Zahl der Flüchtlinge steigt weiter

Kreis und Kommunen behelfen sich mit Containerwohnanlagen, um die Geflüchteten unterzubringen. Auch werden weiterhin Wohnungen gesucht. Archivfoto: Mike Bender

Rund 90 Personen kommen pro Woche. Der Kreis zieht eine Jahresbilanz und gibt einen Ausblick.

Main-Kinzig-Kreis – Im März des vergangenen Jahres hatte der Kreis für eine schnelle Versorgung der ukrainischen Kriegsflüchtlinge erste Notunterkünfte im Jugendzentrum Ronneburg und in der Schulturnhalle Birstein eingerichtet. Ein Jahr später seien die Herausforderungen ähnlich, wenngleich sich die Frage nach der Unterbringung der Menschen auch in der Region weiter verschärft habe, teilt der Kreis mit.

„Alle Kommunalverwaltungen haben in den vergangenen Monaten Kräfte zusammengezogen und verstärkt, die sich um die Beschaffung von Wohnraum kümmern. Das geht auch in diesem Jahr so weiter, während für viele ukrainische Familien so etwas wie Normalität in dieser außergewöhnlichen Zeit einkehrt. Die Kinder werden in den hiesigen Kitas betreut und in den hiesigen Schulen unterrichtet“, berichtet Landrat Thorsten Stolz.

Im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2022 machten in größerer Zahl auch Menschen aus anderen Kriegs- und Krisenländern von ihrem Recht auf Asyl Gebrauch. Aktuell liegt die Zahl der wöchentlich neu Ankommenden bei rund 90 Personen, derzeit mehr Menschen aus der Ukraine als aus anderen Staaten. Im Jahr 2022 und in den ersten zwei Monaten des neuen Jahres haben die Ausländerbehörde in Hanau und in Gelnhausen bisher rund 7000 ukrainische Geflüchtete und rund 2900 sogenannte Drittstaatler registriert.

Kreis, Städte und Gemeinden haben auf diese hohen Zahlen mit einem massiven Ausbau ihres Wohnraum-Bestands reagiert. Leichtbauhallen und Containeranlagen dienen mittlerweile als schneller und pragmatischer Behelf in einer dynamischen Situation. Der Kreis kam im Frühjahr 2022 auf eine Gemeinschaftseinrichtung mit Platz für rund 200 Menschen, die Einrichtung Hof Reith in Schlüchtern. Im Frühjahr 2023 sind es nun 20 Einrichtungen mit Platz für gut 2000 Menschen. Die meisten der zu Notunterkünften umgebauten Turn- und Mehrzweckhallen sind bereits wieder zurückgebaut und instand gesetzt oder stehen kurz davor.

Der Betrieb in den Einrichtungen verlaufe in gut geordneten Bahnen, so Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. In Freigericht etwa waren von Beginn an Ansprechpartner vor Ort, die auch die Landessprache der neuen Bewohner sprechen. Das hat das Zurechtfinden in der Gemeinschaftseinrichtung und die Aufklärung über Hausregeln und die nächsten Integrationsschritte erleichtert. Mittlerweile helfen diejenigen, die schon eine Weile in Altenmittlau leben, den Neuen bei der Orientierung.

Im April geht in Bad Soden-Salmünster eine neue Notunterkunft in den Betrieb. Schon jetzt nutzt der Kreis das Gelände als Sammelpunkt, um die Menschen, die aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in den Kreis kommen, zu empfangen, erste Fragen abzuklären und dann in die weiteren Unterkünfte zu bringen. Dauerhafter Wohnraum befindet sich in Erlensee und in Maintal im Aufbau. Auch für sie plant der Kreis mit einem Bezug im zweiten Quartal. In den ersten Notunterkünften und Gemeinschaftseinrichtungen hatte der Kreis die Hilfe von erfahrenen externen Betreiberunternehmen und Hilfsverbänden eingeholt. In den Einrichtungen, die in diesem Jahr in den Betrieb gehen, sind es kreiseigene Beschäftigte. Stolz erinnert daran, dass es neben der gesetzlichen und humanitären Pflicht noch eine politische Dimension gibt. „Wir werden im Main-Kinzig-Kreis nicht müde darauf hinzuweisen, dass wir in absoluten Zahlen die meisten Geflüchteten aufnehmen, auch mehr als die kreisfreien Städte Hessens zusammen, teils auch mehr als die ganze nordhessische Region zusammen“, so Stolz. „Einem Gespräch darüber verweigert sich die Landesregierung aber nach wie vor, geschweige denn einer Anpassung. Das sorgt bei uns ebenso für Frust und Wut wie auch in den Rathäusern. Deshalb gehen wir gegen die ungerechte Verteilsystematik des Landes nun eben juristisch in Form von einer Normenkontrollklage vor.“

Der Kreisausschuss hat sich über diesen Rechtsweg auch mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ausgetauscht. Die Unterstützung aus der kommunalen Familie sei groß. Stolz: „Was es braucht, ist eine viel stärkere Unterstützung durch Bund und Land und das Bewusstsein für eine realistische Flüchtlingspolitik und die Herausforderungen direkt vor Ort.“  sem