Die Main-Kinzig-Kliniken sehen sich nicht gefährdet „Geschäftsgrundlage ändert sich gerade“

Landrat und Aufsichtsratschef Thorsten Stolz (SPD) und Dieter Bartsch, Geschäftsführer der Main-Kinzig-Kliniken, erteilen eventuellen Schließungsplänen eine Absage. Foto: Ziegert

„Wir gehören zu den Krankenhäusern, die bleiben.“ Die Main-Kinzig-Kliniken mit ihren Standorten in Gelnhausen und Schlüchtern sind laut Geschäftsführer Dieter Bartsch weiterhin nicht gefährdet und werden auch in Zukunft in kommunaler Hand weitergeführt.

Main-Kinzig – Laut einer Studie sollen von den derzeit circa 1.400 Krankenhäusern in Deutschland nur noch 600 größere Kliniken erhalten bleiben. Begründung: qualitativ bessere Versorgung, weniger Kosten und eine Entkrampfung der Personalsituation. Bartsch erteilte allerdings gemeinsam mit Landrat und Aufsichtsratschef Thorsten Stolz (SPD) auf der Bilanzpressekonferenz eventuellen Schließungsplänen für die Main-Kinzig-Kliniken eine Absage. „Hinter uns liegt ein Jahr, das von vielen Herausforderungen, aber auch vielen zukunftsweisenden Entwicklungen geprägt war“, verweist Stolz auf die Strategie „Gesunde Kliniken 2020“, die sich derzeit in der Umsetzung befindet. Die Fassade am Erweiterungsbau in Gelnhausen ist inzwischen fertig, Ende August wird der Startschuss für die Erweiterung der Kinderintensivstation gegeben. Mitte 2021 werden vermutlich alle Baumaßnahmen an beiden Standorten fertig sein, circa 75 Millionen Euro wurden dann investiert.

Das Minus von 159.000 Euro im Geschäftsjahr 2018 erweist sich angesichts dieser Investitionen als eher gering, allerdings hatte der Kreistag in diesem Jahr einen Zuschuss von 3,1 Millionen Euro gewährt und somit das zu erwartende Defizit quasi aufgefangen. Als Gründe für das negative Ergebnis wurden Tariferhöhungen und mehr Mitarbeiter in der Pflege angeführt, darunter auch kostenintensive Zeitarbeitskräfte, auf die deshalb laut Bartsch inzwischen nicht mehr zurückgegriffen werde. „Der Fehlbetrag ist überwiegend auf externe, einmalige Effekte zurückzuführen“, ist der Zuschuss vom Kreis laut Stolz aufgrund der niedrigen Eigenkapitalquote des kreiseigenen Unternehmens erfolgt.

Mit mehr als 2.300 Mitarbeitern, etwas 150 mehr als 2017, sind die Kliniken einer der größten Arbeitgeber der Region.

Im Vergleich zum Vorjahr wurden 10 Prozent mehr Pflegekräfte eingestellt, die Zufriedenheit der Patienten ist laut den vorgelegten Zahlen hoch (Gelnhausen 89 Prozent, Schlüchtern 92 Prozent). Aktuell sind 55 Pflegefachkräfte aus Serbien in den Kliniken tätig, 37 weitere sollen in Kürze folgen. Circa 33.000 stationäre Patienten wurden im Geschäftsjahr 2018 in beiden Krankenhäusern gezählt, im ambulanten Bereich waren circa 48.500 Patienten zu verzeichnen. Die Erlöse aus Krankenhausleistungen sind um circa vier Prozent gestiegen, auch der Gesamtumsatz stieg erneut um circa drei Prozent auf 144 Millionen Euro. Mit 1.705 Geburten (2018: 1.659) liegt das Krankenhaus Gelnhausen auf Platz acht unter den Geburtskliniken in Hessen.

Trotz dieser positiven Zahlen bleibt die Finanzierung der Kliniken durch die Krankenkassen und das Land Hessen ein Dauerthema. „Rabattierung“ nennt Geschäftsführer Bartsch die Streichungen, die regelmäßig nach bereits erfolgten Dienstleistungen durchgeführt werden, weil beispielsweise ein Patient länger stationär behandelt wurde, als von den Kassen gewünscht.

Die nachträglichen Prüfungen der Krankenhausrechnungen bezeichnet er inzwischen auch ganz offen als Schikane. Und vom Land bräuchten die Main-Kinzig-Kliniken eigentlich jährlich 12 bis 14 Millionen Euro, bekommen aber nur 5,5 Millionen Euro. „Die Mittel werden absichtlich knapp gehalten“, soll laut Bartsch so eine natürliche Auslese provoziert werden.

Landrat Stolz lässt auch deshalb weitere finanzielle Entlastungen für die Kliniken prüfen. Ein Zins- und Tilgungszuschuss in Höhe von einer Million Euro pro Jahr ist bereits in die mittelfristige Finanzplanung beim Kreis eingepreist, nun wird auch über eine Übernahme der Altschulden nachgedacht, die derzeit mit „knapp unter 20 Millionen Euro ohne Kassenkredite“ angegeben werden.

Angesichts von neuer Reformen erwartet Bartsch einen größeren Verteilungskampf zwischen Bund, Land und Krankenkassen. Streitpunkt dabei: Wer zahlt wie viel an die Krankenhäuser. „Die Geschäftsgrundlage ändert sich“, sei es auch für die Main-Kinzig-Kliniken aufgrund neuer Abrechnungssysteme zukünftig nicht mehr möglich, Überschüsse zu erwirtschaften. Zudem würden die Ausgaben für medizinisches Controlling und Dokumentation sowie für Juristen immer mehr steigen. Krankenhäuser wie in Gelnhausen und Schlüchtern sind allerdings auch aus Sicht von Aufsichtsratschef Stolz unverzichtbar: „Hier geht es auch um eine Basisversorgung vor Ort, auch ein wichtiger Beitrag für den ländlichen Raum.“

Von Andreas Ziegert