Einfach nicht zu schlagen

Einstimmiger Erfolg: Die Punktrichter in Ludwigshafen sahen Sarah Bormann allesamt vor ihrer Kontrahentin aus Mexiko. Foto: Thieme

Region – Friedrich-Ebert-Halle Ludwigshafen, fast 3000 Boxfans sind da. Wer aus Hessen kommt und im Herzen der Pfalz antritt, zusammen mit Kämpfern wie Michael Seitz, Spitzname „Lautern Bomber“, der steht vor einem Auswärtsspiel – eigentlich. Doch die gebürtige Bad Soden-Salmünsterin Sarah Bormann hat aus ihrem Titelkampf gegen Elizabeth Lopez Corso mal eben ein Heimspiel gemacht, erzählt ihr Manager Rainer Gottwald.

„Nach dem Kampf, beim Rausgehen, haben alle nur über Sarah geredet“, sagt er. Und das, obwohl Bormann nicht mal für das Hauptevent des Abends eingeplant war. „Wenn Rainer eine Veranstaltung macht, sind die Hallen immer voll. Es war einfach eine super Stimmung“, sagt Bormann. Ihre Dominanz im Ring von Ludwigshafen spiegelten auch die Punktetafeln der Kampfrichter wider. Einstimmiger Sieg für die 32-Jährige, mit 98:92, 98:92 und 99:92 Zählern. Durch ihren 16. Sieg im 16. Profikampf, sieben davon durch Knockout, behält Bormann den Silber-Gürtel im WBC-Verband. Mit dem Erfolg festigt sie ihren Status als Pflichtherausfordererin von Tina Rupprecht. Sie ist die Weltmeisterin im Minimumgewicht. Dabei hatte Bormann schon die ganze Woche auf den Showdown gegen die Mexikanerin Lopez Corso hingearbeitet. „Am Mittwoch sind wir angereist und dann unten geblieben. Donnerstag war Pressetraining, Freitag Wiegen und samstags der Kampf“, sagt sie. Ihr Rezept, um die Wartezeit zu überbrücken? „Ich bin das ganz ruhig angegangen.“ Am Kampftag frühstückt sie, geht spazieren, ruht sich aus. Mit Benjamin Romero, ihrem Trainer bei der TG Hanau, fährt sie abends zur Halle und schaut sich die ersten Kämpfe an. „Um 19 Uhr haben wir die Bandagen angelegt.“ Gegen 21.30 Uhr ist ihr Auftritt. Mit „Synchronize“ von Milky Chance läuft sie in den Ring, wie bei ihrem letzten Duell auf dem Bieberer Berg. „Ich bin cool und fokussiert geblieben. Auf meine Gegnerin war ich eingestellt. Sie ist eine, die nach vorne marschiert“, erzählt sie über die Gegnerin. Typisch mexikanischer Stil, meint Bormann. „Sie hat viele Haken geschlagen und ist zum Körper gegangen.“ Lopez Corso ist nur 1,45 Meter groß, taucht oft ab, hält dazu ihren Kopf tief. „Trotzdem lief es gut, Ich konnte gut umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten.“ Mittlerweile ist Bormann wieder zuhause. Im Mai, nach dem Kampf auf dem Bieberer Berg, nähte sie der Ringarzt in den Stadion-Katakomben mit mehreren Stichen. „Dieses Mal habe ich nichts Großes abbekommen“, sagt sie. Jetzt stehen erst mal drei bis vier Wochen Trainingspause an. Doch wenn es nach Bormann, Kampfname „Babyface“, geht, soll der nächste Fight vielleicht schon zum Jahresende, in jedem Fall aber im Winter stattfinden. Allerdings nicht gegen Tina Rupprecht. Ein baldiges Duell mit der WBC-Weltmeisterin erscheint derzeit weiter unwahrscheinlich.

Manager Gottwald ärgert sich und ist überzeugt, dass Rupprecht seinem Schützling aus dem Weg geht. „Sarah ist die beste deutsche boxende Athletin“, sagt er. Seiner Sportlerin will er trotzdem zu einem Kampf mit Plattform verhelfen. Wenn es nach ihm geht, soll ihr nächstes Duell im Free-TV übertragen werden, auf Sport1. So könnten nicht nur mehr Zuschauer, sondern auch Sponsoren aufmerksam werden. Hauptberuflich arbeitet die Boxerin Bormann in einer Bäckerei. „Und da geht es nächste Woche auch gleich wieder weiter“, sagt sie.

VON JULIUS FASTNACHT