Am Strand / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Wo kann man Menschen besonders beobachten und belauschen? Am Strand! Jetzt wo die Augen und die Ohren nicht mehr so wollen, wird es schon etwas schwieriger. Aber mit Brille und Hörgerät geht es schon. Besonders das Hörgerät hat es mir angetan. Du kannst es mit einer Hörgeräte-App vom Handy aus steuern. Das ist genial.

Ich musste allerdings eine Weile üben. Ich bin schon früh unterwegs, der Strand ist noch leer. Es ist Niedrigwasser und ich gehe im Watt spazieren. Exkurs: Das Wattenmeer der Nordsee ist eine im Wirkungsbereich der Gezeiten (Tiden) liegende, etwa 9000 km² große, 450 Kilometer lange und bis zu 40 Kilometer breite Landschaft zwischen Skallingen in Dänemark im Nordosten und Den Helder in den Niederlanden im Südwesten. Den bei Niedrigwasser freiliegenden Grund der Nordsee bezeichnet man als Watt. Es ist das größte Wattenmeer der Welt. Und mir hat es das Wattenmeer in Ost- und Nordfriesland angetan.

Zurück vom Spaziergang am Strand, der noch menschenleer ist, suche ich mir ein schönes Plätzchen nahe am Wasser. Nach einer kleinen Stärkung, Tee, belegtes Brötchen und einem Apfel, liege ich auf meiner Kolder und höre den Möwen zu. Die ersten Stimmen sind zu hören. Es sind Familien mit Kindern. In Nordrhein Westfalen sind noch Sommerferien. Ich schau bei „Dr. Google“ vorbei, noch bis 28. August 2018. Vor mir hat sich eine junge Frau positioniert. Sie pafft ein Stäbchen nach dem anderen. Der Rauch zieht in meine Richtung. Mein Hüsteln beantwortet sie vor sich hin brabbelnd: „Alter Sack, dann leg dich doch woanders hin!“

Ich folgte der Egoistin, schnappe meine Utensilien und verschwinde so weit, dass ich sie nicht mehr riechen kann. Neuer Platz. Neue Ruhe? Denkste! Der Strand füllt sich mit Leben. Ein Hundehalter bleibt stehen, sein Hund pieselt in den Sand.

Naja, hätte schlimmer kommen können. Ein kleines Mädchen beobachtet den Hund, nimmt Stellung ein und pinkelt. Eine ältere Dame, die das Treiben beobachtet, greift ein. Sie rüffelt das Mädchen, den Hundehalter lässt sie in Ruhe. Der macht sich aus dem Staub, obwohl sein Rüde noch nicht fertig ist mit seinem Geschäft. Der Kläffer jault. Die Mutter schimpft mit dem Kind, anstatt mit der älteren Dame. Ersatzweise mache ich das. Die ältere Dame empört: „Armes Deutschland, wo soll das enden!“ Ich antworte ihr nicht, ich lass sie ziehen. Mein Umfeld applaudiert mir. Ich schau mich um. Es sind allesamt Familien aus dem Ruhrpott. Ich darf in ihrer Mitte bleiben. Nun ruhe ich auf meiner Kolder und höre der Familie des kleinen Mädchens zu. Vater will seine Ruhe und spielt den Unbeteiligten. Großer Bruder will nicht mit kleiner Schwester spielen und ist beleidigt. Mutter fühlt sich überfordert und hadert an einer Tour mit Vater, Sohn und Tochter.

Die quirlige Tochter sucht einen Partner zum Sandburg bauen. Ich fange am nahen Wasser an eine Burg zu bauen. Kurz darauf erscheint das Mädchen: „Darf ich dir beim Bauen helfen!“ Ich schaue die Mutter an, sie nickt, ich sage ja. Ich baue mit dem Mädchen im nassen Sand eine Burg, der Vater liest Zeitung, der Sohn spielt mit seinen Freunden Fußball und die Mutter bemalt Finger- und Fußnägel. Alle sind zufrieden, ich auch!

Ei Gude, wie!