Die NATO war in den letzten Jahrzehnten ein Beitrag zum Frieden. Der Großteil der Bürgerinnen und Bürger in den 29 Mitgliedstaaten der NATO hat nie einen Krieg miterlebt. Doch wir dürfen nicht blauäugig glauben, dass dies ein Automatismus ist. Unsere Welt wird heute immer unberechenbarer und die Herausforderungen nehmen zu. Kriege um Ressourcen, Machtstreben totalitärer Staaten, religiöser Extremismus und internationaler Terrorismus fordern uns und die Staatengemeinschaft heraus. Und unsere europäische Friedensordnung wird durch die völkerrechtswidrige russische Annexion der Krim und den Krieg in der Ostukraine sowie die hybride Bedrohung im Baltikum jeden Tag bedroht. Der Verstoß Russlands gegen den historisch auch für Deutschland so wichtigen INF-Vertrag zeigt einmal mehr, wie wichtig das Bündnis für uns auch heute noch ist.
70 Jahre bedeuten aber auch neue Debatten. Wir müssen als Deutsche darüber reden, ob wir in der Lage und willens sind, auch künftig unseren Beitrag zu leisten. Wir müssen auf der einen Seite unseren finanziellen Beitrag leisten, damit die Bundeswehr einsatzbereit ist. Wir dürfen aber auch selbstbewusst darauf verweisen, dass sich unsere Bündnispartner auf uns verlassen können. Täglich beweisen unsere Soldaten das - sei es in Afghanistan, wo wir der zweitgrößte Truppensteller sind, oder im Baltikum, wo unsere Flugzeuge den Luftraum schützen und ein Kampfbataillon an der Seite der Kameraden des Bündnisses in Litauen Dienst tut. So wie uns jahrzehntelang andere im Bündnis geschützt haben, so treten wir nun für unsere Verbündeten ein. So macht man das in einem Verteidigungsbündnis.
Auch in Zukunft sind wir Deutschen gut beraten, gemeinsam mit anderen Demokratien der westlichen Welt unsere Freiheit zu schützen - vor neuen Bedrohung im Cyberraum wie auch vor einer reinen Machtpolitik, die auf das Recht des Stärkeren setzt. In der engen Zusammenarbeit mit unseren Bündnispartnern verdanken wir diesem Zusammenschluss einen Raum der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Sicherheit. Dafür sind wir als Mitgliedsstaat gerne bereit, in Zukunft noch mehr Verantwortung zu tragen. Und dafür sollten wir als Bürgerinnen und Bürger jederzeit aufklären und werben.