Nationaldenkmälern auf der Spur

Schüler der Freigerichter Kopernikusschule beschäftigten sich mit anderen Jugendlichen aus Europa mit der Frage, was ein Nationaldenkmal eigentlich ausmacht. Foto: PM

Zu Beginn des Schuljahres freute sich die Kopernikusschule Freigericht im Rahmen ihres vielfältigen Austauschprogramms endlich wieder Gäste willkommen heißen zu dürfen.

Freigericht – Das ERASMUS+ geförderte internationale Projekt „National Monuments“ (Nationaldenkmäler) präsentierte den gastgebenden Schülern der Kopernikusschule sowie deren Gästen aus Spanien, England und Nordrhein-Westfalen mit dem Brüder-Grimm-Denkmal in Hanau und der Paulskirche sowie dem Römer und dem Kaiserdom in Frankfurt einige national bedeutsame Denkmäler deutscher Kultur- und Demokratie-Geschichte aus der Region.

Niemand Geringeres als Jacob und Wilhelm Grimm selbst empfingen bei einer auf Englisch angebotenen Kostümführung durch ihre Geburtsstadt zu dem ihnen gewidmeten Denkmal die Gäste. Am Nachmittag begrüßte nach einem Besuch des ersten Anschlagsorts vom 19. Februar 2020 Hanaus Leiter des Fachbereichs Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen, Martin Hoppe, die internationale Austauschgruppe im Congress Park Hanau und eröffnete ihnen Zugang zu den fünf Modell-Entwürfen des abgeschlossenen Wettbewerbs für ein Gedenken an die Anschlagsopfer der Terrornacht.

Nach einer intensiven Beschäftigung mit den Modellen, debattierten die Schülerinnen und Schüler engagiert, welchen der Denkmalentwürfe sie bevorzugen würden. Beeindruckt nahmen Hanaus Kulturchef und die internationalen Lehrkräfte dabei wahr, wie die Schüler nicht nur dieselben vielseitigen legitimen Argumente austauschten wie die an dem tatsächlichen Auswahlverfahren Beteiligten, um mit überwältigender Mehrheit zur selben Entscheidung zu gelangen.

Vor allem die Art, in der die Jugendlichen multinationaler Herkunft die Debatte führten, bewies eine von Überzeugungskraft, Engagement, gegenseitigem Zuhören, Respekt und Toleranz geprägte demokratische Gesprächskultur als Gegenentwurf zu nationalistisch-fremdenfeindlicher Gewalt.

Kritisch nahm die junge Generation dabei auch wahr, dass anders als das Grimm-Denkmal und die Paulskirche das Mahnmal nicht zum Nationaldenkmal tauge: Die Anschlagsopfer waren zuvorderst Hanauer und obwohl Rassismus und Nationalismus kein bloß lokales Problem sind, überschreitet es gleichzeitig auch die nationale Ebene, wie die Betroffenheit der Gastschüler aus anderen (Bundes-)Ländern bewies. Anders als der nur scheinbar rückwärtsgewandte Titel des Projekts vermuten lässt, freute das Team der Erasmus-zertifizierten Europaschule Maria-Luise Campen-Schreiner, Helena Ziegler und Karsten Weiß sich mit den Gastlehrkräften der Partnerschulen über ein gelungenes zukunftsorientiertes Projekt zum Demokratielernen im Kontext eines gemeinsamen europäischen Wertesystems.
upn