Was ich will / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Wisse Sie immer, was Sie wolle? Ich nett! Leider!! So ist das aber im richtigen Leben. Wir überlegen, wir schätzen ab und -ein, wir sind hin und her gerissen, wir zaudern, bis es zu spät ist. Und dann? Hätte, hätte, Fahrradkette… Sie kennen den noch, der das gesagt hat? Das ist der Sozi, der fürs Babbele mehr Geld bekommen hat wie die Schwarze. Seine „Stinke-Finger-Nummer“ hat ihn dann nicht wählbar gemacht, da hat dann „Mutti“ wieder das Rennen gemacht. Hätte der gewusst, was er will, hätte er das eine oder andere gelassen oder gemacht. Wer weiß, wie das ausgegangen wäre? Überhaupt, nachher ist man immer schlauer. Naja, da habe ich auch meine Zweifel. Ob man das überhaupt will. Man sagt ja auch, die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber. Der spanische Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker George Santayana soll gesagt haben: „Wen man sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist man verurteilt, sie zu wiederholen!“ Etliche wollen sich ja nicht an die Vergangenheit erinnern oder daraus lernen. Also, wenn das stimme tut, dann gute Nacht Zukunft. Da werden wir noch ein paar Jahrhunderte brauchen, bis wir uns ein Stückchen zum Besseren entwickeln. Ob es uns dann noch gibt? Den Planeten Erde schon, mit einigen Viechern vermutlich. Die Demokratie wird eine kurze Episode der Menschheitsgeschichte gewesen sein. Ein Feudaler wird wieder unser Herr sein und: Es wird wieder Zucht und Ordnung herrschen.

Jetzt fällt mir wieder ein, was ich eigentlich will! Ich will in erster Linie meine Ruhe haben! Augen zu und Kopf in den Sand. Das wäre schön. Wenn da nicht fortlaufend meine Ruhe gestört würde. Da fliegen im Minutentakt Flugzeuge über Neuenhaßlau. Oder auf der Autobahn ist ein Unfall. Danach zieht eine Blechlawine durch das Dorf. Dann kaufen die auch noch beim Bäcker und Metzger die Weck und die Worscht, sodass unser eins leer ausgeht.

Spätestens dann ist Schluss mit lustig. An solchen Tagen möchte man am liebsten nicht aufstehen. Wohl dem, der Arbeit hat und fort ist. Da klingt arbeiten wie Urlaub. Und wenn du denen im Staustehende durch die Frontscheibe vom Auto ins Gesicht guckst, siehst du Stress pur. Das wolle die nicht. Die wolle eine sechsspurige Autobahn ohne Stau und schnell fahren. Da stehen wir Hässeler einfach nur im Weg. Umgekehrt wird für uns Rentner ein Schuh draus. Wäre der Osten von uns unbewohnt, so hinter Meddele, hätte mir jetzt kein Stau im Dorf. Wir sind halt zu viele auf dem Planet, denke ich. Wir haben jetzt schon im Juli unsere erneuerbaren Ressourcen aufgebraucht und leben jetzt auf Pump. Wir bräuchten drei Erden, sagen die Experten.

Trotzdem: „Es ist besser, Ebbes zu habbe, was man nett braucht, als Ebbes nett zu habbe, was man dringend gebrauchen tät!“ Wir sind halt Jäger und Sammler und wollen, dass es uns an nichts mangelt. Dabei will ich doch nur mit meinem Einkommen auskommen. Und während ich so weiter nachdenke, geht gerade irgendwo in Afrika eine Mutter mit einem Krug schmutzigem Wasser auf ihrem Kopf tragend jeden Tag 20 Kilometer zu einer Quelle, um ihre Familie mit Wasser zu versorgen. Wenn die von mir wüsst, würde die bestimmt jetzt denken: „Dem seine Sorgen möchte ich haben!“ Ei Gude, wie!