Schlüchtern ist noch im Rennen

Die Jury wird vor der Stadthalle von Bürgermeister Möller (Zweiter von rechts) empfangen. Foto: PM

Endspurt: Der 17 000-Einwohner-Ort geht in die Entscheidung um den Sitz der Kleinstadtakademie.

Schlüchtern – Die Stadt Schlüchtern will Sitz der Bundesgeschäftsstelle der Kleinstadtakademie werden. Sie ist unter den fünf Städten, die noch im Rennen sind. Der Slogan der Bewerbung lautet „Mit Schlüchtern lernen“.

Im Dezember fällt im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen die Entscheidung, wer den Zuschlag erhält. „Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand. Jetzt liegt es nicht mehr an uns“, sagt Bürgermeister Matthias Möller (parteilos).

2100 Städte waren im Mai dazu aufgerufen worden, sich um den Sitz der Kleinstadtakademie zu bewerben. Diese soll eine bundesweit agierende Aktions- und Kommunikationsplattform mit Seminaren, Workshops und Vorträgen für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung bieten.

44 Städte folgten der Aufforderung zur Bewerbung, fünf kamen in die enge Auswahl und in den Genuss, von einer Jury besucht zu werden.

Für Bürgermeister Matthias Möller ist die Bewerbung „die logische Konsequenz und der Höhepunkt“ der Bemühungen im Bereich Innenstadtentwicklung: „Der Kauf des ehemaligen Kaufhauses Langer war eine Initialzündung für die Innenstadt. Das angeeignete Fachwissen hat uns nun befähigt, bei der Bewerbung um die Kleinstadtakademie eine solch starke Visitenkarte abzugeben.“ Im Jahr 2018 hatte die Stadt das leer stehende Kaufhaus inklusive Gelände erworben, einen Teil in Eigenregie entwickelt und für den vorderen Bereich einen Investor gefunden.

Im August ist Schlüchtern in die Kleinstadtakademie-Endrunde eingezogen. In Folge reiste eine Delegation aus Berlin nach Schlüchtern, um sich vor Ort ein Bild zu machen.

„Die Jurymitglieder müssen Schlüchtern verlassen und während der gesamten Zugfahrt darüber sprechen, was sie in den vergangenen Stunden erlebt haben“: Dieser Satz wurde in Schlüchtern zur Grundlage bei den Vorbereitungen. Und so sei der fünfstündige Besuch der Jury zu einem „Feuerwerk an Information“ geworden, so ein Jurymitglied.

Die Verantwortlichen der Stadt hatten die Idee, den ersten Bundeskongress der Kleinstadtakademie zu simulieren. Dazu gehörten Workshops, Diskussionen und Imagefilme.

Eine der Hauptdarstellerinnen: Die Friedensnobelpreisträgerin Erica Frank. Die Wurzeln der Wissenschaftlerin liegen in Schlüchtern. Ihre Vorfahren waren vor den Nazis in die USA geflüchtet. Erst vor Kurzem war Erica Frank bei der Verlegung von Stolpersteinen erstmals nach Schlüchtern gereist.

Vom Engagement im kulturellen Bereich, der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte und der städtebaulichen Entwicklung sichtlich beeindruckt, war Erica Frank schnell bereit, für Schlüchtern als Sitz der Kleinstadtakademie zu werben.

Sollte die Kleinstadtakademie nach Schlüchtern ziehen, so ist der Standort gefunden: Im Kultur- und Begegnungszentrum (KUBE), das in der ersten Jahreshälfte 2024 bezugsfertig ist, sei ausreichend Platz vorhanden. Selbstverständlich gehörte eine ausführliche Besichtigung des Gebäudes zum Programm der Jury.

„Wir könnten am 1. Januar 2024 starten“: das hat Bürgermeister Möller den Mitgliedern der Kommission mit auf den Weg gegeben.  sem