Gelnhäuser mit Leib und Seele

Dr. Rolf Müller hat am 1. Dezember seinen 75. Geburtstag gefeiert. Foto: PM

Dr. Rolf Müller ist ein Gelnhäuser wie aus dem Bilderbuch. In der Barbarossastadt geboren, zur Schule gegangen, hat er hier einen wesentlichen Teil seiner Berufstätigkeit verbracht.

Gelnhausen – Rolf Müller erblickte am 1. Dezember 1947 als Sohn einer Buchhändlerfamilie in Gelnhausen das Licht der Welt. Obwohl ihm eine Berufung als Pfarrer denkbar erschien, zog es ihn als gelernten „Schulmeister“ früh in die Politik. Zu den Stationen seiner Karriere zählten Ämter als Stadtverordneter, Kreis- und Landtagsabgeordneter und schließlich Staatssekretär in der Regierung des hessischen Ministerpräsidenten Walter Wallmann sowie als Studienrat am Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen.

Politik und Schule spiegeln aber nur einen Teil der Persönlichkeit von „Dr. ROM“ wider. Da ist an prominenter Stelle der Umgang mit der deutschen Sprache zu nennen. Kein Wunder, denn als studierter Germanist und Deutsch-Lehrer passt das. Doch dieser Ansatz allein greift zu kurz. Die Promotion zum Dr. phil. erfolgte erst 1988 während seiner Tätigkeit als hessischer Landtagsabgeordneter mit der Dissertation „Komödie im Atomzeitalter“. Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ diente als Basis.

Als Autor hat er selbst mehrere Bücher geschrieben, die sich nicht allein mit Sprache beschäftigen. Mit seinem neuesten Werk „Habgier – Karriere einer Todsünde“ hält er der Gesellschaft einen Spiegel vor und appelliert gleichzeitig an den Gemeinsinn, der immer mehr ins Hintertreffen zu geraten droht. Eine regelrechte Hommage an seine Heimatstadt Gelnhausen sind die Werke „Alte Gelnhäuser erzählen“ (Band 1 und 2), Sammlungen von Begebenheiten, Geschichten, Anekdoten, die sich rund um die Barbarossastadt zugetragen haben. „Lieber Handkäs´ als Worst Case“ ist hingegen eine Auseinandersetzung mit unzähligen Anglizismen, die eigentlich im Deutschen nichts zu suchen haben.

Rolf Müller und sein Engagement für den Sport gehören ebenfalls untrennbar zueinander. Als langjähriger Vorsitzender des Schwimmvereins Gelnhausen 1924 hat er sich vor Ort vergleichbare Verdienste erworben wie als langjähriger Präsident des Landessportbundes Hessen auf überregionaler Ebene. Für seine Leistungen rund um den Sport wurde er 2007 mit der Sportplakette des Landes Hessen geehrt. Sport und Politik sind über Jahrzehnte hinweg seine großen Leidenschaften. Fairness und Standfestigkeit sind dabei herausragende Eigenschaften, die für Anerkennung und Respekt in den eigenen Reihen – und beim Gegner sorgen. Das Porträt eines engagierten und zugleich heimatverbundenen Menschen wäre unvollständig ohne ein paar Streiflichter auf das Privatleben. Rolf Müller ist verwitwet und in zweiter Ehe verheiratet mit Marlies Mosiek-Müller. Er ist Vater von zwei Töchtern und mittlerweile beliebter Opa bei all seinen Enkeln. Über viele Jahre hinweg war Müller ein eifriger Sammler von Autogrammen prominenter Personen. Signaturen von Michail Gorbatschow und sogar von Papst Benedikt XVI. zählten ebenso dazu wie Autogramme von zahlreichen Größen des Sports.

In den vergangenen Monaten hat Müller nahezu alle Ämter aufgegeben. „Irgendwann ist Schluss“, meint er. Noch bis zum Ende des laufenden Jahres wird er Vorsitzender des Rundfunkrates beim Hessischen Rundfunk sein, dann ist auch diese letzte verbliebene Aufgabe zu Ende. Was dann bleibt, ist ein weiser Entschluss: Zeit für die Familie und die Enkel, die in den Jahren des politischen, sportlichen und gesellschaftlichen Engagements oft zu kurz gekommen sind.
upn