Kreativität und Leidenschaft

Die Hanauer Preisträgerin Silke Scheuermann war krankheitsbedingt nur in einer Videozuspielung zu sehen.

Der Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises ist im Rahmen einer Gala im Main-Kinzig-Forum an mehrere Preisträger verliehen worden.

Gelnhausen – „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“, verkündete bereits Augustinus Aurelius (354 bis 430 n. Chr.). Den Aphorismus des Philosophen, Kirchenvaters und Heiligen zitierte Landrat Thorsten Stolz in seiner Begrüßungsrede bei der 47. Kulturpreisverleihung des Kreises am Freitagabend im Main-Kinzig-Forum.

Die Flamme der Leidenschaft für das, was sie tun, brennt in den beiden Preisträgern 2023. Es sind die Lyrikerin, Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Silke Scheuermann aus Hanau, Bühnen- und Kostümbildnerin Ella Späte und Puppenspieler Detlef Heinichen vom Theatrium in Steinau an der Straße, die jeweils den mit 5000 Euro dotierten Kulturpreis erhielten. Die mit je 2500 Euro dotierten Sonderpreise für herausragendes bürgerschaftliches Engagement auf kultureller Ebene gingen an die Mitglieder des Fördervereins Hirzbacher Kapelle in Hammersbach und Leonore Kleff in Nidderau.

Sie alle brennen für das, was sie tun. Sie setzen sich mit ihren Talenten, ihrer Kreativität, Leidenschaft und Energie für die kulturelle Vielfalt im Kreis ein. Sie begeistern ihr Publikum und Leser mit Texten, Melodien und Theaterspiel. Und bereichern so das lebendige und breit aufgestellte Kulturleben im Main-Kinzig-Kreis. Das spiegelt sich im seit 1977 jährlich für herausragende kulturelle Leistungen vergebenen Kulturpreis. Dessen Preisgelder in Höhe von 15 000 Euro werden von den Kulturstiftungen der Sparkassen in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern zur Verfügung gestellt.

Für Überraschungen im Programm sorgte trotz perfekter Planung das Leben. Konnten doch gleich zwei Preisträgerinnen nicht kommen und bekamen ihre Auszeichnungen in Abwesenheit überreicht. Silke Scheuermann musste kurzfristig wegen einer Coronainfektion absagen und Ella Späte aufgrund beruflicher Verpflichtungen. Sie stattet derzeit eine Operette in Zwickau aus.

Der Kreativität und dem Engagement von Preisträgern, Jurymitgliedern, Laudatoren und moderner Technik war es zu verdanken, dass es für alle Gäste trotzdem eine gelungene Veranstaltung wurde. Detlef Heinichen und Marcel Wagner vom Theatrium sorgten mit Szenen aus dem Buch „Oskar und die Dame in Rosa“ von Eric-Emmanuel Schmitt zu Beginn für Gänsehautmomente. Dank vorab gedrehter Videos der Hanauer Produktionsfirma United Power Fields in Zusammenarbeit mit Andrea Sandow, Leiterin des Fachbereichs Kultur, konnten alle Preisträger sich und ihre Kunst den vielen Gästen im Barbarossasaal vorstellen.

Jurymitglied Hans Sarkowicz hatte im Video das Werk von Silke Scheuermann, die seit eineinhalb Jahren in Hanau lebt, gewürdigt und trug an ihrer Stelle das Gedicht „Der Tag, an dem die Möwen zweistimmig sangen“ vor. Er ermunterte alle, ihre Gedichte zweimal zu lesen. Denn: „Ihre scheinbar einfache Sprache ist mehr als doppelbödig, unter der Oberfläche brodelt es.“

Den Kulturpreis für das 2017 gegründete Theatrium nahm Detlef Heinichen entgegen. Jurymitglied Jakob Mähler würdigte das Figurentheater, „das mit Kunst und Kultur Brücken baut“ im Video. Heinichen nannte die Auszeichnung „einen Motor und eine Verpflichtung für die nächsten Jahre“. Er erinnerte daran, dass es kein Theater für Kinder und Erwachsene gibt, sondern nur gutes und schlechtes Theater“ und er betonte: „Viele wichtiger als Geld ist für uns die moralische Unterstützung durch den Preis.“

Juryvorsitzende Ingrid Sonntag-Ramirez Ponce begründete in ihrer Rede, warum „die Schönen Künste eine mächtige „Waffe“ gegen den Krieg sind. Sie beeinflussten Stimmungen und Aufmerksamkeit der Menschen, förderten ein besseres soziales Wissen und ein besseres Selbstverständnis. „Sie ermöglichen uns, neue Perspektiven einzunehmen, andere besser zu verstehen, Empathie zu entwickeln. Die Schönen Künste können uns Möglichkeit sein, die Art und Weise, wie wir und andere die Welt wahrnehmen, zu verändern. Dies sind die entscheidenden Säulen des Friedens.“ Sie lobte die Preisträger für ihre feinfühlig gesetzten Worte und ihr schauspielerisches Talent, wohl akzentuiert mit Kritik und Humor. „Sie haben Menschen zusammengebracht, um mit ihnen gemeinsam Kunstgenuss für andere zu erzeugen, oder Künstlerinnen und Künstlern der Welt eine Plattform geboten. Sie alle haben Ausdauer bewiesen und viel Kraft und Engagement gezeigt.“

Die Hirzbacher Kapelle wurde als „kultureller Anlaufpunkt mit Strahlkraft“ gewürdigt. Die Mitglieder des 1989 gegründeten Fördervereins haben den Sakralbau in ein lebendiges Kulturzentrum verwandelt. Auf Sonderpreisträgerin Leonore Kleff hielt Landrat Stolz die Laudatio. Ihr Leben sei durch ihre Liebe zur Musik geprägt. Das lebe sie als Lehrerin mit ihren Schülern an der Suttnerschule und ebenso als Chorleiterin und Produzentin „ihrer Musical-Familie“ in Nidderau.

VON CHRISTINE FAUERBACH

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