Lian kämpft um sein Leben

Der kleine Lian leidet unter einer seltenen Form von Blutkrebs. Inzwischen ist klar: Nur eine Stammzellentherapie kann sein Leben retten. Foto: PM

In Niedermittlau kämpft ein kleiner Junge um sein Leben. Lian ist an Leukämie erkrankt und benötigt dringend eine Stammzellenspende. Am morgigen Sonntag findet eine öffentliche Registrierungsaktion statt.

Hasselroth – Es ist erst wenige Wochen her, als Lians Mutter etliche blauen Flecken an den Beinen ihres Sohnes entdeckte – wie schon einmal im November. Damals hatten die Ärzte an der Uniklinik Frankfurt nichts entdeckt, aber noch eine ganze Weile regelmäßig sein Blut kontrolliert.

Diesmal aber bekamen die Eltern Martha und Robert von den Ärzten eine Diagnose, die das Leben der ganzen Familie von heute auf morgen auf den Kopf stellen sollte. „Es war sofort klar, dass er an Leukämie erkrankt ist, und zwar an einer Form, die sehr schwer zu behandeln ist“, erklärt Astrid Botzem-Morras. Die Niedermittlauer Apothekerin und ihr Mann René sind enge Freunde des Elternpaares und kümmern sich seit diesem Tag um viele Dinge.

„Martha und Robert schaffen das gerade nicht“, sagt sie. Und erzählt, dass der Eineinhalbjährige sofort nach der Diagnose in die Kinderkrebsstation der Uniklinik eingewiesen wurde. So schnell es ging, wurde mit der Chemotherapie begonnen: Die einzige Chance, das Leben des Eineinhalbjährigen zu retten. Seither wechseln sich die Eltern ab: Während jeweils einer fünf Tage ununterbrochen bei Lian in der Klinik bleibt, kümmert sich der andere zu Hause um Lians acht Jahre alten Bruder Luca. „Die beiden arbeiten Hand in Hand“, sagt die Freundin. „Sie sind unglaublich stark.“

Die Medikamente müssen täglich mehrere Stunden ununterbrochen gegeben werden. Anfangs, erzählt Botzem-Morras, funktionierte das über einen Schlauch in die Venen. Sie zeigt ein Video, vor wenigen Wochen mit dem Handy gedreht: Während der Kleine lachend auf einem Dreirad durch das Krankenzimmer saust, läuft die Mutter ihm unverdrossen mit dem Medikamentenbeutel hinterher. „Inzwischen ist es etwas einfacher. Lian wurde ein Port gelegt“, sagt die Apothekerin.

Den ersten von vier anstrengenden Chemoblöcken hat der Kleine geschafft, jeder dauert acht bis neun Tage. „Er ist jetzt nach sechs Wochen zum ersten Mal wieder zu Hause“, berichtet Botzem-Morras, „Das tut der ganzen Familie gut.“ Die Eltern müssen strengste Hygienevorkehrungen treffen – der Junge darf sich auf keinen Fall mit Krankheitserregern infizieren.

Inzwischen ist aber leider klar, dass die Chemo alleine nicht ausreichen wird, um den Krebs endgültig zu besiegen. „Es ist jetzt sicher, dass nur eine Stammzellentherapie ihn retten kann“, sagt die Freundin. Nur wenn ein geeigneter Spender gefunden wird, gibt es Hoffnung. Ein schicksalhafter Zufall: Lians Vater Robert hat vergangenes Jahr selbst Stammzellen für einen leukämiekranken Jungen aus Frankfurt gespendet und ihm damit das Leben gerettet.

Der Freundeskreis der Familie hat nun beschlossen, eine große DKMS-Typisierungsaktion für Lian ins Leben zu rufen. Umso mehr Menschen bei der gemeinnützigen Organisation registriert sind, desto wahrscheinlicher wird es, einen geeigneten Spender zu finden – und das nicht nur für Lian, sondern auch für alle anderen Patienten.

„Es ist inzwischen ganz leicht, sich typisieren zu lassen“, versichert Botzem-Morras. Früher wurde dafür Blut abgenommen, heute reicht ein Wangenschleimhautabstrich mit einem Wattestäbchen. Außerdem ist für Spender keine komplizierte Operation mehr vonnöten. „Meistens reicht eine Blutwaschung“, erklärt die Botzem-Morras.

Seit das Schicksal Lians in Niedermittlau bekannt ist, erfährt die Familie eine wahre Welle der Empathie. „Das ganze Dorf ist auf den Beinen“, freut sich Botzem-Morras. Allein zum Typisierungstag haben etliche ihre Hilfe angeboten: Der Bürgermeister wird da sein, die Feuerwehr stellt Fahrzeuge aus. Privatleute, Gewerbetreibende, Vereine und Organisationen helfen ebenfalls mit.

„Ein Mann aus Niedermittlau stellt uns sogar ein Europa-League-Trikot mit allen Unterschriften der Eintracht-Spieler zum Versteigern zur Verfügung“, so die Apothekerin. Aus der Aktion in der Friedrich-Hofacker-Halle soll ein richtiges Familienevent werden, mit Live-Band, Hüpfburg, Tombola und Kinderschminken. Die Einnahmen kommen der DKMS und dem Kampf gegen den Blutkrebs zugute. Inzwischen ist im Internet auch eine „Go-Fund-Me“-Kampagne für die Familie gestartet. Denn Robert und Martha, Lians Eltern, arbeiten selbstständig. Fallen sie aus, verdienen sie auch nichts. „Es geht der Familie aber keinesfalls darum, sich zu bereichern“, sagt die Freundin. Robert und Martha sei es wichtig, dass sie alles, was sie selbst nicht brauchen, wieder für die Krebshilfe spenden.

Registrierungsaktion für Lian

Am Sonntag, 24. Juli, 11 bis 15 Uhr in der Friedrich-Hofacker-Halle, Taunusstraße 2, Niedermittlau. Registrieren lassen können sich Menschen zwischen 17 und 55 Jahren, die noch nicht registriert sind, einen BMI unter 40 haben und gesund sind. Wer am Sonntag keine Zeit hat, kann bei der DKMS ein Registrierungsset bestellen, das per Post kommt. » dkms.de

VON CHRISTINE SEMMLER

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