Ei Gude, wie? Die Soziale Marktwirtschaft / Von Helmut Müller

Helmut Müller

Soziale Marktwirtschaft, gibt es die noch, oder gab es die jemals? Was ist das überhaupt? Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland in Schutt und Asche, war kein souveräner Staat mehr und stand unter Aufsicht der alliierten Siegermächte. Als Folge entstanden im Rest von Deutschland zwei Staaten, die Bundesrepublik und die DDR.

Während die Sowjetunion in der DDR viele Industrieanlagen abmontierte und in die Sowjetunion abtransportierte, wurde die Bundesrepublik mit dem Marshallplan wiederaufgebaut. Der Marshallplan, offiziell European Recovery Program (kurz ERP) genannt, war ein großes Konjunkturprogramm der USA, das nach dem Zweiten Weltkrieg dem an den Folgen des Krieges leidenden Westeuropa und den USA zugutekam.

Es bestand teils aus Krediten, vor allem jedoch aus Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren. Ja, fleißig waren die Menschen in beiden Deutschlands. Im „Kalten Krieg“ wurden sie zu den jeweiligen Schaufenstern ihrer Blöcke, der NATO und des Warschauer Paktes. Kalter Krieg wird der Konflikt zwischen den Westmächten unter Führung der USA und dem sogenannten Ostblock unter Führung der ehemaligen Sowjetunion genannt, den diese von 1947 bis 1989 mit nahezu allen Mitteln austrugen. Das Zauberwort des rasanten Aufschwungs in Westdeutschland hatte einen Namen, „Soziale Marktwirtschaft“. Soziale Marktwirtschaft ist ein gesellschafts- und wirtschaftspolitisches Leitbild mit dem Ziel auf der Basis der Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative mit einem gerade durch die wirtschaftliche Leistung gesicherten sozialen Fortschritt zu verbinden.

Ziel ist, das Prinzip der Freiheit auf dem Markt mit dem des sozialen Ausgleichs zu verbinden. Soziale Marktwirtschaft hat sich als Bezeichnung für die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland durchgesetzt. Die Soziale Marktwirtschaft wurde im Staatsvertrag von 1990 zwischen der Bundesrepublik und der DDR als gemeinsame Wirtschaftsordnung für die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vereinbart und wird als „Exportschlager“ propagiert. Die Europäische Union strebt laut Lissabonner Vertrag eine „wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft“ mit Vollbeschäftigung und sozialem Fortschritt an. Soweit die Theorie. Nach dem Krieg boomte die Wirtschaft und den Menschen ging es gut. Es entstand eine große Mittelschicht, die der Träger des friedlichen Miteinanders in unserer Gesellschaft wurde. Unter der Bezeichnung Mittelschicht versteht man jene Bevölkerungsgruppe, die in der Sozialstruktur zwischen einer Oberschicht und einer Unterschicht angesiedelt ist.

Seit der Wiedervereinigung 1989 ist unser soziales System ins Wanken gekommen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die Mittelschicht verschwindet allmählich. Altersarmut ist in unsere Mitte eingezogen. Es ist absehbar, dass die Rentner von Morgen nicht mehr von ihrer Rente leben können. Vom Mindestlohn kann man keine Familie ernähren. Das ist der Stoff aus dem Hass und Gewalt entstehen. Wenn wir sie beseitigen, legen wir die Sümpfe von Gewalt und Hass trocken und sie werden verschwinden. Lasst uns also Hand anlegen.

Ei Gude, wie!