Lärmreduzierung gefordert

In der gesamten Region ist Fluglärm ein großes Thema. Auf einer Pressekonferenz in Gelnhausen machen die Interessengemeinschaft Fluglärm und der Main-Kinzig-Kreis wieder darauf aufmerksam. Archivfoto: Christian Reinartz

Während der Corona-Pandemie kam es zu einem starken Rückgang von Flugbewegungen. Stille kehrte über den Gemeinden im Main-Kinzig-Kreis ein. Die Bürger konnten aufatmen. Das hatte aber auch zur Folge, dass das Thema Fluglärm seither aus dem Bewusstsein der Menschen und der Öffentlichkeit gerückt ist.

Region – „Das bedeutet aber nicht, dass das Thema weg ist. Es besteht Handlungsbedarf“, betonte Landrat Thorsten Stolz zusammen mit Eric Ludwig, dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Fluglärm Hanau-Kinzigtal (IGF) bei einer Pressekonferenz in Gelnhausen. „Das Thema Fluglärm und Belastung ist kein neues“, sagte Stolz. Anwesend war auch Holger Ullrich, Infrastrukturbeauftragter, Sachgebietsleiter Kreisentwicklung des Kreisausschusses des Main-Kinzig-Kreises und Vertreter der Fluglärmkommission.

Mit der geplanten Fertigstellung des Terminal 3 am Frankfurter Flughafen würden Anfang 2026 die Voraussetzungen für noch mehr Flüge geschaffen, erläuterte Stolz. Die laut Planfeststellungsbeschluss erlaubten 700 000  Flugbewegungen im Jahr seien noch nicht erreicht. Das möchten der Main-Kinzig-Kreis und die IG Fluglärm gemeinsam verhindern.

Eine aktuelle Studie zur „Belastung mit Fluglärm in den frühen Morgenstunden“, von der IGF beim Deutschen Fluglärmdienst (DFLD) mit Unterstützung des Kreises in Auftrag gegeben, bestätige, dass die Region Maintal bis Bad Orb besonders stark von diesem Problem betroffen sei. Der DFLD verfüge über die Daten aller Flüge der vergangenen Jahre, sagt Ludwig. Mit ihnen stellte der DFLD Berechnungen zu den Fluglärmbelastungen im Zeitraum Januar bis Juli an.

Sie ergaben, dass, obwohl das Fluglärmschutzgesetz die Zeiten zwischen 22 und 6 Uhr als Nachtruhezeiten definiert und ein eingeschränktes Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr am Frankfurter Flughafen besteht, Flüge über das Kinzigtal in der Zeit vor 5 Uhr verzeichnet wurden.

Bei diesen Überflügen handele es sich um Flüge mit einer Landezeit um genau 5 Uhr am Flughafen. In einem Zeitraum von Januar bis Juli 2023 konnte der DFLD insgesamt 241 168 Flugbewegungen zählen, davon insgesamt 17 027 in der Zeit zwischen 22 bis 23 Uhr und 5 bis 6 Uhr. Im Juli fanden um 5 Uhr in der ersten Viertelstunde 231 Flüge über den gesamten Monat verteilt statt. Das sind umgerechnet durchschnittlich 7,7 Flüge zwischen 5 und 5.15 Uhr am Tag. „Diese Zahlen sind hoch“, sagt Ludwig. Sie bestätigten, dass die Menschen in der ersten Viertelstunde ab 5 Uhr bereits mit besonders vielen Landungen belastet würden.

Weiter zeigen Karten die am meisten betroffenen Regionen im Juli und die zeitweise erreichten Pegelwerte. Zwischen 6 und 7 Uhr steige der Wert im westlichen Kreisgebiet auf über 40 Dezibel. Im Umkreis Hanau überschreite er zu dieser Morgenstunde einen Wert von 55 Dezibel. Es sei wichtig, auf diese Belastung hinzuweisen, betont Ludwig. Denn Fluglärm schade der Gesundheit.

Ob diese Belastung bewusst oder unbewusst wahrgenommen werde, die Schlafqualität leide trotzdem darunter. Folgen eines daraus resultierenden Schlafentzugs könnten Herzkreislauferkrankungen, psychische Erkrankungen und Diabetes sowie eine reduzierte Leistungsfähigkeit und Unkonzentriertheit bei Kindern in der Schule sein. Deswegen fordern die Bürgerinitiativen „eine drastische Reduzierung von Kurzstreckenflügen, ein absolutes Nachtflugverbot bis 6 Uhr, eine Verringerung der Flugbewegungen auf maximal 380 000 im Jahr, ein lärmreduzierendes Anflugverfahren und eine CO²- sowie volle Umsatzsteuer“.

Mit dieser Studie möchten Landrat Stolz und Ludwig ihrer Aussage nach einen Denkanstoß geben. „Müssen es immer mehr und weitere Flüge sein? Muss es überhaupt ein Flug sein?“, appellieren Landrat Stolz und Ludwig an die Vernunft. Wenn mehr Bürger auf Kurzstreckenflüge verzichten und stattdessen den Zug nach Rom oder Paris nehmen würden, sähe die Situation ganz anders aus, sagt Ludwig.

VON KRISTINA GELDT