Wer eine Reise tut / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Ja, wenn er will. Ja und über was könnte er erzählen? Na ja, über die Unterkunft, über die Landschaft und die Region, über die Menschen, Einheimische und Gäste, wie er selbst, über Angebote wie Museen oder Veranstaltungen, über das Essen und die Trinkerei, eben über alles, was er gesehen, erlebt und geschmeckt hat. Er könnte über gutes und schlechtes, was ihm widerfahren ist, berichten, über amüsantes, skurriles und allzu menschliches Verhalten das ihm begegnete und er mitbekam.

Wir waren in diesem Jahr gleich nach den hessischen Sommerferien unterwegs. Der Urlaub wurde schon im Oktober 2019 geplant und gebucht. Also vor Corona. Wieder war Deutschland unser Ziel, wieder der Norden, wieder die Nordsee, wieder Nordfriesland. Wir waren wieder auf meiner Lieblingsinsel, der Insel Föhr. Mich zieht es aus vielen guten Gründen dorthin. Es ist die Insel an sich, das Klima, das Wattenmeer und die Menschen. Sie haben ihre eigene Sprache, einen nordfriesischen Dialekt. Auf Föhrer Postkarten und Fahnen findet man neben ihrem Wappen auf Blau-Rot-Gelben Untergrund auch ihren „Wahlspruch“: „Leewer duad üüs Slaaw!“, heißt: „Lieber tot als Sklave!“ Das sagt was über die Menschen aus.

Ein entscheidender Faktor ist auch die Unterkunft und deren Lage. Sie kennen die Aussage! Nur 50 Meter zum Strand. Dass es tatsächlich 200 sind, wäre zu verkraften. Dass da noch eine sechsspurige, stark befahrene Straße kreuzt, stand nirgends. Na, gut, so was gibt es auf Föhr nicht. Wir buchen immer frühzeitig, direkt beim Anbieter, eine Ferienwohnung. Das erscheint mir der höchste Luxus in Freiheit und Selbstständigkeit. Heißt, ich kann machen was und wann ich will. Das hängt natürlich von den Angeboten und Möglichkeiten ab. Ist klar.

Die Fähre wird natürlich auch gleich gebucht. Unsere Wohnung war in diesem Jahr ein Superlativ mit zwei kleinen Mängeln. Direkt am Strand mit Meerblick und Zugang zum Strand. Vom Balkon aus hast du den Strand vor dir, du denkst, du bist Teil der Strandkorb Armada. Du hörst und siehst fast ohne Ende. Super! Aber es geht weiter. Alles vor der Nase. Alles kurze Wege. Eben mittendrin. Und mit dem geliehenen Fahrrad bist du doch gleich weg. Mängel waren der fehlende Parkplatz vor der Wohnung und dieselbige hat kein WLAN-Anschluss. Ich überlasse es Ihnen, ob das wirkliche Mängel sind.

Vom Strand ist es nicht weit zum Südstrand und von dort bei Niedrigwasser durchs Wattenmeer in Richtung Hallig Langeneß oder zur Nachbarinsel Amrum. 90 Minuten Richtung Meer und gleiche Zeit wieder zurück. So kannst du die Leuchttürme von Amrum und Langenness gut erkennen.

Vorbeifahrende Fähren sind zum Greifen nahe. Das Wattenmeer, täglich mehrere Stunden wandern, das hat es mir angetan, da tanke ich Energie. Kein Wunder, ich empfehle jedem Neuen eine geführte Wattwanderung als Einstieg. Sie sind sehr informativ. Oder Stadtführungen, ein Besuch im Heimatmuseum. Es gibt vieles, was man sich anschauen und machen kann. Auch das kulturelle Angebot im Kurgartensaal kann sich sehen lassen. Oder machen Sie einen Schiffsausflug. Etliche Ziele stehen zur Auswahl. Föhr ist eine Reise wert, immer wieder. Ei Gude, wie!