Wohnungen für Flüchtlinge aus der Ukraine

Auch Landrat Thorsten Stolz hat klare Worte gefunden angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine. Foto: PM

Bestürzung, Fassungslosigkeit, Besorgnis, das sind auch in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis die Reaktionen auf Putins Krieg gegen die Ukraine.

Region – In einer gemeinsamen Stellungnahme verurteilen Landrat Thorsten Stolz, Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann sowie Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky, Hanaus Bürgermeister Axel Weiss-Thiel und der Hanauer Stadtrat Thomas Morlock den Überfall auf die Ukraine und bekräftigen ihre Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung.

Der Völkerrechtsbruch bringe Tod und großes Leid über die Menschen, heißt es in der Erklärung. Deshalb sei es „für uns im Main-Kinzig-Kreis eine Selbstverständlichkeit, dass wir das Land Hessen bei der Aufnahme von Menschen unterstützen, die durch den russischen Überfall zur Flucht gezwungen werden“, erklären Landrat Stolz und Oberbürgermeister Kaminsky. Zugleich unterstützen sie die „harten und wirkungsvollen Sanktionen, die Russland schmerzhaft treffen. Das gelte auch dann, wenn die Sanktionen hierzulande Auswirkungen hätten. „Die Menschen im Kreis müssen sich darauf einstellen, dass sie die Auswirkungen dieses ungerechtfertigten Krieges deutlich zu spüren bekommen“, betonen Kaminsky und Stolz. Hanau und der Kreis richten sich auf die Ankunft von Menschen ein, „die auf der Flucht vor Krieg und Zerstörung ihre Familien und Freunde, all ihr Hab und Gut zurücklassen mussten, die nicht wissen, ob sie diese Menschen jemals wiedersehen werden. Das ist jetzt unsere dringlichste Aufgabe“, so Stolz und Kaminsky. Die ersten Vorbereitungen hierfür seien angelaufen, um so schnell es geht, Wohnraum und dringend benötigte Hilfsgüter für die Unterbringung zur Verfügung zu stellen.

„Allein mit Solidaritätsbekundungen ist es nicht getan, deshalb wird die Stadt gemeinsam mit dem Kreis die nächsten Schritte vorantreiben, um den flüchtenden Menschen eine sichere Unterkunft anzubieten“, unterstreicht Kaminsky.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben sich auch die Partei- und Fraktionsspitzen der CDU Hanau und Main-Kinzig zu Wort gemeldet. Hanaus ehemalige Oberbürgermeisterin Margret Härtel wandte sich in einem offenen Brief an Landrat Stolz und OB Kaminsky, darin verurteilt auch sie den Feldzug des „besessenen Despoten“ Putin scharf und regt die von Stadt und Kreis gestern dann angekündigte Solidaritätskundgebung und einen Friedensmarsch an. Es sei „Zeit, auf die Straße zu gehen, um ein deutliches Zeichen zu setzen“. Der Aufruf zu einer solchen Kundgebung, so Härtel, solle an alle Abgeordneten in Land und Bund gerichtet werden, an Vereine und Verbände, an Kirchen und Gewerkschaften, an Fraktionen und Parteien, an alle sozialen Einrichtungen und an alle Menschen, die sich für Frieden und Freiheit einsetzen. Diese Initiative wird von Härtels CDU-Parteifreunden in Stadt und Kreis unterstützt. In diesen Krisenzeiten sei es wichtig, „dass die westliche Welt jede Form der Einigkeit zeigt und möglichst viele Menschen auf die Straßen gehen, um für den Frieden und gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren“, heißt es in der Erklärung. Putins Angriff auf die Ukraine sei mit nichts zu rechtfertigen. Es sei richtig, mit harten Sanktionen sowie Waffenlieferungen zu regieren, schreiben die CDU-Kreisvorsitzende Dr. Katja Leikert, der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Heiko Kasseckert, der Vorsitzende der CDU Hanau, Joachim Stamm, sowie die Hanauer CDU-Fraktionschefin Isabelle Hemsley.

In einer Erklärung verurteilt auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Main-Kinzig (VVN-BdA) den Krieg gegen die Ukraine. Die Russische Föderation sei „vollständig zur nackten Gewaltpolitik“ übergegangen. Einen langfristigen Frieden in Europa werde es indes nur geben, „wenn Großmachtstreben, Nationalismus, Chauvinismus und Autoritarismus in allen Ländern überwunden werden“.

Wer Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine anbieten möchte, kann mit dem Main-Kinzig-Kreis über die E-Mail-Adresse wohn raum@ mkk.de Kontakt aufnehmen.

Im Moment kämen die ersten Geflüchteten an, „ohne dass sie dringenden Bedarf nach einer Unterbringung haben. Das ist erst mal gut und wichtig und dafür sind wir den privaten Gastgebern auch dankbar“, so Kreis-Sozialdezernentin Susanne Simmler (SPD). „Wenn die Menschen medizinische Betreuung benötigen oder Kinder dabei sind, die wir im Blick haben müssen, dann wollen und müssen wir da helfen.“ Daher bittet sie alle, die in diesen Tagen Freunde oder Bekannte aus der Ukraine aufnehmen, diesen den Hinweis zu geben, sich bei der Ausländerbehörde zu melden. Kontakt per Mail an ukraine[at]mkk[dot]de.

Unter „Ukrainehilfe MKK“ hat der Main-Kinzig-Kreis zudem eine Infoplattform auf seiner Internetseite (mkk.de) online gestellt, auf der die Möglichkeiten des „Helfens“ und des „Hilfe-Empfangens“ kanalisiert werden. Außerdem wurde eine Hotline unter z
06051 8518000 geschaltet. Unterdessen wurden weitere Hilfsinitiativen gestartet: Die Hanauer Frauenärztin Dr. Stefanie Keilig, die die 1996 gegründete Medizinhilfe Karpato-Ukraine aufgebaut hat, kündigt einen Hilfstransport in die Ukraine an, nachdem von Freunden aus der Region Munkacs berichtet worden sei, „dass es keine Lebensmittel mehr zu kaufen gibt“. In der Westukraine werden Tausende von Flüchtlingen aus der restlichen Ukraine erwartet, die versorgt werden müssen. Benötigt werden zudem medizinisches Material, Kleidung und Hygieneartikel. Der Lkw, der von einer ukrainischen Spedition zur Verfügung gestellt wird, soll spätestens Mitte nächster Woche von der Christuskirche in Hanau aus starten. Der Hilfstransport ist eine Gemeinschaftsaktion der evangelischen Stadtkirchengemeinde, der Lions-Clubs in Hanau unter Federführung des LC Hanau Am Limes mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammer sowie von Serviceclubs und Privatpersonen. Wer den Hilfstransport mit Spenden unterstützen möchte, kann dies über den Förderverein Lions-Club Hanau Am Limes, IBAN DE47 5065 0023 0000 1396 67 unter dem Stichwort: Ukraine-Hilfe machen.

VON CHRISTIAN SPINDLER