Tanja Bruske stellt ihr neues Kinzigtal-Buch vor

Lesung im Selbolder Schloss: Tanja Bruske las aus ihrem neuen Buch und entführte die Leser in vergangene Zeiten des Kinzigtals. Foto: Ulrike Pongratz

Ihre Geschichten haben immer einen historischen Kern. Und weil das Kinzigtal reich ist an Ereignissen, Geschehnissen und historischen Anekdoten ist auch Tanja Bruske reich an Ideen.

Region – Die Autorin historischer Romane hat nun eine Sammlung von Kurzgeschichten vorgelegt. Zu einer ersten Lesung nach langer Pause hatte Bärbel Tárai, Inhaberin der Buchhandlung Büchermeer, ins Selbolder Schloss eingeladen. Trotz Schneegestöbers und Wintereinbruchs kam die überwiegend weibliche Leserschaft zahlreich und erlebte einen kurzweiligen, in Teilen spannenden und unterhaltsamen Abend.

Die Hammersbacherin Bruske las drei Kurzgeschichten aus ihrem aktuelle Band „Raben-Stephan & Co. – Ge-schichte(n) aus dem Kinzig-tal“. Hier hat sie recherchier-te Fakten mit viel Fantasie und Kreativität zu teilweise historischen Geschichten versammelt. Dem Ort der Lesung angemessen, führte die erste Geschichte „Die Nacht vor der Schlacht“ zurück in das Jahr 1813. Als Napoleon auf seinem Weg von Leipzig nach Hanau im Schloss übernachtet hat. Hauptfigur und Ich-Erzähler ist der geheimnis-volle Raben-Stephan, der vielen Leserinnen und Lesern bereits in der „Kinzigtal-Trilogie“ von Tanja Bruske begegnet ist, er zählt zu den Lieblingscharakteren vieler Fans. Mit dem Räuber und Helden der Geschichte, der nachts in das Schloss eindringt, um bei Napoleon etwas zu holen, dessen Sinn er selbst nicht versteht, stockt auch den Zuhörern kurz der Atem, als ein Nachttopf im Wege steht.

„Passend zum Wetter“ liest Tanja Bruske aus einer Weihnachtsgeschichte. Diese ist in Steinau zwischen 1791 und 1796 verortet, als Familie Grimm dort lebte. Im Mittelpunkt dieser wunderbaren „Sterntaler-Geschichte“ steht die dreijährige Lotte, die mit ihren Brüdern heimlich im Wald unterwegs ist, um ei-nen Weihnachtsbaum zu fällen.

Mit Raben-Stephan, der sich wohlweislich versteckt hält, bangen die Leser um die unerschrockene und hilfsbereite Charlotte Amalie Grimm, die es mit recht merkwürdigen Gestalten im Wald aufnimmt.

Merkwürdiges erlebt in einer weiteren Kurzgeschichte auch der junge Johann Wolfgang Goethe, der nach Leipzig unterwegs ist. Verbürgt ist, dass er im Jahr 1765 auf einer nächtlichen Reise die Kutsche verlassen und zu Fuß einen steilen Hang hinauf gehen muss. Was er hier bei Regen und Dunkelheit erlebt haben könnte, hat Tanja Bruske im Genre Science-Fiction angesiedelt.

Als Lucy Guth schreibt sie nämlich seit geraumer Zeit an den Serien zu „Perry Rhodan Neo“ und „Maddrax“. Da lag es nahe, die Fantasie in diese Richtung im Kinzigtal spielen zu lassen. Trotz sonderbarer Begebenheiten hatte das ortskundige Publikum anhand der präzisen Schilderung aber sofort den Steinbruch und den Galgenberg als Ort des Geschehens vor Augen und kam munter ins Gespräch.

Als Zugabe las Tanja Bruske einen Abschnitt aus der Novelle ‚Der Henker und die Hexe’. Für diese Geschichte hatte sie 2018 den Stadtschreiberpreis im österreichischen Eggenburg erhalten. Sofort sei sie gefragt worden, wo die Geschichte veröffentlicht werde, so die Autorin, und damit war im Grunde die Idee für weitere Kurzgeschichten geboren. Denn Anregungen bietet die Region viele, sodass in der Sammlung „Raben-Stephan & Co. – Wahre Geschichte(n) aus dem Kinzigtal“ historische Geschichten, Ausflüge, Krimis und auch Science-Fiction unterhaltsame Lesefreude bieten. Neben Raben-Stephan, Napoleon, Goethe und Familie Grimm erscheinen die Lettner in Gelnhausen, das Birsteiner Wilde Weib, der Hanauer Wassergeist oder Kaiser Barbarossa zwischen Main und Kinzig auf der Bildfläche.

Infos zum Buch: Tanja Bruske: „Raben-Stephan & Co. – Wahre Geschichte(n) aus dem Kinzigtal“, 210 Seiten, erschienen im November 2021 im mainbook Verlag.

VON ULRIKE PONGRATZ