Gut gegen Böse / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller.

Das war einmal in meiner Kindheit mein Traumberuf: Cowboy, auf Deutsch: Kuh-Junge. Das klingt nicht so schön, entspricht aber den Tatsachen. Als Kind haben wir auch weniger Kühe bewacht, sondern mit den Pistolen herumgeballert, wobei das Bang aus dem Mund kam, und Indianer gefangen oder gleich erschossen. Können sie sich noch erinnern? Es war am 13. Oktober 1962, da strahlte das Erste die erste Folge aus. Nach nur 13 Folgen wurde die Serie zunächst wegen „zu großer Brutalität“ eingestellt.

Ab dem 27. August 1967, Folge „Little Joe setzt auf Sieg“, war Bonanza dann im ZDF zu sehen. Bonanza ist eine der bekanntesten US-amerikanischen Fernsehserien der 1960er Jahre, die im Western-Milieu der 1860er Jahre spielt. Mit 431 Folgen ist sie nach Rauchende Colts die zweitlängste Westernserie der Welt. Die erste Ausstrahlung in den USA war am 12. September 1959 und die letzte Folge lief am 16. Januar 1973.

Besondere Bekanntheit erlangte die dynamische Titelmelodie der Serie von Jay Livingston und Ray Evans. 1962 veröffentlichte Johnny Cash eine Single mit einer gesungenen Version der Titelmelodie; ebenfalls 1962 brachte Ralf Paulsen eine deutsche Coverversion heraus. Von 1964 bis 1967 war Bonanza in den USA die Fernsehserie mit den meisten Zuschauern. Bonanza ist ein englisches Wort spanischen Ursprungs für „ergiebige Goldgrube“ oder auch „Glücksfall“. Die Familie Cartwright, um die sich die Serie dreht, besteht aus dem Vater Benjamin „Ben“ und seinen drei Söhnen. Adam, der älteste Sohn der Familie, Eric „Hoss“, der zweitälteste Sohn, wegen seiner Körperfülle eine markante Erscheinung, und Joseph Francis „Little Joe“, der jüngste Sohn. Die Ranch, auf der die vier Männer leben, heißt Ponderosa, benannt nach der dort wachsenden Ponderosa Kiefer. Die Serie war einfach gestrickt. Die Cartwrights waren die Guten. Sie beschützten die Armen und Schwachen und bekämpften die Bösen. Sie waren für Gerechtigkeit. Sämtliche Handlungen der Serie sind von einer tief greifenden Moral geprägt, für die der weise Ben Cartwright Pate steht. Ein Merkmal von Bonanza ist, dass die Cartwrights gegen die Verherrlichung von Gewalt sind. Jeder der vier Cartwrights wird im Laufe der Serie mehrfach irgendwelcher, nicht von ihm begangener, Straftaten bezichtigt und von einem Sheriff im City Jail eingesperrt, von Indianern gefangen gehalten oder von einem Lynch Mob verfolgt, während die anderen sich bemühen, die falsche Anschuldigung zu klären und ihn zu befreien, wobei sie nicht selten selbst in Gefahr geraten. Am Ende jeder Episode sind stets alle Konflikte gelöst.

Untypisch für das Western-Genre ist dagegen, dass in vielen Episoden kein einziger Schuss fällt und die Handlung genauso gut zu anderer Zeit oder in anderem Umfeld spielen könnte. In der Realität konnte man die Ponderosa-Ranch bis 2004 in dem Ort Incline Village in Nevada besichtigen. Der Nachbau am Lake Tahoe zog über viele Jahre als Vergnügungspark tausende Besucher an. Ich war 2000 mit Familie dort. Nach zuletzt enttäuschenden Besucherzahlen wurde die Movie Ranch 2004 geschlossen. Zurzeit läuft die Serie morgens im deutschen Privatfernsehen. Ei Gude, wie!