Ein etwas anderes Märchenbuch

Der Herausgeber „Märchenhafter Begegnungen“: Wolfgang Danny Weber.

Wolfgang Danny Weber schmunzelt. Und das, obwohl das Buch, das er in seinen Händen hält, in seine Einzelteile zerfällt. Was den literaturbegeisterten 73-Jährigen so begeistert, ist die gute Resonanz auf das „Märchenhafte Begegnungen“, die er vor wenigen Wochen auf den Markt gebracht hat.

Region – Eine Sammlung märchenhafter Geschichten, neuer Märchen und begleitend märchenhafter Motive hat auf 100 Seiten Platz gefunden, zehn Euro kostet eines der wenigen Exemplare, die angeboten werden.

Die erste Auflage – gerade einmal 100 Stück hat Weber drucken lassen – musste der Ideen- und Herausgeber leider aufgrund eines Produktionsfehlers „wieder einsammeln“: Die Seiten fallen aus dem Buch. Zwei weitere Auflagen von jeweils 50 Exemplaren sind schon an die Verkaufsstellen und in großen Teilen über die Ladentheke gegangen. „In ausgewählten Buchhandlungen“, wie Weber sagt, von Schlüchtern bis Hanau. Auch im Steinauer Museum Brüder-Grimm-Haus werden die Märchenbücher verkauft, der Gewinn der ersten Auflage soll die Arbeit des Museums unterstützen.

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, im Vorfeld nicht mit Hoffnungen und Erwartungen an die Sache heranzugehen“, sagt der Weber, der die Idee für diesen Titel seit Anfang 2019 verfolgt. Wobei er zunächst an einen Kunstband dachte.

„Wolf Dietrich Hess aus Steinau hat Gemälde angefertigt und veröffentlicht als Kalender der Stadt Steinau. Das war 2017“, berichtet der Herausgeber rückblickend. „Ich kenne den Künstler schon ewig und fand es schade, dass diese farbenprächtigen Märchenbilder im stillen Kämmerlein vor sich hin schlummern. Mein Gedanke war, dass man daraus doch etwas machen könnte.“

Dieses „Etwas“ sollte die Gegenüberstellung des Originalgemäldes mit einer Fotografie der Originalstätte sein, gemacht von Julia Linkersdörfer. „Aber das hätte zusammen im besten Fall 30 Seiten ergeben“, so Weber, dem daraufhin die Idee kam, die Bilder mit Texten zu ergänzen. Für Weber, der 2016 den Verein „Wortart“ gründete, um „Schubladenschreiber aus dem stillen Kämmerlein herauszulocken“, eine naheliegende Idee.

Seine Vorstellung: Die Märchenfiguren sollten eine Art Erlebnisbericht abliefern, was ihnen passiert ist auf dem Weg nach Steinau. 15 Geschichten sind dabei herausgekommen, die sich auf unterschiedlichste Art dem Thema nähern.

„Ich habe bisher nur positive Rückmeldungen bekommen“, so Weber. „Ich bin zufrieden mit dem Endergebnis und war einverstanden mit dem Material, so wie es ist.“ Die Beteiligten könnten, ähnlich wie ihre Geschichten, unterschiedlicher nicht sein: Manche sind Fachleute für das Thema Märchen, andere haben dazu erst einen Bezug finden müssen. Wichtig war Weber, „dass es sich um Autoren aus der Region handelt“.

Ein Plan, der von Erfolg gekrönt ist, wie die Wohnorte der Autoren zeigen: Hans-Wolfgang Bindrim (Schlüchtern-Vollmerz), Michael Brand (Steinau), Christiane Cavazzini (Bad Soden-Salmünster), Angela Cremer (Freiensteinau), Sabine Dänner (Schlüchtern-Drasenberg), Hans Döpping (Freiensteinau), Irene Heilmann (Steinau), Steffi Honikel (Bad Soden-Salmünster), Marion Klingelhöfer (Schlüchtern-Elm), Gudrun Kneip (Birstein-Unterreichenbach), Johanna Kullmann (Steinau), Wolfgang Rill (Fulda), Anneli Simon (Sinntal-Sterbfritz) und Fritz Walther (Birstein).

Aktuell verfolgt der umtriebige Literaturliebhaber schon neue Pläne: Eine Anthologie aus dem Kinzigtal schwebt ihm vor, im kommenden Jahr wird Weber seine Vorstellungen bekanntmachen und sich erneut auf die Suche nach Autorinnen und Autoren begeben.  

VON ANDREA EULER