Fantasy-Romane aus Gelnhausen

„Ich schreibe jeden Tag“, sagt Amber Morgan, die im echten Leben Jessica Scholz heißt und in Gelnhausen lebt.. Foto: Andrea Euler

Schriftstellerin Amber Morgan bringt zweiten Teil von „Die Erfüllten“ heraus.

Gelnhausen – Fremde Länder und fremde Sprachen, das sind die beiden Leidenschaften von Amber Morgan, Die freiberufliche Übersetzerin mit bürgerlichem Namen Jessica Scholz lebt in der historischen Altstadt Gelnhausens. Ihre dritte Leidenschaft allerdings ist dafür verantwortlich, dass sie sich ihr Pseudonym ausgesucht hat: Das Schreiben. Konkret: Das Schreiben von Fantasy- und Romantasy-Geschichten. Erst vor wenigen Tagen ist der zweite Teil ihrer Slow-burn-Trilogie „Die Erfüllten“ erschienen. Und das, obwohl die 34-Jährige nur „durch Zufall“ vor drei Jahren zum Schreiben gekommen ist.

„Mir ging es damals mental nicht so gut, da habe ich den Vorschlag eines Coaches befolgt, mit dem kreativen Schreiben anzufangen.“ Aus einem ersten Satz, den sie als Reaktion auf eine „Schreibaufgabe“ formulierte, wurden 400 Seiten. „Die Geschichte ist allerdings noch in der Schublade. Da kommt erst nächstes Jahr der erste Teil auf den Markt.“ Der Plan für die nächsten zwei Jahre: Jedes Jahr wieder zwei Bücher. „Ich schreibe jeden Tag und sitze gefühlt täglich zwölf Stunden am Laptop“, erläutert die Autorin. Einige Zeit ist ihrer selbstständigen Tätigkeit als Übersetzerin gewidmet, die übrige ihren literarischen Projekten. „Schreiben ist für mich ein absolutes Gefühlsding. Ich fühle das alles, was ich schreibe.“ Weshalb sie auch schon nach wenigen Textseiten sicher war: Das wird mindestens eine Trilogie. Und dann wurde die Sache quasi zum Selbstläufer. Lesen und korrigieren durfte die Texte ihre Freundin Maria Seidel, ebenfalls als Autorin unter dem Pseudonym Cali M. Green unterwegs und viele Stunden am Telefon, um Inhalt, Plot, einzelne Sätze zu besprechen. „Sie war für mich genauso wichtig wie meine Lektorin Leonie Ritz aus Ascheberg“, ist Scholz dankbar für die Unterstützung.

Denn für sie ist klar: „Auch wenn ich meine Bücher aktuell im Selfpublishing herausgebe, möchte ich trotzdem, dass sie qualitativ mit den Verlagsprodukten mithalten können.“ Was bedeutet: Eine professionelle Covergestalterin wurde beauftragt, das Lektorat in Fachhände gegeben. Schreibfehler im Text? Für Scholz eine furchtbare Vorstellung.

Neben den Formalien hat die aktuelle All-Age-Reihe zudem einen inhaltlichen Anspruch. In der dystopischen Fantasyreihe „Die Erfüllten“ geht es um ein Zwei-Klassen-Regime, in dem Schönheit das Wichtigste ist. Die „Erfüllten“ leben in einem abgesperrten Bereich, die Armen verdingen sich dort allenfalls als Bedienstete. Protagonistin Allegra verachtet die „Erfüllten“, nimmt ihr wirtschaftlich ärmliches Leben dafür in Kauf. Als sie vom obersten Heerführer Lexian abgefangen wird, muss sie mit in die Welt der Schönen. Sie soll eine „Erfüllte“ werden.

„Der Hauptfokus dieser Geschichte liegt auf dem Thema: Toxische Schönheitsideale“, erklärt die Schriftstellerin. „In einem sehr überspitzten Rahmen wird dargestellt, wie wichtig es ist, dass man eine starke Persönlichkeit entwickelt, die sich von äußeren Vorgaben nicht beeinflussen lässt.“ Und ein bisschen Romantik darf natürlich auch nicht fehlen. Die Rückmeldungen der vorwiegend weiblichen Leserschaft, die seit April den ersten Teil der geplanten Trilogie gelesen haben und teilweise schon sehnsüchtig den zweiten erwarteten, sind in großem Maße positiv bis begeistert. „Dass das Buch so gefühlt wird, ist toll“, sagt Scholz.

Knapp 1000 Verkäufe kann sie schon verzeichnen, manche davon gehen auf das Engagement ihres Vaters zurück. Als ehemaliger Vertriebschef ist er „richtig verrückt“, er verteilt bei jeder Gelegenheit Lesezeichen, hängt Plakate auf und unterstützt seine Tochter. Auftritte auf Instagram und TikTok ergänzen die Werbemaßnahmen, etliche Lesungen fanden im Laufe des Sommers statt. Die Bücher sind überall im Buchhandel erhältlich.

Die positiven Rückmeldungen machen Scholz glücklich. Und sie möchte etwas abgeben: Da der zweite Teil der Trilogie mit dem Untertitel „Makellos bis zur Vollendung“ gerade erschienen ist, will die Autorin, die mit zwei Katzen aus spanischen Tötungsstationen zusammenlebt, 30 Prozent des Verkaufsgewinns bis Weihnachten an den Tierschutz spenden.

Von Andrea Euler