Bomber der Nation / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Können Sie sich noch an den „Bomber der Nation“ erinnern? Ich schon. Ich war damals gerade einmal 15 Jahre alt geworden, als er sein erstes Bundesligaspiel für den FC Bayern München absolvierte. Die Bayern gewannen 1:0 gegen den Lokalrivalen 1860 München. Fußballkenner wissen, von wem ich spreche.

Ich spreche von Gerhard „Gerd“ Müller, einer Ikone des deutschen Fußballs, er feierte am Dienstag, 3. November, seinen 75. Geburtstag. Er wurde an jenem Tag 1945 in Nördlingen im bayerischen Schwaben geboren. Dort begann er auch seine Fußballkarriere. Am 27. April 1963 gab der 17-jährige Müller in der Partie gegen die TSG Augsburg 85 sein Debüt für die Herrenmannschaft des TSV 1861 Nördlingen, Bezirksliga Schwaben. In seiner ersten kompletten Saison (1963/64) hatte der bullige Mittelstürmer in 28 Einsätzen 47 Tore erzielt.

Kurios ist sein Wechsel zum FC Bayern. Im Frühjahr 1964, eine Stunde vor einem Termin mit dem TSV 1860 München, erschien der Geschäftsführer der Bayern, Walter Fembeck, bei ihm Zuhause und schnappte den 60ern Gerd Müller sprichwörtlich vor der Nase weg. Gerd Müller glaubte damals, er hätte bei 1860 sowieso keine Chance. Der damalige Bayern Trainer Zlatko Cajkovski, aufgrund seiner Größe von 1,64 Metern „Tschik“ genannt, zeigte zunächst wenig Begeisterung für den jungen, gedrungenen Stürmer aus der schwäbischen Provinz. Daher fand er zunächst keine Berücksichtigung für den Kader der Mannschaft, die den Aufstieg von der Regionalliga Süd in die Bundesliga anstrebte.

Erst auf Druck des Präsidenten wurde die Neuverpflichtung am 18. Oktober 1964 in der Partie beim Freiburger FC aufgestellt und erzielte beim 11:2-Sieg einen Treffer. Anschließend schaffte Müller als Halbstürmer den Sprung in die Stammformation und mit Spielern wie Werner Olk, Rainer Ohlhauser, Dieter Brenninger, Franz Beckenbauer oder Sepp Maier gelang den Bayern am Saisonende souverän der Aufstieg in die Bundesliga. Gerd Müller gelangen dabei 33 Treffer und sechs Treffer in der Aufstiegsrunde.

Mit 365 Toren in 427 Partien ist der „Bomber der Nation“ Rekordtorschütze der Fußballbundesliga und gilt aufgrund seiner außergewöhnlichen Körperbeherrschung und Fähigkeit zur Antizipation (die mentale Vorwegnahme eines künftigen Bewegungsablaufes) als einer der besten Stürmer aller Zeiten.

Als Spieler des FC Bayern, von 1964 bis 1979, gewann Müller vier deutsche Meisterschaften, viermal den DFB-Pokal, dreimal den Europapokal der Landesmeister, heute UEFA Champions League, einmal den Europapokal der Pokalsieger - heute in der UEFA Europa League integriert - sowie einmal den Weltpokal. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde er 1972 Europameister und 1974 Weltmeister. Im Endspiel gegen die Niederlande schoss er das entscheidende 2:1-Siegtor. Gerd Müller erzielte 68 Tore in 62 Länderspielen. Im Verlauf seiner Karriere wurde Müller bei 18 unterschiedlichen Wettbewerben Torschützenkönig, unter anderem siebenmal in der Bundesliga. Nach dem Karriereende war er von 1992 bis 2014 im Trainerstab der zweiten Mannschaft des FC Bayern tätig. Nachträglich alles Gute zum Geburtstag und danke für die unvergesslichen Fußballspiele. Ei Gude, wie!