Ohne Pommes und Eis nichts los

Menschenleer sind nicht nur das Wasser und die Liegewiese, sondern auch der Kiosk, der von der Villa Aurora betrieben wird. Foto: Axel Häsler

Langenselbold – Hochsommer, strahlender Sonnenschein und Hitze – ein kalter Sprung ins Wasser könnte Körper und Geist erfrischen. Doch am Kinzigsee in Langenselbold herrscht gähnende Leere. Vor zehn Tagen war das Wasser geimpft worden, zudem hatte man zwei Container mit Toiletten und Umkleiden aufgestellt.

Bademeister Christian Maywald glaubt zu wissen, warum die Saison so schleppend startet. „Wir haben viel zu spät geöffnet“, bedauert er. Das Selbolder Freibad war mehr als einen Monat schneller. Seit dem 12. Mai besuchen dort täglich hunderte Badegäste die Anlage. „In den ersten vier Wochen, bis zum 9. Juni, hatten wir schon knapp 4 000 Besucher“, berichtet Bürgermeister Timo Greuel (SPD). Da war an die Öffnung des Kinzigsees wetterbedingt noch gar nicht zu denken. Denn für die notwendige Impfung des Gewässers mit Kalk und Fällmitteln musste die Wassertemperatur drei Tage hintereinander mindestens 18 Grad betragen. Erst am 16. Juni konnte der Prozess starten, drei Tage später wurden dann die Pforten geöffnet. „Besucherandrang gab es am ersten Tag nicht. Es waren nicht mal 400 Menschen da“, sagt Maywald. Doch abgesehen vom späten Saisonstart, woran liegt das? „Der Kiosk ist geschlossen. Das schreckt die Leute ab“, glaubt der Bademeister. Schwimmen und Pommes, zum Nachtisch ein Eis, das gehört offensichtlich zusammen. So wie im Freibad, wo die Gäste während der Öffnungszeiten schnell und unkompliziert einen kleinen Imbiss genießen können.

Während der Kinzigsee von der Stadt betrieben wird, liegt der Kiosk in privater Hand. „Wir sind in engem Austausch mit dem Eigentümer, dem Betreiber der Villa Aurora“, erzählt Bauamtsleiterin Verena Margraf. Der Gastronom führt unmittelbar neben dem Strandbad ein Restaurant mit deutsch-italienischer Küche.

„Es ist eben ungewiss, wie viele Menschen kommen, da muss der Betreiber in Vorleistung gehen, was natürlich schwierig ist“, sagt die Bauamtsleiterin. Die Stadt sei jedoch bemüht, sich mit der Villa Aurora zu einigen, sodass die Besucher bald nach ihrer Schwimmeinheit eine kleine Stärkung bekommen können. In der Vergangenheit sei es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen dem Gastronomen und der Stadt gekommen, berichtet Margraf.

Immer wieder habe die Stadt die unregelmäßigen Öffnungszeiten, das kleine Angebot und die Preise kritisiert. Seit letztem Jahr hätten sich Verwaltung und Betreiber jedoch auf moderate Kosten einigen können, sagt Margraf. Und endlich stünden auch Pommes und Softgetränke auf der Speisekarte.

Immer mal wieder seien auch Foodtrucks als Alternative zum Kiosk im Gespräch gewesen, doch der Aufwand mitsamt Stromversorgung sei bislang zu groß, sagt die Bauamtsleiterin. Auch wolle man den bisherigen Betreiber halten und sei um eine optimale Lösung für alle bemüht, meint Margraf.

Bademeister Christian Maywald sorgt derweil für Sauberkeit auf dem Areal: „Jeden Morgen sammle ich zwei Stunden Gänsekot ein, damit die Gäste ein angenehmes Badeerlebnis haben.“

Ein weiterer Punkt, der aber außerhalb des Einflussbereiches von Christian Maywald liegt, sind die verkürzten Öffnungszeiten des Strandbades: Weil es nicht genug Rettungsschwimmer gibt, ist der Kinzigsee momentan nur zwischen 10 und 20 Uhr zugänglich. Auch hier kann das Freibad mehr bieten: Es hat drei Stunden am Tag länger geöffnet, dienstags und donnerstags sogar vier Stunden. Erst in den Sommerferien sollen die Öffnungszeiten des Strandbades um zwei Stunden ausgeweitet werden. Den ganzen Winter hat Christian Maywald mit seinen Kollegen die Wände im alten Toilettenhäuschen neu gemauert. Doch für die Sanierung der sanitären Anlagen sind Tiefbauarbeiten erforderlich, bei denen mehr als 1400 Meter laufende Leitungen für Warmwasser verlegt werden müssen. Deswegen verzögern sich die Umbauarbeiten voraussichtlich bis in den Herbst. Als Alternative stehen nun zwei weiße Container auf dem Gelände mit Toiletten und Umkleidemöglichkeiten, einer davon ist behindertengerecht. Die Container seinen hygienisch und ein guter Ersatz für die Zeit, in der das Toiletten- und Umkleidehäuschen noch im Umbau sei.

Das Schwimmererlebnis im See ist nach Ansicht des Bademeisters keineswegs getrübt: „Vom Wasser bis zur Toilette ist alles gereinigt und bereit zum Einsatz.“

Christian Maywald ist natürlich als Bademeister auch für die Sicherheit der Schwimmer verantwortlich und hat dabei den ganzen Kinzigsee im Blick, um im Notfall mit seinen Rettungsschwimmern einzugreifen: „Bislang kamen wir aber noch nicht zum Einsatz, es war alles ruhig.“ Er hofft, dass bis zum Beginn der Sommerferien wieder viele Familien an den See zurückkehren werden. So wie früher.

VON LISA MARIELLA LÖW