Kämpfe im Krotzenburger See

Im Großkrotzenburger See kämpften mehr als 250 Schwimmerinnen und Schwimmer um die deutschen Meistertitel. Unabsichtliche Schläge und Tritte gehören für Freiwasserschwimmer dazu. Foto: Per Bergmann

Erstmals fanden die Deutschen Meisterschaften im Freiwasserschwimmen der Masters am Wochenende in Großkrotzenburg statt. Eine Sportart, in der mit harten Bandagen gekämpft wird. Mit dabei: die Gelnhäuser Schwimmathleten Iris Teckentrup und Dirk Janssen.

Großkrotzenburg – Aus ganz Deutschland waren Schwimmer jüngst an den Großkrotzenburger See gereist. An zwei Wettkampftagen begaben sich insgesamt rund 260 Schwimmerinnen und Schwimmer aus mehr als 130 Vereinen auf die beiden Langstrecken über zweieinhalb und fünf Kilometer. „Eine deutliche Steigerung der Meldezahlen gegenüber 2021“, bemerkt Markus Klotz vom Organisationsteam des Ausrichters, des Wassersportvereins 1926 Großkrotzenburg. Sogar Schwimmer aus der Schweiz und der Ukraine hatten sich angemeldet. „Masters“ bedeutet, dass es kein Höchstalter für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gibt - in diesem Jahr waren sie zwischen 20 und 84 Jahren alt. Der große Kurs auf dem See Freigericht West wurde für sie mit großen Bojen und einer Leine vom Rest des Badesees abgetrennt. Die Besucher des Strandbades hatten deshalb ausnahmsweise etwas weniger Platz zum Schwimmen, wurden dafür aber Zaungäste eines besonderen Schwimmwettkampfes.

Aus dem Main-Kinzig-Kreis nahmen neben dem gastgebenden Wassersportverein die Turngemeinde Hanau und der Schwimmverein Gelnhausen teil. Lokalmatador Daniel Werm vom WSV trat am Samstag zunächst über die zweieinhalb Kilometer und am Sonntag über die doppelte Distanz an. Auf beiden Strecken belegte er den vierten Platz in seiner Altersklasse.

Der 31-Jährige, der „eigentlich eher im Becken zu Hause“ ist und zuletzt „wenig im Freiwasser trainiert“ habe, war mit diesem Ergebnis zufrieden. „Für mich war es wichtig, eine bessere Zeit als beim letzten Wettkampf zu schwimmen.“ Mit 33:45 Minuten verbesserte er seine bisherige Bestmarke über die kürzere Strecke um fast drei Sekunden.

Eine Charakteristik des Freiwasserschwimmens sei es, dass im Wasser „mit harten Bandagen gekämpft“ werde, erklärt Werm. Gerade beim Start kommt es immer wieder zu tumultartigen Szenen - Berührungen mit anderen Schwimmern bleiben nicht aus und auch versehentliche Schläge und Tritte gehören dazu. Erfahrene Schwimmer wie der ehemalige Weltmeister Christian Reichert, der kürzlich ein Jugendtraining in Großkrotzenburg leitete, nennen es „Schlägereien im Wasser“. Das bekam am Wochenende auch Werm zu spüren. „An einer Boje ist jemand über mich drüber geschwommen.“

Doch der gelernte Bänker sieht es gelassen und spricht von „gesunder Wettkampfhärte“. Weil diese „Schlägereien“ gang und gäbe sind, werden Finger- und Fußnägel der Schwimmer vor dem Start kontrolliert, sie dürfen nicht zu lang sein. Werm zog es vor rund zehn Jahren vom SV Gelnhausen, für den er mehrere Jahre in der 2. Bundesliga antrat, nach Großkrotzenburg. Später folgte ihm seine Freundin Kim Snyder.

Die 20-Jährige holte für Großkrotzenburg den siebten Platz über die fünf Kilometer und Platz zehn über zweieinhalb Kilometer. Zusammen mit ihrem Vereinskollegen Max Fischer belegte das junge Paar zudem Platz acht in der Mixed-Staffel über dreimal 1250 Meter.

„Früher habe ich sechsmal die Woche trainiert“, erinnert sich Werm an seine Zeit in Gelnhausen. Irgendwann habe der Einstieg ins Berufsleben diesen zeitlichen Aufwand nicht mehr zugelassen. In Großkrotzenburg habe er eine neue sportliche Heimat gefunden, die „ideale Bedingungen für Schwimmer“ bietet.

Neben dem Vereinsgelände des WSV an einem der beliebtesten Badeseen der Region gibt es in Großkrotzenburg ein Hallenbad, dass zuletzt auch von den Top-Athleten aus Hessen genutzt wurde. Nun wurde Großkrotzenburg am Wochenende einmal mehr zum „Mekka“ des hessischen Schwimmsports und darüber hinaus.

Dass Großkrotzenburg am Ende den 26. Platz im Medaillenspiegel belegte, hatte es vor allem der 75-jährigen Annerose Trobisch zu verdanken, die sich in ihrer Altersklasse über zweieinhalb Kilometer gegen ihre Konkurrentin durchsetzte und eine Goldmedaille gewann. Der SV Gelnhausen landete im Abschlussranking auf Platz 33, die TG Hanau auf Rang 76.

Weitere starke Platzierungen über die 2,5-Kilometer-Strecke erreichten Max Fischer (Großkrotzenburg, 4. AK25), Dirk Janssen (Gelnhausen, 3. AK 45) und Luis Hemsley (Hanau, 4. AK40). Iris Teckentrup vom SV Gelnhausen sicherte sich auf beiden Strecken die Silbermedaillen in der Altersklasse 55.

VON PER BERGMANN