Aufenthaltsdauer 3,8 Tage. Zu einigen Kommunen im Kreis sind in der Statistik keine Daten erfasst, beispielsweise für Langenselbold. Das hat einen Grund Zum einen gebe die gesetzliche Grundlage vor, dass Betriebe mindestens zehn Schlafgelegenheiten anbieten müssten, um berichtspflichtig zu sein. Zum anderen sei man nach dem Bundesstatistikgesetz dazu verpflichtet, das Statistikgeheimnis für Einzelangaben zu wahren. Dies bedeute, dass man regionale Gliederungen geheim halten müsse, die Rückschlüsse oder Rückrechnungen erlauben könnten. Dies solle die Daten einzelner Berichtspflichtiger schützen, da in bestimmten Konstellationen Mitbewerber unlautere Vorteile aus einer vollständigen Veröffentlichung der Daten ziehen könnten. „Ein Beispiel dazu: In einer Gemeinde gibt es nur zwei Betriebe, die Übernachtungen anbieten. Werden von uns nun Summen von Aufenthalten für diese Gemeinde veröffentlicht, kann der Mitbewerber durch Vergleich mit seinen eigenen Zahlen ersehen/errechnen, welcher Anteil der Übernachtungen auf den konkurrierenden Betrieb entfallen“, erläutert Jung. Daher seien in den statistischen Berichten einzelne Daten, aber auch ganze Gemeinden „gepunktet“, sprich anonymisiert. Die meisten Gäste stammen aus Deutschland (knapp 315 300). Rund 25 000 kamen aus dem Ausland, davon 21 600 aus Europa. Die meisten wiederum aus Niederlande mit über 3300, es folgen Schweiz, Polen, Österreich auf den vorderen Plätzen. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sind bei den Übernachtungen 92 Prozent des damaligen Volumens erreicht, bei den Gästen 89 Prozent.

In den Zahlen schlagen sich auch Übernachtungen nieder, die beruflich bedingt sind. Die gesetzliche Grundlage unterscheide nicht zwischen unterschiedlichen Aufenthaltsanlässen, erläutert Christian Jung vom Statistischen Landesamt. Der Grund eines Aufenthalts werde nicht abgefragt, dementsprechend seien beruflich bedingte Übernachtungen ebenso in den Daten vorhanden.

Auch wenn die Zahlen also nicht den klassischen Tourismus abbilden, will man diesen in der Region voranbringen. „Der Tourismus befindet sich im Wandel, deshalb spiegelt sich sein Erfolg mittlerweile nicht mehr allein im Wachstum der Gäste- und Übernachtungszahlen wider. Wir arbeiten an einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Ausrichtung der Tourismuslandschaft“ wird die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, gleichzeitig Vorsitzende des Hessischen Tourismusverbands in der Mitteilung der Spessart Tourismus und Marketing GmbH zitiert.

Deren Geschäftsführer Bernhard Mosbacher weist in dem Zusammenhang auf ein neues Instrument hin: „Wir nutzen eine neue Marktforschungsplattform für touristische Kennzahlen von Hessen Tourismus. Sie unterstützt uns bei Entscheidungen im Destinationsmanagement.“ Zum Beispiel nutze man Bewegungsdaten von Tages- und Übernachtungsgästen oder messe die Tourismusakzeptanz vor Ort und die Qualität.

Dabei sei der Spessart Spitzenreiter in Hessen in Bezug auf die Zufriedenheit mit den Unterkünften, diese werde im sogenannten „TrustScore“ aus einer Vielzahl von Online-Bewertungen errechnet. Dieser beträgt laut Mitteilung im Spessart 86,86 Punkte im Jahr 2023. Damit liege die Region an der Spitze der Destinationen, gefolgt vom Westerwald und der Rhön. Der Durchschnitt in Hessen liege bei 82,1 Punkten. Nachdem der hessische Spessart im Juni als erste Destination in Hessen mit dem Siegel „nachhaltiges Reiseziel“ ausgezeichnet wurde, freut sich Simmler, dass über 15 Gastgeber der Region diesen Weg als Partner im nachhaltigen Netzwerk mitgingen. Dabei werde eng mit dem Zweckverband Naturpark Hessischer Spessart zusammengearbeitet.

Auch in ganz Hessen sind die Übernachtungszahlen gestiegen. Die Beherbergungsbetriebe haben nach Angaben des Statistischen Landesamts im Jahr 2023 knapp 15,0 Millionen Gäste gemeldet. Das entspricht einem Anstieg von 18 Prozent beziehungsweise 2,3 Millionen gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der Übernachtungen stieg im Vergleich zu 2022 um 13 Prozent beziehungsweise 3,9 Millionen auf fast 33,7 Millionen. Trotzdem blieben die Gästezahlen (minus sechs Prozent) sowie die Anzahl der Übernachtungen (minus fünf Prozent) auch in ganz Hessen unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Alle Daten und Zahlen sind im Internet unter www.statistik.hessen.de abrufbar.

Von Christian Dauber