Streit macht krank / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Vor einer Woche habe ich über Freundschaft geschrieben. Wir Menschen leben in Gesellschaften und Geselligkeit findet in Gruppen, wie zum Beispiel in Familien und Vereinen, statt. Im Normalfall kann man davon ausgehen, dass sich dort freundschaftlich und friedlich begegnet wird. Gelegentlich lese ich im Polizeibericht der Tageszeitung „Streitereien bei Familienfeier führten zu Polizeieinsatz. Polizei musste Streit in der Familie schlichten.“ Meist zu fortgeschrittener Stunde und bei übermäßigem Alkoholkonsum kommt es dazu, dass unterschiedliche Standpunkte nicht friedlich gelöst werden können. Das kommt in den besten Familien vor, heißt es oft beim Erklärungsversuch. Dabei geht es nicht immer um Handgreiflichkeiten. Meist beginnt es mit mündlichen Auseinandersetzungen, die sich allmählich hochschaukeln, weil der jeweilige „Streithahn“ Glaubens ist, nur er habe Recht und der andere eben nicht, also nachgeben müsste. Das ist der Stoff, aus dem Feindschaften entstehen können. Dabei sollten wir alle wissen: Streiten macht krank, klaut Zeit und Lebensfreude.

Aber auch unterschiedliche Gesellschaften können sich gegenseitig ausgrenzen und begegnen sich misstrauisch bis feindschaftlich. Manchmal und auch heute noch, entscheidet dann das Recht des Stärkeren. Unter Völkern haben diese Streitigkeiten einen Namen: Krieg. Für uns in Deutschland leben wir seit über 70 Jahren in Friedenszeiten. Die meisten von uns haben nie Krieg erlebt. Das war nicht immer so. Noch unsere Mütter und Väter haben andere Zeiten erlebt. Leider, sage ich heute. Zuerst war es der Kaiser, der sich mit seiner europäischen Verwandtschaft, den „Königshäusern“ um die Vorherrschaft stritt und danach ein verrückter Diktator, der einen ganzen Kontinent ins Verderben trieb, nur weil er glaubte, der deutsche „Herrenmensch“ dürfe Europa und die ganze Welt beherrschen. Was für ein Irrsinn! Jahrhunderte waren wir mit Frankreich in einer innigen Feindschaft verbunden. Wir Menschen? Nein nicht wir, sondern diejenigen, die uns beherrschten und ihren Einflussbereich zulasten des Anderen vergrößern wollten. Kein Franzose, den ich kenne, will das, sie wollen, wie ich, friedlich miteinander leben. Eben, leben und leben lassen!

Alle Streitigkeiten zwischen Menschen oder Gruppen, die nicht friedlich gelöst werden, enden letztendlich in Streit und Feindschaft. Dabei haben beide Parteien zum Ziel, die andere zu unterwerfen oder gar zu vernichten. Der eigene „richtige“ Standpunkt soll dabei umgesetzt werden. Ein gedeihliches Nebeneinander ist nicht das Ziel. Dabei wird es nur Verlierer geben. Wir unter 70-Jährigen sollten das Wissen und auch umsetzen. Wenn schon nicht für uns, dann doch für unsere Kinder und Enkel. Denen sollten wir uns verpflichtet fühlen. Was aber, wenn jemand diese Bindung an unsere Gesellschaft nicht hat oder sogar nicht will? Anarchie wird dabei im Ergebnis herauskommen. Gesetzlosigkeit, Unordnung und Chaos werden regieren. Es wird das Gesetz des Stärkeren gelten. Wollen wir das? Ich glaube nicht. Lasst uns also allen „Trumps“ dieser Erde den Kampf ansagen. Nationalismus und Egoismus führen zwangsläufig zu alten Feindschaften und Isolation. Europa lebt vom vertrauensvollen Miteinander und das schafft Vertrauen, was wiederum Frieden schafft. Ei Gude, wie!