Große Spannbreite an Themen

Der „Tyroler“, gezeichnet von Maler Ludwig Emil Grimm, blickt von der Titelseite des neuen Mitteilungsblattes des Zentrums für Regionalgeschichte. Foto: PM

Das neue Mitteilungsblatt des Zentrums für Regionalgeschichte ist erschienen.

Region – Von der Titelseite der neuen Ausgabe blickt ein junger Mann: der „Tyroler“, gezeichnet von Maler Ludwig Emil Grimm. Der erst vor wenigen Wochen viel zu früh verstorbene Museumsleiter des Brüder-Grimm-Hauses in Steinau an der Straße, Burkhardt Kling, hatte dieses Werk erst kürzlich in einem Nachlass entdeckt und für das Mitteilungsblatt kunstwissenschaftlich eingeordnet.

Auf rund 70 Seiten enthält die aktuelle Ausgabe wieder eine Reihe interessanter geschichtlicher Fundstücke und Ausarbeitungen. Eine interessante Entdeckung gelang auch Dr. Jürgen Ackermann im Stiftsarchiv Aschaffenburg: Drei der Geschichtswissenschaft unbekannte Urkunden aus der Salzstadt Orb geben nun ausgewertet Kenntnisse über das Salzwesen im 15. und 16. Jahrhundert preis. Neben Bürgern und dem Klerus wurde der Kleinadel auf die Salzproduktion aufmerksam und fand wie auch benachbarte Landesherren finanzielle Vorteile, was den Aufschwung des Salzwesens von Orb bedeutend förderte.

Weitere Beiträge bieten eine Untersuchung von „Geld und Moral“ in Grimmelshausens Werk Simplicissimus aus der Feder von Carlo Storch. Zudem wird eine Darstellung und Bewertung des „Bruderkrieges am Necker“, unter anderem bei Hirschhorn, in den sich die Hanauer Turnerwehr am Ende der Revolution 1849 verwickelte, von Erhard Bus gegeben.

Am Beispiel von Mernes, dessen Pfarrkuratie ihr 100-jähriges Bestehen feiert, fragt Tobias Picard: „Kann eine politische Gemeinde als Garant geistlicher Präsenz dienen?“ Mit Blick auf das Sozialgefüge einer Pfarrei wertete Professor Dr. Jürgen Müller die Chronik der evangelischen Pfarrei Eichen-Erbstadt von 1919 bis 1938 aus, die die Pfarrer Heyde und Castendyck führten. Es entstand eine aufschlussreiche Milieustudie und der Abriss politischer Geschichte „zwischen Demokratie und Diktatur“.

Politische Zeitgeschichte behandeln die Beiträge von Karlheinz Schaldach: eine Bewertung der politischen Agenda der „Schlüchterner Zeitung“ in der Weimarer Republik sowie in „Landrat Kaiser und sein Fahnenstreit“ die tragische Gewalteskalation im Juni/Juli 1932 wegen existentieller Not der Bevölkerung: Eugen Kaiser stationierte Schutzpolizeieinheiten im Langenselbolder Rathaus, die wenige Wochen später bei Unruhen vier Arbeiter töteten.

Die Gelnhäuser Familie Becker weist im 18. und 19. Jahrhundert fünf Generationen an Zinngießern auf, die schließlich dann auch Galanteriewaren („Liebenswürdigkeiten“, zum Beispiel Modeschmuck) herstellten und vertrieben. Dass es sich lohnt, das zum Forschungsgegenstand zu machen, zeigt Kunsthistoriker Dr. Götz J. Pfeiffer.

Ein Nachruf auf die Gründerin des „Archivs Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis“ und Kulturpreisträgerin Ilse Werder würdigt das Lebenswerk und das Wirken dieser außergewöhnlichen Frau sowie ihren lebenslangen Kampf um die Rechte von Frauen.

Den Abschluss des aktuellen Mitteilungsblattes bildet ein Bericht zur Gedenkfeier des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Hessen auf der Kriegsgräberstätte Schlüchtern sowie der von Landrat Thorsten Stolz vor Ort gehaltene Redebeitrag anlässlich des Todesmarsches der Häftlinge aus dem KZ Katzbach in den Adlerwerken Frankfurt im März 1945.  

Das Mitteilungsblatt wird herausgegeben vom Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises, Amt für Kultur, Sport, Ehrenamt und Regionalgeschichte. Zum Preis von 7,50 Euro ist es im Bürgerportal des Main-Kinzig-Forums erhältlich. Zzgl. Versandkosten kann es bezogen werden bei: Main-Kinzig-Kreis – Zentrum für Regionalgeschichte, Barbarossastraße 24, 63571 Gelnhausen. z 06051 8514318; E-Mail: zfr[at]mkk[dot]de. Dort sind auch ältere Ausgaben zu erwerben.
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