Mehr Arbeit in den Auto-Werkstätten

Der Obermeister der Kfz-Innung, Eberhard von Keuz. Foto: PM

Nach bereits herausfordernden Vorjahren habe es auch 2022 keine einfachen Rahmenbedingungen für das Kraftfahrzeuggewerbe gegeben, sagt der Obermeister der KfZ-Innung Hanau-Schlüchtern, Eberhard von Keutz.

Region – Die Coronapandemie habe weiterhin die Lieferketten beeinflusst, aus dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hätten massive Preissteigerungen resultiert. Die Kfz-Unternehmer wollten sich davon jedoch nicht unterkriegen lassen.

„Ja, wir haben mit Inflation und einer extrem kostenintensiven Energieversorgung zu kämpfen“, sagt Eberhard von Keutz „aber wir wurden in der Geschichte unseres Gewerbes immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert – und haben Lösungen gefunden. Schwarzmalen ist keine Option.“

Ein Blick auf die Zahlen zeige, wie kräftezehrend die vergangenen Monate für die Branche gewesen seien. Der Autohandel leide massiv unter den extrem niedrigen Pkw-Neuzulassungen. „Wir stehen diesbezüglich vor dem schwächsten Autojahr seit der Wende“, so von Keutz. Hauptsächlich verursacht durch die Probleme in der Fahrzeugproduktion, bedingt durch gestörte Lieferketten, und die Null-Covid-Strategie in China. Auch das Geschäft mit Gebrauchtwagen leide darunter. „Weil die Verfügbarkeit der Neuwagen deutlich eingeschränkt sei, griffen die Kunden vielfach zu jungen Gebrauchtwagen. Der Zufluss dieser Fahrzeuge stagniere jedoch, da der Markt nicht ausreichend mit Leasingfahrzeugen und Mietwagen versorgt werde.

„Was uns im Kfz-Gewerbe aktuell positiv stimmt, ist das Werkstatt-Geschäft. Hier sind wir wieder auf dem Vorkrisen-Niveau von 2019 angekommen“, so von Keutz. „Die Menschen fahren ihre Fahrzeuge länger. Das Pkw-Durchschnittsalter liegt inzwischen bei zehn Jahren. Und je älter ein Fahrzeug ist, desto mehr Wartungen und Reparaturen sind notwendig.“

Für Zurückhaltung seitens der Kunden könnten laut von Keutz die angekündigten Änderungen bei der Förderung von E-Fahrzeugen sorgen. „Das reduzierte Fördervolumen mit einer Deckelung auf 2,5 Milliarden Euro sowie das Absenken der Förderschwelle im Laufe des Jahres 2023 wird die Kundinnen und Kunden bei Ihrer Entscheidung beeinflussen“, so von Keutz.

„Bei den Lieferzeiten von häufig zwölf Monaten oder länger weiß ich als Kundin oder Kunde ja gar nicht genau, wie hoch mein Prämienanspruch sein wird und ob ich überhaupt noch in den Genuss einer Prämie komme. Da ist zwischen 4500 Euro und Null alles möglich.“ betont von Keutz. Weil die Förderung von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen ab dem kommenden Jahr gestrichen werde, wackele zudem der Fortbestand dieser Fahrzeugkategorie. Aktuell machten Plug-in-Hybride derzeit rund 25 Prozent des Bestands an E-Fahrzeugen aus.

„Uns allen ist klar, dass wir einen starken Schub in Richtung CO2-neutraler Antriebsformen benötigen.“ Die Europäische Union verstehe sich hier als Treiber, setze hohe Hürden mit Flottengrenzwerten, die zurzeit nur mit E-Fahrzeugen erreicht werden könnten. Ganzheitlich CO2-neutral sei diese Antriebsart jedoch nur, wenn der dafür benötigte Strom grün sei und bereits die Fahrzeugproduktion klimaneutral gestaltet werden könne.

„Es stellt sich die Frage, wann wir diesen Zustand hier in Deutschland und Europa bei den angestrebten Wachstumsraten für E-Fahrzeuge erreichen können“, so von Keutz. Das Thema Ladeinfrastruktur gehöre ebenso dazu wie die Ertüchtigung der Stromnetze. Denn zurzeit könnten längst nicht überall Ladesäulen gebaut werden, ohne etwa Blackouts beim kollektiven Laden in Wohngebieten zu riskieren, glaubt er. „Wir haben noch viel zu tun, um die E-Mobilität dahin zu bringen, wo sie hin soll.“ „Wir sollten nicht nur einen Pfad verfolgen und andere klimaneutrale Antriebsarten wie synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff miteinbeziehen, auch um Verantwortung für den Fahrzeugbestand zu übernehmen.“
 how