Kulturelle Botschafter geehrt

Die nächste Generation: Simon „Jela“ Sachs wurde mit dem Nachwuchs-Förderpreis ausgezeichnet.

Entspanntes Ambiente am Musikpavillon hinter dem Spessart-Forum in Bad Soden-Salmünster. Menschen schlendern umher, ein Glas Grauburgunder in der Hand. Sie suchen sich Plätze im Schatten. Die Verleihung der 2021er Kulturpreise des Main-Kinzig-Kreises kann beginnen.

Bad Soden-Salmünster – „Den Kulturschaffenden im Landkreis wurde nichts geschenkt“, erinnert Landrat Thorsten Stolz in seiner Begrüßung an die Zeiten der Lockdowns und Beschränkungen. Aber: „Der Main-Kinzig-Kreis ist stolz auf seine kulturellen Botschafter.“ Das unterstreicht auch dieser mit 15 000 Euro dotierte Preis.

Erste Preisträgerin ist Ellen Hug aus Freigericht. „Ihre Arbeiten haben eine ganz eigene Bildsprache“, beschreibt Ingrid Sonntag-Ramirez Ponce als Laudatorin die Werke der Künstlerin, die stark inspiriert sind von den Farben Afrikas, wo die Künstlerin viele Jahre gelebt hat. Die Laudatio wird auf einer großen Leinwand als Video gezeigt. Aber nicht nur die Farbensprache spielt eine bedeutende Rolle; Ellen Hug nutzt selbst handgeschöpftes Papier, das auch aus Maulbeerbaumrinde besteht.

Der Dank der Künstlerin ist kurz. „Danke an alle“, sagt sie. „Ich war immer eine Fremde – zunächst in Afrika, später dann in Freigericht. Mein Thema ist letztlich: Grenzen zu überwinden.“

Geehrt wurde auch „Rautie“, mit bürgerlichem Namen Michael Heinz Rautenberg, aus Hanau. Ein vielseitiger Künstler, Comiczeichner, Maler, Visual Artist, Illustrator von Spielen. Er schafft animierte Musikvideos genauso wie Videoclips. In seiner Laudatio erklärt Benjamin Baumann, wie es zum Künstlernamen „Rautie“ kam: In seiner Jugend war der Künstler unter Freunden für seinen expressiven Tanzstil bekannt unter dem Spitznamen „Rowdy“. Diesen Begriff wandelte er dann in „Rautie“ um – und behielt ihn als Künstlernamen.

In einer Zwischen-Ansprache erinnert Ingrid Sonntag-Ramirez Ponce, Künstlerin und Vorsitzende der Kulturpreis-Jury, die Gäste daran, dass noch bis zum 31. Juli Vorschläge für den nächsten Kulturpreis eingereicht werden können. Die Einreichenden bat sie, hohe Maßstäbe schon bei den Vorschlägen anzulegen.

Den Nachwuchs-Förderpreis erhält dann Simon „Jela“ Sachs, der aus Oberndorf stammt und heute in Gelnhausen lebt. Laudatorin Barbara Kruse sagt über ihn: „Popmusik zu machen, das war als Kind schon sein Traum.“ Der junge Künstler ist sichtlich „geflasht“ vom Preis. „Ich bin voll dankbar, dass ich diesen Preis bekommen habe“, sagt er, die schwierigen Zeiten der Pandemie ansprechend. Seine Musik, die sich als „gefühlvoller Pop bis Power-Pop“ einordnen lässt, hat eine Message: „Jeder darf lieben, wen er will.“

Das älteste erhaltene Karussell der Welt steht in Hanau-Wilhelmsbad. Wieder zum Leben erweckt und bis heute betrieben durch den „Förderverein für das Karussell im Staatspark Hanau-Wilhelmsbad e.V.“. Dafür gibt es einen Sonderpreis. Laudator Thorsten Stolz hält die Vision des 1998 gegründeten Vereins, das 1780 fertiggestellte Karussell wieder zum Laufen zu bringen, für eine „Schnapsidee im positiven Sinne.“ Bis heute setzt sich der Verein für das Karussell ein und nutzt es für kulturelle Veranstaltungen. „Das gibt Kraft“, bedankt sich der Vereinsvorsitzende Stefan Bahn für den Sonderpreis.

„Wir konnten einen Traum umsetzen“, formuliert er. Getragen von der Hoffnung, dass in Zukunft wieder regelmäßige Veranstaltungen rund ums Karussell stattfinden können.

Last but not least: Den Ehrenpreis erhält Aloys Lenz. Er gilt als einer der Architekten des Preises, der seit 1977 verliehen wird und den bisher 131 Preisträger bekommen haben, wie Laudator Harry Wenz den „Vater des Kulturpreises“ würdigt. Lenz, der viele Jahre für die CDU im Hessischen Landtag saß, beschreibt, wie er den Vorständen der Sparkassen die Sache schmackhaft machte und wie sie letztlich politisch umgesetzt wurde.

Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung vom Musiker Dirk „Reverend Schulzz“ Schulz aus Hanau. Mit seinem Song „Wooden Horse“ setzt er insbesondere den Holzpferden auf dem Karussell ein musikalisches Denkmal.

VON STEPHAN SIEMON

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